Große Versorgungsdefizite bei Jugendpsychiatrie

(c) Fabry
  • Drucken

Fast 260.000 Kinder und Jugendliche brauchen in Österreich psychologische Beratung oder Behandlung. In vier Bundesländern gibt es dafür keine einzige Kassenstelle.

In Österreich brauchen 258.000 Kinder und Jugendliche psychologische Beratung oder Behandlung, dafür stehen in der Erstversorgung nur zwölf Kassenfachärzte zur Verfügung. In vier Bundesländern gibt es keine einzige Kassenstelle. Auch die Zahl der Spitalsbetten bleibt hinter den Vorgaben zurück. Experten plädierten auf der 30. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Freitag in Wien dafür, diese Versorgungslücken zu schließen.

"Rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren haben psychische Auffälligkeiten, etwa die Hälfte davon sind behandlungsbedürftig", sagte Andreas Karwautz, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (ÖGKJP). Angeführt wird die Erkrankungs-Liste von Angststörungen, gefolgt von Depressionen unterschiedlicher Ausprägung. Weitere Störungen sind Magersucht oder Ess-Brech-Sucht, Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität, Psychosen, Entwicklungsstörungen wie Rechtschreibschwäche oder Störungen aus dem Autismus-Spektrum, Störungen des Sozialverhaltens und Bindungsstörungen.

"Versorgungslage eine Katastrophe"

"In den meisten Fällen sind diese Krankheiten gut behandelbar. Allerdings bekommen Kinder und Jugendliche sehr oft erst nach vielen Jahren einer psychiatrischen Störung oder Krankheit eine professionelle Behandlung und Betreuung", so Karwautz. Eine Ursache: Psychiatrische Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter werden häufig übersehen oder bagatellisiert. Dazu komme eine massive Mangelsituation in der Versorgung. Karwautz: "Aus der Sicht eines Kinder- und Jugendpsychiaters ist es sehr frustrierend, wenn man erlebt, wie sehr in unserem Bereich Ressourcen fehlen, was dazu führt, dass Kinder und Jugendliche nicht behandelt werden können."

"Die Versorgungslage im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist in Österreich angesichts der vielen Patienten, die von den Leistungen unseres Faches profitieren könnten, eine Katastrophe", bemängelte auch Charlotte Hartl, Bundesfachgruppen-Obfrau der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) in einer Aussendung. Die ÖÄK plädiere bereits seit Jahren für eine bessere, flächendeckende Versorgung psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.