Nach öffentlichem Druck gibt Berlakovich seinen Widerstand gegen das Verbot dreier Neonicotinoide auf. Praktisch ändert sich dadurch nur wenig.
Wien/Gr. Österreich wird seinen Widerstand gegen ein EU-weites Verbot dreier Neonicotinoide aufgeben und neue Förderungen unbekannter Höhe für Imker, Bauern und Forschungsprojekte zum Bienensterben aufsetzen. Das ist das Ergebnis eines als „Bienengipfel“ angekündigten Gesprächs zwischen Vertretern von Imkern, Bauern und Wissenschaft, zu dem Minister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) gestern, Dienstag, gebeten hat.
Der sichtlich zerknirschte Berlakovich, der vergangene Woche gegen ein Verbot gestimmt hatte, änderte seine Meinung angesichts öffentlichen Widerstands und eines Machtwortes von Parteichef Michael Spindelegger um 180Grad. „Unsere Lösung wurde von den Betroffenen nicht akzeptiert“, wiederholte der Minister mehrmals zur Frage, ob sein Nein zum Verbot ein Fehler gewesen sei.
Praktisch ändert dieser Meinungsumschwung aber gar nichts: Da sich im EU-Rat keine qualifizierte Mehrheit für oder gegen das Verbot gefunden hat, liegt die Entscheidung bei der Kommission – und sie wird wohl ein auf zwei Jahre befristetes Verbot verhängen, gleich, wie Österreich dazu steht. Während Imker und Wissenschaft Berlakovichs Schwenk begrüßen – „mit den Neonicotinoiden fällt ein, möglicherweise potenter, Baustein des Bienensterbens“, sagte etwa Karl Crailsheim von der Uni Graz –, geben sich Bauernvertreter verärgert: „Erschüttert“ sei man über die Vorgangsweise in Brüssel, sagt Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammern. Besonders Schweinebauern und Saatgutzüchter würden unter dem Verbot besonders zu leiden haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2013)