Moschee in der Leopoldstadt als Salafisten-Zentrum

Moschee Leopoldstadt SalafistenZentrum
Moschee Leopoldstadt SalafistenZentrum(c) REUTERS
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Wiener Verfassungsschutz observierte ein Gebetshaus in der Venediger Au. Einer der fünf umstrittenen Prediger hat hier seinen Stammsitz. Ein ORF-Team wurde von einem Türsteher mit Pistolenholster bedroht.

Wien. Am Samstag ging in Wien ein Treffen von fünf umstrittenen Salafisten-Predigern über die Bühne. Nun kommen bei Recherchen immer mehr Hintergründe zur Veranstaltung ans Licht, die den Zweck hatte, in Syrien kämpfende Glaubensbrüder in der Auseinandersetzung mit Präsident Bashar al-Assad zu unterstützen. Teils mit Geld, teils mit Sachspenden. Im Zentrum der Bewegung dürfte eine Moschee in der Leopoldstadt stehen.

Dabei gestaltete sich der Auftritt von Ebu Tejma, Abu Dujana, Izzudin, Abu Abdullah und Shaikh Adem schwierig. So hatten die Veranstalter zwar den Treffpunkt (12 Uhr, Erlachplatz, Wien-Favoriten) bekannt gegeben, der Auftrittsort der Prediger blieb jedoch vorerst geheim. Erst später stellte sich heraus, dass die streng gläubigen Muslime dafür ein nahe gelegenes Zentrum des türkischen Vereins Atib angemietet hatten.

Der Vereinsvorstand beteuert, nicht gewusst zu haben, wen er da ins Haus bat. Trotz tagelanger Vorberichte in den Medien. Nach einem gemeinsamen Essen der 100 Teilnehmer und noch vor dem Auftritt der Prediger forderte Atib die Gruppe auf, das Haus zu verlassen. Das war um 16.30 Uhr.

Gebetshaus unter Beobachtung

Damit war die Veranstaltung jedoch nicht zu Ende. Der harte Kern, etwa 25 Personen, zog sich in die Altun-Alem-Moschee in der Leopoldstadt (Venediger Au) zurück. Die Adresse stand schon in der Vergangenheit unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Nach Informationen der „Presse“ hat hier einer der umstrittenen Prediger, Shaikh Adem, seinen Stammsitz. Weitere Mitglieder des bosnischen und nicht in der offiziellen Vertretung der österreichischen Muslime (Islamische Glaubensgemeinschaft) registrierten Betreibervereins Sandzak waren für die Organisation des Predigertreffens verantwortlich. Auch Abu Abdullah und Ebu Tejma sollen hier 2012 schon einmal aufgetreten sein. Beide gelten als Vertrauensleute des als radikal eingestuften deutschen Konvertiten Pierre Vogel.

In einem Dossier des Instituts für islamische Religionspädagogik (Universität Wien) wird die Existenz einiger „jihadistisch salafistischer“ Moscheevereine in Wien eingeräumt. Das Papier nennt keine Namen, weist jedoch darauf hin, dass diese an ihren Kontakten ins Ausland zu erkennen wären.

Dass die Organisatoren des Treffens keinen Wert auf Öffentlichkeit legen, musste ein Kamerateam des ORF erfahren. Beim Versuch, Filmaufnahmen zu machen, bedrohte ein junger Mann mit Pistolenholster die Fernsehreporter. Die Polizei überprüfte die Person. Das Pistolenholster war dabei leer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2013)

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