88-Jährige und Heimhilfe getötet: Keine Geständnisse

Die zwei Verdächtigen bekannten sich im Wiener Straflandesgericht
Die zwei Verdächtigen bekannten sich im Wiener Straflandesgericht "nicht schuldig".(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Zwei Männer sollen im Juni in Meidling eine 88-Jährige und deren Heimhilfe erstochen und die Leichen angezündet haben, um an Bargeld und Schmuck zu gelangen.

Keine Geständnisse hat es am Freitag im Wiener Straflandesgericht beim Prozessauftakt um einen spektakulären Doppelmord in einer Gemeindebau-Wohnung in Wien-Meidling gegeben. Andreas B. (47) und Martin Sch. (35), die am 22. Juni 2012 die 88 Jahre alte Stephanie V. und ihre Heimhelferin Halina H. (54) in der Böckhgasse erstochen und die Leichen zur Beseitigung allfälliger Spuren angezündet haben sollen, haben sich "nicht schuldig" bekannt. Der Schwurprozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt.

Die beiden Angeklagten versicherten, sie hätten sich nicht am Tatort befunden. Das ihnen von der Anklage unterstellte Motiv - Geldsorgen, die sie mit einem Raubüberfall lindern wollten - ließen sie nicht gelten. Ihre nicht unbeträchtlichen Verbindlichkeiten hätten sie als keine existenzielle Belastung empfunden, betonten sie. Andreas B. räumte ein, mit 7.000 Euro in der Kreide gestanden zu sein, aber er habe "immer a Geld" gehabt: "Ich hab' net viel, aber i hab nie was anschreiben lassen. So was gibt's bei mir net."

Martin Sch. behauptete ebenfalls, nicht unter seinen Geldproblemen gelitten zu haben, obwohl er ab August 2008 Gehaltspfändungen zu gewärtigen hatte. Zulagen seien davon nicht betroffen gewesen: "Meine Finanzen waren geregelt. Ich hab' alles unter Dach und Fach gehabt."

Vor allem DNA-Ergebnisse belasten die Männer allerdings massiv. Im Eingangsbereich der Wohnung hatte die Polizei einen Zigarettenstummel entdeckt, auf dem sich DNA-Spuren des 16-fach vorbestraften Andreas B. fanden. "Wie ich das g'hört hab', hat's mich aus allen Wolken g'haut. Ich kann mir das absolut nicht vorstellen. Das muss jemand hing'haut haben", nahm der 47-Jährige dazu Stellung. Er sei starker Raucher, habe 40 Zigaretten täglich verbraucht. Ein Unbekannter müsse irgendwann einen Stummel eingesteckt und am Tatort hinterlassen haben, um eine falsche Spur zu legen und den Tatverdacht auf ihn zu lenken, gab Andreas B. zu Protokoll.

Auf die Frage, wem er so etwas zutraue, erwiderte der Mann, der bereits zehn Jahre wegen zweier Raubüberfälle im Gefängnis verbracht hat: "Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich hab' keine Feinde."

Auch Martin Sch. wird von "Kommissar DNA" belastet. Nach seiner Festnahme fanden Beamte bei einer Hausdurchsuchung eine Jeans und einen Gürtel, an denen sich die genetischen Merkmale der getöteten Heimhelferin nachweisen ließen. Der 35-Jährige erklärte das nun damit, der Täter müsse sich unter den Gästen seines Stammlokals befinden. Der Unbekannte habe offensichtlich seine Kleidung mit dem fremden Blut verunreinigt und dieses bei einer Begegnung im Lokal an ihm "abgerieben": "Man hat sich dort immer innig gegrüßt. Umarmt, Bussi links, Bussi rechts. Ich hab' mit vielen Leuten Kontakt gehabt." "Am Gürtel?" zeigte sich die Richterin verwundert.

Als Halina H. gegen 11.30 Uhr nach getaner Arbeit die Wohnung der 88-Jährigen Stephanie V. verlassen wollte, wurde sie laut Anklage unmittelbar nach dem Öffnen der Tür von den draußen wartenden Männern mit einem Faustschlag attackiert, der einen Nasenbeinbruch zur Folge hatte. Die 54-Jährige taumelte zurück in die Wohnung und versuchte ins Schlafzimmer zu flüchten, als einer der Täter mit einem Messer auf sie einzustechen begann.

Gezählte 19, teils mit äußerster Wucht geführte Stiche trafen Halina H. Als sie zu Boden stürzte, wurde sie noch mit Fußtritten und Schlägen traktiert. Sie hatte ebenso keine Überlebenschance wie Stephanie V., die der Anklage zufolge vom zweiten Angreifer in der Küche mit 14 Messerstichen zu Tode gebracht wurde.

Im Stauraum einer Eck-Sitzbank fanden die Eindringlinge dann das Bargeld und zudem ein Goldcollier, Ringe und weiteren Schmuck der Wohnungsinhaberin. Darin erblickt der Staatsanwalt das Motiv für die Bluttat: Der Sohn der 88-Jährigen soll im Cafe "Magaluf" auf der Wienerbergstraße im angeheiterten Zustand regelmäßig über einen hohen Bargeld-Betrag berichtet haben, den seine Mutter daheim aufbewahre. Die Angeklagten Andreas B. und Martin Sch. waren Stammgäste im "Magaluf", finanziell angeschlagen und laut Anklage der Spielsucht verfallen. Sie sollen sich daher zu einem Raubüberfall entschlossen haben.

Nach der Bluttat sollen sie die beiden Leichen mit Gewand bedeckt und angezündet haben, ehe sie den Tatort verließen. Nachbarn bemerkten rasch die Flammen und verständigten die Feuerwehr, die ein Ausbreiten des Brandes unterbinden konnte.

(APA)

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