Wo schon in der Monarchie eisgelaufen wurde

Wien. Das Areal auf dem Heumarkt ist seit Jahrzehnten der traditionelle Platz der Wiener für Eissport. Seit zwei Jahren gehört es einer Investorengruppe, und die Diskussionen über die Art der Verbauung werden immer heftiger.

Wien/G.b. Eislaufen gehört in Wien seit vielen Jahrzehnten zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen im Winter. Tatsächlich gibt es in Stadt zahlreiche Möglichkeiten: Da ist einmal für Freunde des Natureises die in den Siebzigerjahren geschaffene Neue Donau (Entlastungsgerinne) mit ihren riesigen Eisflächen. An künstlichen Eisflächen ist noch der Eislaufverein Süd in Favoriten zu nennen oder zum Beispiel der traditionelle Engelmann in Hernals, wo man schon seit 1909 auf einer Kunsteisbahn am Dach eislaufen kann.

Rathausplatz immer beliebter

In den letzten Jahren hat freilich der Rathausplatz mit seinen weitverzweigten Möglichkeiten, im Rathauspark zu laufen, vielen Plätzen den Rang abgelaufen – aber nicht allen und ganz sicher nicht der Eisfläche auf dem Heumarkt.

Obwohl dieser Platz in den letzten Jahren an Glanz verloren hat, ist der Heumarkt der traditionelle Eislaufplatz der Wiener. Denn schon in der Monarchie wurden hier Runden um Runden gelaufen. Der Wiener Eislaufverein wurde 1867 gegründet, er betrieb seinen Eislaufplatz früher beim ehemaligen „Wiener Neustädter Kanal“ (heutige Wien-Mitte). Wegen der Wienflussregulierung und der Errichtung der Bahnanlagen beim Bahnhof Wien Hauptzollamt musste das Eisgelände 1899 weichen. Es übersiedelte schließlich auf das Gelände des früheren Reservegartens zwischen Lothringer Straße und Heumarkt – dem heutigen Standort. Zuerst wurde das Areal Olympion genannt und sollte dem Sport und der Musik gewidmet sein.

Immerhin: Das Wiener Konzerthaus wurde am Rand des Areals errichtet. Aber der größte Teil diente schon damals dem Sport – im Winter als Eislaufplatz und im Sommer als Tennisplatz.

Schon 1900 errichtete Architekt Ludwig Baumann eine Randbebauung für Garderoben und eine offene Orchesternische. 1912 wurde schließlich die Kunsteisbahn in Betrieb genommen – damit war eislaufen unabhängig von Außentemperaturen möglich.

Nach dem Krieg machte sich der Heumarkt auf Jahrzehnte hinaus auch einen Namen als Heimat der Catcher. 1960 fiel schließlich ein Drittel der Eisfläche dem Bau des Intercontinental Hotels zum Opfer.

Bis 2008 stand das Grundstück im Eigentum des Wiener Stadterweiterungsfonds. Dann wurde das Areal verkauft. Zu dieser Zeit tauchten schon die ersten Gerüchte auf, dass der gesamte Platz verbaut werden und der WEV abwandern soll. Zahlreiche Prominente aus Kultur und Eissport setzten sich für die Erhaltung des Geländes ein. Fix ist jedenfalls dass der Eislaufverein einen Pachtvertrag bis 2058 hat. 2010 ging das gesamte Grundstück an einen Investor über (siehe Interview oben). Das Areal soll dann ein Hauch von Rockefeller Center haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2013)

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