Blutbad in NÖ: Drei Tote im Einfamilienhaus

Blutbad Drei Tote Einfamilienhaus
Blutbad Drei Tote Einfamilienhaus(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In Marchegg in Niederösterreich erschoss ein Familienvater seine Ehefrau und seine Tochter. Der Mann war legal im Besitz von zwei Schusswaffen - und zuletzt in psychiatrischer Behandlung.

Marchegg. Woran merkt man, dass etwas Furchtbares passiert ist? An den Gesichtern der Leute, deren Ausdruck - irgendwie fassungslos und neugierig -, die in kleinen Gruppen auf der Straße stehen. Und am Polizisten, der sich ruhig, aber bestimmt postiert hat. Ansonst sieht es hier aus, wie an vielen Plätzen in Österreich: eine Wohnsiedlung, Gärten, ein zartlila Einfamilienhaus.

In Marchegg in Niederösterreich hat ein 47-jähriger Familienvater seine Frau (48) und seine jüngere Tochter (23) erschossen. Der Mann war nach Polizeiangaben schon in psychiatrischer Behandlung, weil er gesundheitliche Probleme hatte. Er war aber auch legal im Besitz zweier Schusswaffen. Das Protokoll der Bluttat liest sich so: „Wir haben eine Anzeige um 9.10 Uhr in der Polizeiinspektion Lassee erhalten", sagt der stellvertretende Bezirkspolizeikommandant Eduard Macho.
Der Chef der Ehefrau soll sich gewundert haben, weil seine immer zuverlässige Mitarbeiterin nicht zur Arbeit erschienen ist. Außerdem hatte er wohl eine ungute Vorahnung. Er suchte selbst ihr Haus auf, und weil diese ihm nicht öffnete, ging er zum Haus der Mutter der Frau. Diese alarmierte dann die Polizei.

„Sie hat von psychischen Problemen ihres Schwiegersohnes erzählt", sagt Macho. Daraufhin ist die Cobra ausgerückt. „Reine Routine. Weil man gewusst hat, dass der Mann zwei Waffen besitzt", sagt Macho. Doch die 20 Mann starke Einheit kam zu spät. Nachdem das Haus umstellt worden war und sie sich Zutritt verschafft hatten, fanden sie nur mehr drei Leichen - alle durch Kopfschüsse getötet. Die Mutter lag in ihrem Bett im Erdgeschoß, die Tochter in ihrem Bett im Dachgeschoß, der Vater dort auf dem Boden.

Die Polizei geht vorläufig davon aus, dass der Mann seine Ehefrau und seine Tochter erschossen hat. Das letzte Lebenszeichen der Familie gab es am Dienstag gegen 20 Uhr, als der Mann mit seiner älteren, 26-jährigen Tochter, die in Wien lebt, telefoniert hat. Polizei-Gerüchten zufolge soll er versucht haben, sie in diesem Gespräch nach Marchegg zu locken.

Warum im Besitz einer Waffe?


In Marchegg fragt man sich seither: Hätte man die Tat verhindern können? Wieso hat der Mann überhaupt eine Waffe besessen, wenn er psychische Probleme hatte, wie es Nachbarn vermuteten und mittlerweile auch die Polizei bestätigte? Zuerst hatte es bei der niederösterreichischen Landespolizei geheißen, dass man von psychischen Auffälligkeiten nichts gewusst zu haben. Sonst wären ihm die Waffen weggenommen worden. So ein Polizeisprecher. Am Abend bestätigte Landespolizei-Chef Franz Polzer, dass das Motiv für die Tat vermutlich in den gesundheitlichen Problemen des Mannes liege, wegen denen er schon in psychiatrischer Behandlung gewesen sei.

Tatsächlich ergibt die Nachschau in den Akten des Bezirkskommandos nur Harmloses: einen Verkehrsunfall und eine Verkehrsstrafe. Was nicht heißt, dass keine ernsthafte psychische Erkrankung beim Verdächtigen vorlag: In der Regel erfährt die Polizei davon nämlich meist nur, wenn sie selbst zu einer zwangsweisen psychiatrischen Einweisungen gerufen wird. Ansonsten gilt die ärztliche Verschwiegenheit, bei zwangsweisen Einweisungen ohne Polizei obliegt es der Einschätzung des Amtsarztes, ob er etwa die für Waffenbesitz zuständigen Beamten informiert. Der mutmaßliche Täter selbst wurde bereits mehrmals im Zuge der Routinekontrollen gemäß des Waffengesetzes überprüft, zuletzt 2008. Heuer wäre die nächste Überprüfung angestanden. Aufgefallen ist den Beamten dabei nichts.

Nie Kontakt gesucht

Auch in der Straße in Marchegg weiß man nicht viel über den 47-Jährigen zu erzählen. Der Mann sei ein Eigenbrötler gewesen, habe zwar freundlich gegrüßt, aber nie Kontakt gesucht. Das Gleiche gelte für seine Frau und die Töchter. Nur Streit wegen einer verparkten Einfahrt habe es einmal gegeben. Angst hätte nie jemand vor ihm gehabt, dafür kursieren Gerüchte, dass der Mann einen Hirntumor hatte. Es sei ihm deswegen schlecht gegangen, er soll die Ehefrau auch immer schlechter behandelt haben.

(C) DiePresse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2013)

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