Prozess gegen Vergewaltiger: Teilgeständnis

Prozess gegen Vergewaltiger Teilgestaendnis
Prozess gegen Vergewaltiger Teilgestaendnis(c) Clemens Fabry
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Der Verdächtige gibt zwei von sechs Übergriffen zu. Gerichtspsychiater hält eine hohe Rückfallgefahr für wahrscheinlich.

Wien/Apa. Ein 29-jähriger Mann, der in Wien sechs Frauen vergewaltigt und drei weitere sexuell belästigt haben soll, hat sich am Dienstag im Wiener Straflandesgericht teilweise geständig gezeigt. Mustafa A. gab zwei Vergewaltigungen zu, in denen er von einem DNA-Gutachten zweifelsfrei belastet wird.

Für Gerichtspsychiater Karl Dantendorfer handelt es sich bei dem Angeklagten um einen gefährlichen Mann, bei dem ohne entsprechende therapeutische bzw. medizinische Maßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Rückfall auszugehen sei. Laut Dantendorfer weist Mustafa A. eine kombinierte Persönlichkeitsstörung auf, die einer höhergradigen geistig-seelischen Abartigkeit gleichkommt. Obwohl der Psychiater von einer Zurechnungsfähigkeit des 29-Jährigen ausgeht, hat die Staatsanwaltschaft zusätzlich zu einer Verurteilung die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt.

In der Verhandlung wurde auch bekannt, dass Mustafa A. an der Begutachtung durch Dantendorfer und eine von ihm konsultierte klinische Psychologin kaum mitgewirkt hat. Begründung: „Er war aufgrund seines kulturellen Hintergrunds nicht in der Lage, die Fragen einer Frau ernsthaft zu beantworten“, hielt dazu sein Verteidiger Stephan Briem fest. Dantendorfers Feststellungen stünden daher „auf einer sehr schwachen Grundlage“, sagte Briem.

Die Opfer: Blonde Frauen

Der vorsitzende Richter machte deutlich, dass er ein ergänzendes Gutachten in Auftrag geben wird. Der Prozess wird daher nicht wie geplant am Donnerstag zu Ende gehen, sondern wohl auf Oktober vertagt werden.

Mustafa A. soll laut Staatsanwaltschaft zwischen März 2009 und Dezember 2012 nächtens regelrecht auf die Jagd nach in erster Linie blonden Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren gegangen sein. Dabei nützte er oft die U-Bahn, indem er sich in der Linie U6 oder U1 auf Frauen konzentrierte, die offensichtlich ohne Begleiter unterwegs waren.

Er folgte diesen, sprach sie an, indem er etwa um eine Zigarette oder Feuer bat. Dann wurde er zudringlich, versuchte sie zu küssen und begann sie zu würgen, wenn sie sich zur Wehr setzten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2013)

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