Wiens Busse: Umstieg auf Mercedes

Wiens Busse Umstieg Mercedes
Wiens Busse Umstieg Mercedes(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Mit weißem Rauch und rotem Vorhang wurde die neuen Busflotte präsentiert. Jeder zweite Bus wird bis 2016 getauscht, die Wiener Linien kehren zu Dieselantrieb zurück.

Wien/Cim. Der große Unterschied zu den alten Bussen der Wiener Linien ist nicht sichtbar. Man riecht ihn. Lösungsmittel, Kunststoff, Gummi – und doch angenehm. Der typische Neuwagenduft eben. Auch wenn diese, die deutlichste Neuerung, wohl nicht von Dauer sein wird, haben die Wiener Linien ihre Busse, die ab Herbst in Wien unterwegs sein werden, am Donnerstag pompös in Szene gesetzt.

Rote Vorhänge wurden eigens in der Busgarage RAX in Favoriten aufgehängt und theatralisch zur Seite gezogen, weißer Rauch stieg vom Boden auf, dazu dröhnten die Rolling Stones: Großer Auftritt – Pardon, Einfahrt – der drei neuen Modelle. Ein Mercedes, ein Volvo und ein Siemens-Rampini. Umweltfreundlicher, komfortabler und leiser sollen die neuen Busse sein, die ab Herbst sukzessive in Verkehr gebracht werden, versichert Günter Steinbauer, der Geschäftsführer der Wiener Linien.

Rot oder weiß? Voten über Design

Und die Wiener werden in Zukunft vor allem Mercedes fahren. Genau genommen Mercedes Citaro. 217Gefährte – in einer längeren und einer kürzeren Variante – dieses Modells kaufen die Wiener Linien, dazu kommen zwölf Elektro-Busse des Herstellers Siemens-Rampini und sechs Hybridmodelle von Volvo. Die Kosten für den Buswechsel belaufen sich auf 60Mio. Euro. Mit diesen Gefährten wird bis 2016 etwa die Hälfte der Busflotte, die rund 500 Fahrzeuge umfasst, erneuert. Und so erneuern die Wiener Linien in den nächsten Jahren das Straßenbild, mitunter das Lebensgefühl der Wiener – zumindest jener, die Bus fahren.

Die optischen Details sind noch nicht ganz fix. Sicher ist, die Busse werden wie bisher in Rot-Weiß gehalten. Zwei Varianten stehen nun (bis 10. Mai) auf der Website der Wiener Linien zur Abstimmung: Bei einem Design dominiert Rot, beim anderen Weiß.

Was das Lebensgefühl der Busfahrer aber wirklich verändern wird, das steckt im Inneren, und da geht es wieder um die Nase: Sämtliche neuen Busse sind klimatisiert. Und auch abgesehen davon soll das Leben im Bus komfortabler werden: vor allem mit Kinderwagen oder Rollstühlen.

Denn das Türsystem der Mercedes Citaro ist völlig neu. Die Türen schwenken nach außen, dadurch braucht man keine Glastrennwände im Türbereich mehr, der Ein- und Ausstiegsbereich wird größer. Auch die Durchgänge im gesamten Bus sind breiter und die Niveauunterschiede geringer. Außerdem sollen die Busse innen heller und durchgehend videoüberwacht sein.

Rückkehr zu Dieselmotoren

Bisher waren die Wiener vor allem in Bussen des Herstellers MAN unterwegs. Dieser hatte sich an der Ausschreibung beteiligt, ist aber nicht mehr zum Zug gekommen.

Und mit dem Hersteller wechseln die Wiener Linien auch den Antrieb: Statt mit Flüssiggas wie bisher werden die neuen Busse vor allem mit Dieselmotoren unterwegs sein. Nur für die Innenstadt werden zwölf Elektrobusse angeschafft, auf den übrigen Strecken werden die sechs Hybridbusse von Volvo als Testlauf eingesetzt. Um die ganze Flotte auf Hybridmotoren umzustellen, dafür sei die technische Entwicklung noch nicht ausgereift genug, heißt es von den Wiener Linien. Zwei Jahre lang haben diese gemeinsam mit der TU Graz Antriebe getestet, dabei habe sich gezeigt, dass die Schadstoffemissionen der getesteten Hybridbusse höher seien als jene der Mercedes-Busse, die nun gekauft werden. Allerdings wird die Flotte bis 2016 nur zur Hälfte getauscht, um die Entwicklung zu beobachten und dann, in einem nächsten Schritt, eventuell auf Hybrid-Technologie umzusteigen, heißt es. Das Maximalalter der Busse werde künftig von 15 auch acht Jahre reduziert.

Alte Busse werden verschrottet

Der Flüssiggasantrieb, wie er bisher im Einsatz war, habe sich schlichtweg nicht durchgesetzt, es gebe dafür kaum mehr Anbieter. Und dieser Antrieb sei – neben dem Alter von 15 Jahren – ein Grund, warum die ausrangierten Busse niemand mehr haben will. Sie werden ab Herbst verschrottet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2013)

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