Wiener Heime: Bisher wurden 1200 Opfer entschädigt

Wiener Heime
Wiener Heime (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Die Stadt Wien zahlte bisher 21,2 Millionen Euro an die Opfer von Gewalt und Missbrauch in städtischen Heimen.

Wien/Apa. Die Stadt Wien hat bisher rund 1200 Menschen, die Opfer von Gewalt und Missbrauch in städtischen Heimen oder Privateinrichtungen unter städtischer Aufsichtspflicht wurden, finanziell entschädigt. Dafür wurden 21,2 Millionen Euro aufgewandt. Für die Abwicklung der Hilfeleistungen ist der Verein „Weißer Ring“ zuständig. Dort melden sich noch immer Opfer.

Insgesamt haben sich bisher 1713 Menschen an den „Weißen Ring“ gewandt. Neben Geld gibt es für sie auch psychologische Hilfe und Therapien. Das Gremium, das über Leistungen und Zahlungen entscheidet, hat in bisher 30 Sitzungen 1542 Fälle untersucht. 892 Menschen wurde dabei Unterstützung in Form psychologischer Hilfe und Therapien zugesprochen. Dafür hat der Verein 60.015 Einheiten Psychotherapie für rund 4,8 Millionen Euro genehmigt. Insgesamt hat die Stadt 31,5 Millionen Euro für die Opferentschädigung bereitgestellt.

Überwiegend männliche Opfer

61 Prozent der Betroffenen waren Männer, fast 38 Prozent der Opfer sind zwischen 1950 und 1959 geboren, 31 Prozent zwischen 1960 und 1969. In allen Fällen ging es um physische und psychische Gewalt, in rund 48 Prozent auch um sexualisierte Gewalt. Der „Weiße Ring“ verfügt auch über eine Auswertung, welche Einrichtungen von den Betroffenen besonders häufig genannt wurden: Das Heim auf dem Wilhelminenberg kam auf 319, jenes in Eggenburg auf 257 und jenes auf der Hohen Ware auf 202 Nennungen. Auch die Unterbringung bei Pflegeeltern konnte von Gewalt geprägt sein – davon erzählten 159 Opfer.

Die Vorfälle, die aufgearbeitet werden, liegen schon lange zurück. Seit der Heimreform im Jahr 2000 gibt es in Wien keine Großheime mehr. Kinder werden nunmehr in Wohngemeinschaften untergebracht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2013)

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