Watschen und Spucken: Kontrollore als Opfer

Kontrollore Opfer
Kontrollore Opfer(c) APA
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81 Mitarbeiter der Wiener Linien wurden im Vorjahr bei ihrer Arbeit attackiert. Die "Schwarzkappler" sollen Vorkommnisse aktiv melden.

Wien/Eko. „Ich muss zum Zug“, sagte der Fahrgast. Wenige Sekunden danach lag Christian Aigner mit einer leichten Gehirnerschütterung auf dem Boden. „Ich hab' a Watschen kassiert“, erzählt der Kontrollor der Wiener Linien über jenen Vorfall, der sich im heurigen Jänner in der U-Bahn-Station Volkstheater zugetragen hat. Besondere Ironie: Der 60-jährige Mann, der Aigner attackierte, hatte sogar einen gültigen Fahrschein. Aigner ist einer von zwölf Mitarbeitern der Wiener Linien, die im ersten Quartal des Jahres Opfer von tätlichen Angriffen wurden. Und er kam noch recht glimpflich davon – erst vor rund einer Woche erlitt ein Kontrollor einen Nasenbeinbruch, als ihm ein junger Mann einen Kopfstoß versetzte.

Seit 2006 erhebt der Verkehrsbetrieb derartige Vorfälle, seit 2010 werden Mitarbeiter aktiv aufgefordert, sich in einem solchen Fall zu melden. Im Vorjahr verzeichnete man insgesamt 81 Übergriffe auf Kontrollore – immerhin weniger als 2010, als es noch 95 waren. „Bei 2,5 Millionen Fahrgästen pro Tag und rund 1200 Mitarbeitern mit Kundenkontakt ist das nicht viel“, sagt Geschäftsführer Eduard Winter. „Aber jeder Angriff auf einen Mitarbeiter ist einer zu viel.“

Fahrscheinkontrollore geraten von allen Mitarbeitern am häufigsten in solche kritischen Situationen. Vor allem sie, aber auch alle anderen Mitarbeiter mit Kundenkontakt werden deswegen extra in Deeskalation geschult. Dabei werden Strategien erarbeitet, dass es gar nicht erst zur Eskalation kommt – aber es wird auch gelernt, das Gegenüber richtig einzuschätzen, um einen Konflikt rechtzeitig zu entschärfen. Sollte es doch zu Gewaltanwendung kommen, wird ein eigenes Team losgeschickt, das den Mitarbeiter psychologisch betreut. 28 Laienhelfer und drei Notfallpsychologen sollen helfen, Folgeerkrankungen zu verhindern, aber auch dafür sorgen, dass der Mitarbeiter schnell wieder arbeitsfähig wird. Im Vorjahr, so die Information der Wiener Linien, wurde der freiwillige Dienst von rund 50Prozent der attackierten Mitarbeiter in Anspruch genommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2013)

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