Zwang zur Prostitution "nicht so ungewöhnlich"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Fälle sexueller Ausbeutung wie jener einer 30-jährigen slowakischen Pflegerin in Niederösterreich nehmen zu.

Wien/Apa. Ein in Niederösterreich aufgedeckter Fall der Zwangsprostitution – ein 46-jähriger Invalidenrentner soll eine 30-jährige slowakische Pflegerin monatelang gezwungen haben, Freiern im Keller seines Hauses zur Verfügung zu stehen – sei „gar nicht so ungewöhnlich“, erklärt Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt. Die Ermittler registrieren eine Zunahme erzwungener Sexarbeit in illegalen Etablissements.

Drei Varianten sexueller Ausbeutung listet Tatzgern auf. Zum einen gebe es die legale Prostitution in legalen Etablissements. Der „eindeutig illegalen Prostitution“ werde in Räumlichkeiten wie Wohnungen und Massagesalons nachgegangen. In solchen Wohnungen bieten meist drei bis fünf Damen, oft Opfer von Menschenhändlern, Sexdienste an. Die dritte Variante, in die auch der Fall in Niederösterreich passt, ist die sexuelle Ausbeutung im privaten Bereich.

Freier via Internet geworben

In dem vorliegenden Fall vermutet das Landeskriminalamt Niederösterreich (Ermittlungsbereich Menschenhandel) mehr Opfer als die Slowakin und eine im Zuge der Ermittlungen ausfindig gemachte Litauerin, die zur Prostitution gezwungen wurden. Die Kunden seien in diversen Internetforen geworben worden.

Der 46-Jährige soll geplant haben, im Raum Stockerau ein „Studio“ aufzumachen. Nach Angaben der Landespolizeidirektion hatte er die Arbeit als Pflegehelferin suchende 30-jährige Slowakin, die dann im Keller seines Hauses ab Ende Mai 2012 Freiern zur Verfügung stehen musste, via Internet kennengelernt. Er soll angekündigt haben, ihr eine Stelle in Tulln zu verschaffen und hatte sie eingeladen, bei ihm zu wohnen, um sich Geld für ein Quartier zu sparen. Erst im August gelang es der Slowakin dann, Kontakt zu einer Bekannten aufzunehmen, die Anzeige erstattete.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2013)

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