ÖBB verkürzen Reisezeit von Wien nach Prag

Siemens liefert 16 railjet-Züge an Tschechien und will den Verkauf in CEE-Läner intensivieren.
Siemens liefert 16 railjet-Züge an Tschechien und will den Verkauf in CEE-Läner intensivieren.(c) EPA
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Ab Dezember 2014 wird gemeinsam mit der Tschechischen Bahn eine direkte Railjet-Verbindung ab Graz angeboten. Von Wien soll die Fahrt nur noch vier Stunden und zehn Minuten dauern.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und die Tschechische Bahn (CD) setzen auf eine neue und schnellere Direktverbindung zwischen österreichischen und tschechischen Städten. Ab Dezember 2014 kommen im Zweistundentakt Railjet-Züge "made in Austria" zwischen Graz und Prag zum Einsatz. Durch dieses Angebot werde die Fahrzeit sinken und der Komfort steigen, sagte ÖBB-Chef Christian Kern am Mittwoch bei der Präsentationsfahrt des Railjet in Tschechien. Die ÖBB und die CD rechnen mit einem deutlichen Zuwachs an Fahrgästen.

Konkret wird die Fahrzeit zwischen Wien und Prag um 30 Minuten auf vier Stunden zehn Minuten verkürzt. Von Wien aus ist man dann mit der Bahn schneller in Prag als in Villach, denn bis zum Kärntner Bahnknoten braucht der Railjet vier Stunden 16 Minuten. Von Graz nach Prag sinkt die Reisezeit um eine knappe Stunde auf sechs Stunden 50 Minuten - und dauert etwas länger als Wien-Bregenz. Zwischen Graz und Prag kommen künftig drei ÖBB-Railjets und sieben CD-Railjets zum Einsatz. Ohne Umsteigen ist damit eine Reise von Graz bzw. dem Wiener Hauptbahnhof nach Brünn und Prag möglich.

Konkurrenz zu Auto und Flugzeug

Kern sieht das neue Angebot genau passend für die Strategie der ÖBB: Die Bundesbahn will Hauptstädte und andere Städte in einem Umkreis von einigen hundert Kilometern mit dem bis zu 230 km/h schnellen Railjet bedienen und damit direkte Konkurrenz für Auto und Flugzeug sein. Die Verbindung nach Tschechien werde von den Fahrgästen sicher angenommen und signifikantes Wachstum generieren, ist er überzeugt. So sei auf der Südbahn allein durch den Einsatz des modernen Railjet ohne Verkürzung der Fahrtzeiten die Zahl der Passagiere um fünf Prozent gestiegen. Die Kooperation mit den ebenfalls staatlichen tschechischen Bahn sei ein erster Schritt zu weiterer Zusammenarbeit mit dem Partner, beide Länder seien im Bahn-Fernverkehr bereits liberalisiert. Die Tschechen könnten durch das neue Angebot ihre Position gegenüber dem neuen Mitbewerber stärken. Gespräche über eine mögliche Beteiligung der ÖBB an der CD gebe es aber keine, so Kern.

Für den Generaldirektor der CD (Ceske Drahy), Petr Zaluda, bietet die neue Verbindung ebenfalls Wachstumschancen: Zielgruppe seien nicht nur österreichische Touristen, sondern auch für viele Tschechen werde die Bahnreise auf der landschaftlich reizvollen Strecke interessant. Über spezielle Angebote etwa zu Kunstausstellungen oder Events in Österreich wolle man zusätzliche Anreize für Kurztrips bieten.

Außerdem spielt der Bahn eine Großbaustelle in die Hände: So erwartet Zaluda, dass eine siebenjährige Sanierung der Autobahn Prag-Brünn mehr Autofahrer zum Umstieg auf die Bahn bewegen wird. Die Finanzierung des Railjet-Auftrags sei gesichert, das Geld werde aus Mitteln der CD und möglicherweise aus Schuldverschreibungen aufgebracht. Direkte staatliche Mittel werde man nicht anzapfen. Der tschechische Staat mische sich im allgemeinen in die Geschäfte der tschechischen Bahn nicht ein, meint Zaluda. Historisch gesehen seien die Tschechen begeisterte Bahnfahrer, nach der Wende hätten viele Autos gekauft. Wegen des hohen Benzinpreises sei aber ein Wechsel zurück zum Zug zu beobachten. Zahlreiche "Trainspotter", die in den Bahnhöfen entlang der Strecke nach Prag auf der Jagd nach dem besten Foto teils auf den Gleisen turnten, zeigten ihr Interesse am Railjet.

Rahmenvertrag mit Siemens für 16 Züge

Die CD hat mit Siemens einen Rahmenvertrag über 16 Railjet-Züge abgeschlossen, sieben davon werden zunächst abgerufen. Der Gesamtvertrag hat ein Volumen von 200 bis 220 Mio. Euro, für die ersten sieben Zügen fließen rund 100 Millionen Euro in die Siemens-Kassen. Produziert wird der tschechische CD-Railjet so wie der ÖBB-Railjet in Österreich, die Drehgestelle kommen aus Graz, die Fertigung wird in Wien-Simmering vollzogen. Rund 200 Arbeitsplätze werden durch den 100 Millionen-Auftrag für ein Jahr gesichert, rechnet Siemens-Manager Arnulf Wolfram vor. Die Züge "made in Austria" seien vom Kosten-Nutzen-Verhältnis für Österreich entwickelt und für ähnlich große Länder mit ähnlicher Topographie ideal. Mit dem tschechischen Auftrag werde nach dem Auslaufen des ÖBB-Auftrags die Fertigung in Österreich wieder ausgelastet. Der tschechische Auftrag sei ein "Durchbruch", nun werde man sich um weitere Bestellungen aus der CEE-Region bemühen.

(APA)

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