Denkmalamt: "Möglichkeiten sind eingeschränkt"

(c) Clemens Fabry
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Barbara Neubauer, Chefin des Bundesdenkmalamtes, über den Abriss historischer Heuriger, Asphalt für die Höhenstraße und wachsendes Interesse der Wiener an alten Bauten.

Die Presse: Wiens traditionelle Heurigendörfer werden immer mehr zerstört, verlieren ihren Charakter. Aus Winzerhäusern werden Wohnhäuser. Kann der Denkmalschutz da nicht mehr dagegen machen?

Barbara Neubauer: Gegen das Sterben der Heurigen kann der Denkmalschutz nichts ausrichten. Wir haben es in den von Ihnen genannten Fällen Neustift und Grinzing mit einer Nutzungsänderung zu tun. Da werden aus Heurigen Häuser. Natürlich wäre es schön, wenn die Heurigen in der ursprünglichen Nutzung erhalten blieben. Aber das können wir nicht beeinflussen.

In Neustift wurden zuletzt historische Häuser abgerissen. Jetzt wurde eine dreijährige Bausperre verhängt.

Wenn ein Objekt abgerissen werden soll, das nicht unter Schutz steht, dann muss man es sofort unter Schutz stellen. Wenn es ein Schutzzonenfall ist und kein Denkmal, kann ich nichts machen. Wenn Bagger auffahren, kann man nur die Bezirksverwaltungsbehörde informieren, die eingreift. Ich kann mich nicht selbst davor hinstellen und dem Eigentümer sagen: keinen Schritt weiter.

Es wird immer wieder gefordert, Heurigenorte als Ganzes unter Denkmalschutz zu stellen. Ist das möglich?

In den Heurigenorten stehen Einzelobjekte unter Denkmalschutz. Ein Ensemble-Denkmalschutz für ganze Dörfer ist derzeit nicht geplant. Aber, auch mit einem Ensemble-Schutz kann ich die Nutzung nicht vorschreiben. Im Vordergrund steht das Objekt, und dass es in der Substanz erhalten bleibt. Das liebliche Grinzing, wie man es aus der Hans-Moser-Ära kennt, wird es nicht mehr geben.

Das Ortsbild kann man erhalten, nicht aber die Heurigen?

Steht ein Objekt unter Schutz, wird es behandelt wie Häuser in der Stadt, etwa am Ring. Die waren früher auch keine Hotels. Steht ein Heuriger unter Schutz, bleiben Substanz und Erscheinungsbild erhalten. Drinnen ist dort, wo früher die Schank war, jetzt eben das Wohnzimmer.

Ein anderes Baujuwel, der Leopoldsberg, verrottet. Die Kirche ist gesperrt, der Gastrobetrieb ebenso. Es hieß, das Denkmalamt verzögere eine Lösung.

Das stimmt so nicht. Das Stift Klosterneuburg hat für die Gastronomie ein Baurecht vergeben. Wir können niemanden zwingen, ein Lokal aufzumachen. Es gibt Gespräche, es sind Pläne eingereicht worden, aber der Ball liegt nicht beim Denkmalamt. Wir sind in unseren Möglichkeiten eingeschränkt.

Ein Konfliktthema mit der Stadt ist auch die Höhenstraße. Das Bundesdenkmalamt möchte durchgehend den historischen Pflasterbelag, die Stadt Wien durchgehende Asphaltierung.

Es gibt gute Gespräche mit der Stadt. Derzeit wird ein Pflasterprobebelag auf einer Teststrecke evaluiert, die Probezeit ist nun verlängert worden. Letztlich muss man schauen, ob der Belag durchgehend sinnvoll ist.

Wie sehen Sie das Interesse der Wiener an Denkmalschutz, an historischen Bauten? Ende September wird es ja wieder den „Tag des Denkmals“ geben.

Es gab in den letzten Jahren ein sehr positives Echo auf das Thema Denkmalschutz. Das Interesse ist sicher größer geworden. Und dieser Tag ist dann ein Angebot an die Wiener, sich ihre historischen Schätze genau anzusehen. Weil zuletzt über die Sofiensäle viel geschrieben wurde: Da freut es mich besonders, dass wir zu einem guten Ende gekommen ist. Es hat lang gedauert, aber man sieht, dass es besser ist, nicht aus der Hüfte zu schießen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2013)

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