NÖ-Landesausstellungen: Millionenpaläste der Peripherie

Landesausstellung NÖ
Landesausstellung NÖAPA/MANFRED HORVATH
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Alle zwei Jahre saniert das Land Niederösterreich um viel Geld Ausstellungshallen im Nirgendwo. Sobald das Großereignis vorbei ist, verfallen manche davon wieder in einen Dornröschenschlaf.

Vergessen Sie Brot und Wein – es ist die große Stunde des Christian Gschöpf. Während Landeshauptmann Erwin Pröll gestern, Freitag, im äußersten Nordosten Niederösterreichs unter großem Getöse die Landesausstellung eröffnet hat (siehe unten), ist knapp 200 Kilometer weiter, am anderen Ende des Landes, im Schloss St. Peter in der Au, die Ausstellung von Gschöpfs Werken eröffnet worden – weitgehend unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit.

Dabei hatte das Schloss in der beschaulichen 5000-Einwohner-Gemeinde im Grenzland zu Oberösterreich vor gar nicht langer Zeit seine eigene Stunde in der Sonne: 2007 war St. Peter Schauplatz der damaligen Landesausstellung „Feuer und Erde“. Sechs Millionen Euro wurden hier und im nahen Waidhofen an der Ybbs investiert, um die jeweiligen Schlösser für die von 401.800Menschen besuchte Ausstellung herauszuputzen. Nach deren Ende zog hier das Gemeindeamt von St. Peter ein.

Heute hat das Schloss als Veranstaltungsort nur noch regionale Bedeutung: Hochzeitsfeiern, gelegentliche Filmvorführungen und ein Adventmarkt machen den Großteil der Nutzung aus. „Wir sind ganz gut ausgelastet“, sagt Manager Rudolf Bräu – wirklich große Veranstaltungen habe es aber seit der Landesausstellung nicht mehr gegeben.

Alle zwei Jahre schüttet das Land Niederösterreich – unter Beteiligung der betroffenen Gemeinden – Dutzende Millionen aus seinem Kulturbudget fokussiert in eine bestimmte Region: 2007 machten die Investitionen in Infrastruktur, Ausstellungen und Begleitprogramm in Waidhofen und St. Peter rund 40 Millionen Euro aus. 2009 flossen 36,8 Millionen Euro in die Schau „Geteilt-getrennt-vereint“ in Horn, Raabs an der Thaya und Telč. 2011 wurde die Römer-Ausstellung „Erobern-Entdecken-Erleben“ in Carnuntum, Bad Deutsch-Altenburg und Hainburg mit 42 Millionen Euro ausgestattet. Das Land begründet das damit, dass diese Investitionen einerseits durch die Besucherzahl regionale Wertschöpfung in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe auslösen würden, andererseits in der Peripherie Ausstellungs- und Veranstaltungsräume mit Langzeitnutzen geschaffen würden.

Um 4,8 Mio. Euro saniert – für vier Events

Dass dieses Konzept nicht immer voll aufgeht, zeigt sich etwa am Beispiel des Lindenhofes im Waldviertler Raabs, 2009 für die Landesausstellung um 4,8 Millionen Euro adaptiert. Im ganzen Jahr 2012 fanden hier vier Veranstaltungen statt: zweimal Kabarettvorstellungen, einmal „Märchen für Erwachsene“ und eine „Oldiedisco“.

Weitaus besser ergeht es freilich ehemaligen Ausstellungshallen, die mitten in ihren Ortschaften liegen: Das – ebenfalls für die 2009er Landesschau extra renovierte – Kunsthaus Horn beispielsweise wird, quasi als Gemeindezentrum, wöchentlich für mehrere Vorträge, Konzerte oder Tanzabende genutzt. In der in den Archäologiepark Carnuntum integrierten Kulturfabrik Hainburg dagegen sind heuer neben einer Dauerausstellung gerade einmal neun Veranstaltungen angesetzt.

Dass es Anstrengungen braucht, aus einem solchen Dornröschenschlaf zu erwachen, zeigt sich etwa am Beispiel des Weinviertler Heldenbergs, dem Standort der Landesausstellung 2005: 27 Millionen Euro wurden hier investiert, 270.000 Besucher kamen – in den folgenden Jahren fiel die Zahl der Besucher des Heldenbergs auf rund 30.000. Erst 2010, nach der Neuaufstellung der Anlage und der stärkeren Integration eines Oldtimermuseums und des Sommerstalls der Spanischen Hofreitschule, sei es gelungen, wieder auf über 100.000 Besucher zu kommen, sagt Peter Steinbach, Bürgermeister von Heldenberg: „Nach der Landesausstellung waren wir in einem Loch – viele Leute hatten ja schon alles gesehen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2013)

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