Jäger kontra Tierschützer: Woher kommen die Wölfe?

Jäger kontra Tierschützer: Woher kommen die Wölfe?
Jäger kontra Tierschützer: Woher kommen die Wölfe?(c) EPA (PETER STEFFEN)
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Die Schäden durch Wölfe haben sich zuletzt gehäuft. Nun kursieren Gerüchte, dass Tierschützer die Tiere heimlich angesiedelt haben sollen. Der WWF widerspricht - das sei gar nicht nötig, die Wölfe kämen von selbst.

Graz. „Schluss mit der Hetze auf geschützte Tierarten.“ Geht es um den Wolf, wird die Tier- und Naturschutzorganisation des World Wide Fund For Nature (WWF) ihrem Namen gerecht. Anlass für die Empörung des Österreich-Ablegers der weltweit tätigen NGO ist ein Bericht über die verstärkte Sichtung von Wölfen und von ihnen verursachte Schäden im ORF Steiermark. Und über das dort kolportierte Gerücht, dass ein Teil der Tiere heimlich von Tierfreunden ausgesetzt worden sein könnte. Der WWF fühlt sich angesprochen.

„Das braucht er nicht“, sagt Heinz Gach, Landesjägermeister der Steiermark. Bisher handle es sich „lediglich um vereinzelte Meinungen aus Bauern- und Jägerschaft“. Beweise dafür gebe es nicht. „Und solange das nicht der Fall ist, werde ich gegen niemanden Vorwürfe erheben.“

Der WWF reagierte dennoch sensibel auf die bloße Veröffentlichung des Verdachts. „Herr Gach sollte wissen, dass es gar nicht notwendig ist, Wölfe auszusetzen. Sie kommen von selbst zurück“, so Christian Pichler vom WWF.

Wie viele es sind, darüber gibt es nur Vermutungen. In der Steiermark gibt es Sichtungen im Obdacher Raum und in der Region Gaberl-Grössing. Auch auf der Gleinalm, am Wechsel und im Mürztal soll es einen Wolf geben. Mehrere Rehe wurden zuletzt getötet, eine Kuhherde angegriffen.

Während der WWF erklärt, die Jäger wollten den Wildtieren ihr „Daseinsrecht absprechen“, wirbt Gach um Verständnis: „In der Stadt bewertet man die Rückkehr von Wolf, Bär und Luchs positiv. Man liebt diese Wildtiere. Am Land jedoch leben wir mit ihnen, haben unmittelbar mit den Auswirkungen zu tun.“

Rudelbildung möglich

So würde ein Wolf, der Rotwild im Winter von den Futterstellen vertreibt und die Tiere damit dazu zwingt, den Wald zu schädigen, indirekt einen durchaus beträchtlichen Schaden anrichten, dessen Höhe im sogenannten Wolfsmanagement schwer zu beziffern sei. Auf eben dieses Management beruft sich auch der WFF. Dieser von ihm selbst, Behörden- und Interessenvertretern unterzeichnete Aktionsplan regelt nämlich die Entschädigungszahlungen für Schäden, die durch die Rückkehr von großen Wildtieren entstehen. Egal, ob im Wald, im Stall oder auf der Weide.

Heimlich ausgesetzt oder nicht: Forscher nehmen an, dass die Mehrzahl der Wölfe in Österreich aus den Karpaten oder dem Baltikum stammt, auch Einwanderungen vom Balkan und aus den Westalpen sind dokumentiert. So gut wie immer handelt es sich dabei um einzelne Tiere, die durch die Landschaft streifen und sich auch von Hindernissen wie Autobahnen nicht aufhalten lassen. Landesjägermeister Gach glaubt, dass sich, treffen einmal Männchen und Weibchen aufeinander, auch hierzulande innerhalb von zwei oder drei Jahren ein kleines Rudel bilden könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2013)

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