Hochbetrieb im Bauch des Theaters

Hochbetrieb Bauch Theaters
Hochbetrieb Bauch Theaters(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Von wegen Sommerpause – die gilt in den Theaterhäusern nur für Besucher. Gerade weil die Schauspieler außer Haus sind, haben die Techniker viel zu tun. Gelassen sind sie trotzdem.

Zumindest die Busse der Linie 13A haben jetzt freie Fahrt. Während der Theatersaison kann es nämlich schon einmal vorkommen, dass ein Mitarbeiter des Theaters in der Josefstadt mit einer Kelle auf die Piaristengasse tritt, um den Verkehr aufzuhalten. Dann muss eine große Bühnendekoration vom Bühneneingang in das Depot vis-à-vis gebracht werden. In dem aus dem Jahr 1788 stammenden Theaterhaus ist dafür kein Platz. Derzeit fällt aber zumindest der Kellendienst aus. Die Dekorationen sind längst verstaut, die Schauspieler auf Urlaub und der Spielbetrieb ist eingestellt.

Es herrscht Ruhe im Theaterhaus. Was aber nicht bedeutet, dass nicht gearbeitet wird. Im Gegenteil, für einen kleinen Teil der Mannschaft mit insgesamt rund 350 bis 400 Personen herrscht derzeit Hochsaison. „Unterm Jahr darf natürlich der Vorstellungsbetrieb nicht gestört werden, und wir haben auch nur sehr wenige probefreie Tage“, sagt der Leiter der Betriebstechnik, Hans Peter Stubenrauch. Er ist für alle technischen Bereiche außerhalb der Bühne zuständig, was aber nicht bedeutet, dass er nicht auch diesen Abteilungen zuarbeitet. Zu tun hat er derzeit genug, nicht nur weil eine Fülle an Wartungsarbeiten erledigt werden muss – im Sommer wird etwa jedes Theater vom TÜV geprüft.


Kammerspiele generalsaniert. Sozusagen nebenbei werden auch die Kammerspiele generalsaniert. „Damit bin ich derzeit sehr beschäftigt, da arbeiten täglich an die 70 Leute auf der Baustelle.“ Während dort Bühne und Publikumsbereich vergrößert werden und beinahe die komplette Technik erneuert wird, gibt es im Vergleich dazu in der Josefstadt kleinere Arbeiten zu erledigen. „Jetzt muss alles gewartet werden, zum Beispiel die Seilzüge auf der Bühne, auf denen Vorhänge, Dekorationen, Bilder und manchmal auch Menschen montiert werden“, so Stubenrauch. Hinzu werden Lüftung, Klima- und Brandmeldeanlagen gewartet und heuer alle Fenster saniert. „Die Leute wissen nicht, was da für ein Aufwand dahintersteht, aber wenn die Brandmeldeanlage nicht funktioniert, kann nicht gespielt werden“, sagt Stubenrauch, der seit 1998 im Theater tätig ist.


Der heilige Termin. Auch wenn im Sommer der Druck des täglichen Vorstellungsbeginns wegfällt – eine Deadline hat der Haustechniker auch jetzt. Mitte August starten die Proben, spätestens am 5. September, wenn die Saison mit dem Thomas-Bernhard-Stück „Vor dem Ruhestand“ eröffnet wird, muss alles wieder laufen wie gehabt.

„Der Termin ist heilig“, meint Christoph Bauch, Technischer Leiter im Theater an der Wien, in Hinblick auf den Spielplan. In dem Opernhaus beim Naschmarkt herrscht derzeit ebenfalls trügerische Ruhe. Die fünf Wochen ohne Spielbetrieb werden aber ausgenutzt. „Heuer wird die Steuerung der Untermaschinerie der Bühne erneuert. Die Technik ist knapp 20 Jahre alt, da gibt es keine Ersatzteile mehr. Wir bekommen eine hochkomplexe moderne Anlage“, sagt Bauch, der inklusive Beleuchter ein Team von 70 Personen leitet. Auch die sind derzeit im Einsatz, immerhin kann nur jetzt jeder einzelne Scheinwerfer abmontiert, gewartet und gereinigt werden. „Natürlich ist auch bei uns der Großteil auf Urlaub, den können wir nur jetzt abbauen.“ Komplexere Wartungsarbeiten werden aber von externen Firmen durchgeführt.

Andere Dinge wiederum, wie die Bauprobe, macht der Technische Leiter persönlich. Dabei wird nach der letzten Aufführung der Saison die komplett leere Bühne genutzt, um ein Bühnenbild für die übernächste Saison, also Herbst 2014, auszuprobieren. „Wir überprüfen, ob das 1:20-Modell wirklich funktioniert, auch in Hinblick auf Sichtlinien im Publikum.“ Ein paar Stunden hat er dafür Zeit, dann muss wieder Platz gemacht werden für andere Arbeiten. Bauch sieht die wartungsintensive Zeit gelassen: „Der tägliche Druck ,Vorhang geht auf‘ fällt zwar weg, der Zeitplan muss aber trotzdem eingehalten werden.“

In der Staatsoper wiederum müssen sich die Techniker das Haus mit dem Jazzfest, den Mozartkonzerten und den Besuchern der Führungen teilen. Damit das klappt, finden Jazzfest und Mozartkonzerte nur vor dem Eisernen Vorhang statt. Gearbeitet wird aber nicht nur hinter der Bühne. „Wir sanieren heuer den Gustav-Mahler-Saal, haben viele kleine Umbauten im Zuschauerraum und stemmen im zweiten Kellergeschoß einen neuen Durchgang, dann fällt uns der Opernball logistisch leichter“, sagt Harald Gepp von der Gebäudeverwaltung Staatsoper, wo im Sommer an die 100 Facharbeiter im Einsatz sind. Auch er ist optimistisch: „Bis jetzt ist es sich noch immer ausgegangen, auch wenn es manchmal sehr, sehr knapp wird.“

Nach der Sommerpause

Kammerspiele: werden heuer um 12 Millionen Euro saniert. Dabei wird u.a. die Bühne vergrößert, der Zuschauerraum umgebaut und die Technik erneuert. Am 24.10. wird die Saison mit „Catch Me if You Can“ eröffnet.

Theater in der Josefstadt: 5.9., „Vor dem Ruhestand“

Theater an der Wien: 11.9. Eröffnungskonzert mit Klaus Maria Brandauer, 16.9. „The Rake's Progress“

Staatsoper: 1.9. Tag der offenen Tür, 3.9., „La Traviata“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2013)

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