Steinhof: Elf Bauten sollen „Schandflecken“ verdecken

Steinhofgründe
Steinhofgründe(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Das Konzept der Expertenkommission nimmt Formen an: Maximal 200 Wohnungen in elf kleineren Gebäuden im Ost-Areal sollen dann die alten Bausünden verdecken. Im Oktober soll das Projekt vorliegen.

Wien/Cim. Definitiv steht nach wie vor nicht fest, wann und was genau auf den Steinhofgründen gebaut wird. Aber das Konzept der sechsköpfigen Expertenkommission nimmt Formen an. Im Oktober soll es fertig sein. Elf Baufelder, je rund 22 mal 24 Meter groß, wurden als bebaubare Fläche auserkoren, das hat das Team um Christoph Luchsinger, Architekt und Professor für Städtebau an der TU Wien, am Dienstag präsentiert.

„Wir wollen versuchen, kleinteilig zu bleiben“, erklärt er. Soll heißen: Elf kleinere Bauten sollen die großen Klötze, das Vamed-Gebäude und ein Schwesternheim, verdecken. Und, so Luchsinger, man werde nicht, so wie in den früheren Plänen vorgesehen, den Stil Wagners nachahmen, sondern landschaftsähnlich bauen und platzieren, zum Beispiel denke man an Ziegelbauten. Die elf Gebäude sollen nutzungsoffen gebaut werden. Das heißt, so, dass sie als Ordinationen, als Ateliers oder etwa als Kindergarten genutzt werden können. Fest steht: Es sollen maximal 200 Wohnungen entstehen, sagt Architekt Adolf Krischanitz, ebenfalls eines der Mitglieder des Gremiums. Ursprünglich waren auf dem Areal 600 Wohnungen geplant. Ein Vorhaben, das nach massiven Protesten einer Bürgerinitiative gestoppt wurde.

Nun arbeitet die von der Stadt eingesetzte Expertenkommission an dem sogenannten Entwicklungsplanverfahren. Es sei ein kooperativer Prozess, wie die Mitglieder des Gremiums bei der Präsentation immer wieder betonen. Auch die Bürgerinitiative ist eingebunden. Zwei Mitglieder dieser waren – nicht als Teil des Expertengremiums, aber als aktive Zuhörer – bisher Teil des Prozesses.

Bis kürzlich einer der beiden vom Verfahren ausgeschlossen wurde, nachdem er – entgegen einer Vereinbarung der Gruppe – Interna an Medien weitergegeben hatte. Nun, so Luchsinger, hoffe man, dass dafür ein anderes Mitglied der Bürgerinitiative nachrückt. Denn immerhin dürfte das Projekt, das bis Oktober fertig sein soll, auch umgesetzt werden. Es werde, so Luchsinger, ein „schon ziemlich vertiefter“ Entwurf sein, die Stadtregierung habe dem Gremium – zumindest mündlich – versichert, dass man diesem Vorschlag folgen werde.

Vassilakou will Empfehlung folgen

Planungsstadträtin Maria Vassilakou bekräftigt das am Dienstag: „Ich habe immer gesagt, dass ich mich an die Empfehlung der Kommission halten will. Ich werde das Ergebnis meinen Regierungskollegen vorlegen und empfehlen, entsprechend zu entscheiden. Dann ist es eine gemeinsame Entscheidung, der ich nicht vorgreifen kann.“ Neben den elf bebaubaren Feldern hat das Gremium zwei Grünstreifen, die schon in Otto Wagners Entwürfen eine wesentliche Rolle gespielt haben, ausgemacht, die für eine Bebauung gesperrt werden sollen. Warum wird überhaupt weiter geplant und gebaut? Das Gremium erklärt das mit den Fehlern der Vergangenheit, die es nun gelte, in einem harmonischen Gesamtkonzept so gut es geht zu beheben – beziehungsweise zu verstecken.

Luchsinger nennt die Genehmigung des Vamed-Baus einen „Superunfall“: „Vor etwa vier Jahren ist da eine Katastrophe passiert.“ Wie es dazu kommen konnte, erklärt Kunsthistorikerin Sabine Plakolm: Zuvor waren auf dem Areal alte Remisen und Stallungen, deren Denkmalschutz wurde aufgehoben, „aber das Denkmalamt hat nicht mehr geschaut, was dann kommt.“ Nun soll der Vamed-Bau mit kleineren Bauwerken und Bepflanzung verdeckt werden.

Mit dem nunmehrigen Konzept wolle man auch verhindern, dass in den nächsten Jahren weiter ohne Konzept auf den Steinhofgründen gebaut wird. Schließlich sei auch das Schwesternheim, das erst vor wenigen Jahren entstand, ein „richtiger Schandfleck“, wie Krischanitz sagt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien

Steinhof-Gründe: Maximal 200 neue Wohnungen

Der Bebauungsvorschlag für die Wiener Steinhof-Gründe soll im Oktober vorliegen. Erste Details wurden am Dienstag präsentiert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.