"Fränkschämen", "enkelfit": Wort des Jahres wird gewählt

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Symbolbild(c) Reuters (Srdjan Zivulovic)
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Bis 2. Dezember kann im Internet abgestimmt werden. Im Vorjahr wurde "Rettungsgasse" zum Wort des Jahres gekürt.

"Fränkschämen", "enkelfit", "Wahlfahrt": Im Vorfeld der Nationalratwahl am 29. September kreierte Wortschöpfungen sind unter den zehn Kandidaten für die Wahl zum "Wort des Jahres 2013", über die nun bis 2. Dezember im Internet abgestimmt werden kann. Das "Wort des Jahres" sowie "Unwort" und "Jugendwort" werden dann am 5. Dezember veröffentlicht.

"Frankschämen" stellt eine Abwandlung des Verbs „fremdschämen“ in Hinblick auf das ungewöhnliche Kommunikationsverhalten eines Parteiführers während der TV-Konfrontationen während des Nationalwahlkampfs dar. "Enkelfit" will aussagen, dass das Pensionssystem und -höhe so gestaltet sein sollen, dass die künftigen Enkel nicht von den Pensionen jener belastet werden, die heute in Pension gehen. "Wahlfahrt" war eine erfolgreiche Form der Wahlberichterstattung des ORF während des Wahlkampfs, bei dem Spitzenpolitiker in einem Taxi einen ganzen Tag lang chauffiert und in Gespräche verwickelt wurden.

Auch Kandidaten für das "Unwort des Jahres 2013"

Die Ergebnisse der Abstimmung werden von einer Fachjury unter der Leitung von Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz in Kooperation mit der APA-Austria Presse Agentur bekannt gegeben. Zur Auswahl der Kandidatenwörter wurde die APA-Onlinedatenbank AOM herangezogen.

Kandidaten für das "Unwort des Jahres 2013" sind unter anderem Arbeitszeit-Flexibilisierung, inländerfreundlich, Betriebsübergang und Begegnungszone. Bei den Jugendwörtern stehen unter anderem "chüün" - "chillen" österreichisch ausgesprochen -, "whatsappen" als wichtige Tätigkeit des sozialen Austausches mit Hilfe des Internet-Netzwerks „Whatsapp“ und "ranzig" zur Wahl.

Unwort 2012: "Unschuldsvermuteter"

2012 war "Rettungsgasse" zum "Wort des Jahres" gekürt worden. "Unschuldsvermuteter" war Unwort, "leider geil" Jugendwort des Jahres 2012.

>> Zur Abstimmung

Die Kandidaten

(Erklärungen laut oewort-Homepage)

Kandidatenwörter für das Wort 2013

"enkelfit"
Wortschöpfung, die im heurigen Wahlkampf verwendet wurde und aussagen will, dass das Pensionssystem und die Höhe der Pensionen so gestaltet sein soll, dass die künftigen Enkel nicht von den Pensionen jener belastet werden, die heute in Pension gehen.

"frankschämen"
Abwandlung des Verbs "fremdschämen" und Reaktion vieler Fernsehzuschauer auf das ungewöhnliche Kommunikationsverhalten eines Parteiführers während der TV-Konfrontationen im Nationalwahlkampf 2013.

"Inserator"
Ironische Bezeichnung (abgeleitet aus "Terminator") für Regierungsmitglieder, die sich in der vergangenen Gesetzgebungsperiode durch ein hohes Maß an (Eigen)werbung auf Kosten der Steuerzahler ausgezeichnet haben.

"Lauschangriff"
Treffender Begriff für die Aktivitäten diverser Geheimdienste, die Staatsbürger flächendeckend belauschen und so die in den Verfassungen garantierten bürgerlichen Freiheiten massiv angreifen und vielfach außer Kraft setzen.

"Rekordhitze"
Beängstigendes Ergebnis des Klimawandels, das uns immer öfter zu schaffen macht.

"Sumsigate"
Wortschöpfung, die auf die politischen Auseinandersetzungen rund um das Verbot von Pestiziden anspielt, welche sehr wahrscheinlich für das Bienensterben verantwortlich sind.

"Lufthunderter"
Die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 100 km/h aufgrund des Luftgütegesetzes.

"Wahlfahrt"
Spezielle und sehr erfolgreiche Form der Wahlberichterstattung des ORF während des Nationalratswahlkampfs 2013, bei dem Spitzenpolitiker in einem Mercedes-Taxi einen ganzen Tag lang chauffiert und die dabei entstehenden Gespräche aufgezeichnet und danach gesendet wurden.

"Werte"
Zentrales Schlagwort einer wahlwerbenden Partei und ihres Parteigründers während des Nationalratwahlkampfes, das in der Folge zu zahlreichen Diskussionen geführt hat

"Zwei-Päpste-Jahr"

Historisch einmaliger Fall, dass ein Papst zurücktritt und die katholischen Kirche dadurch innerhalb eines Jahres zwei lebende Päpste hat.

Kandidatenwörter für das Un-Wort 2013

"Arbeitszeit- Flexibilisierung"
Harmlos scheinendes Wort, das euphemistisch verschweigt, dass damit massive Einkommensverluste für Arbeitnehmer verbunden sind, da die Ganztagesarbeitszeit auf 12 Stunden ausgeweitet würde und Überstunden unbezahlt blieben.

"Begegnungszone"
Ein durch und durch positives Wort, das durch die schlechte Umsetzung der Fußgängerzone in der Mariahilferstraße in Wien lokal eine unerfreuliche Nebenbedeutung bekommen hat.

"Betriebsübergang"
Verhüllendes Wort für die von der Geschäftführung verordneten Wechsel des Kollektivvertrags und damit verbundene Verschlechterung der Bezahlung der Beschäftigten - im Speziellen der AUA.

"Echtzeitmessung"
Unklarer Ausdruck in Verkehrsmeldungen von Ö3, womit Verspätungen aufgrund von Verkehrsstaus gemeint sind.

"ergebnisoffen"
Verhüllende Wortschöpfung, die dazu benutzt wird, um nicht offen zu sagen, dass man bei Gesprächen bzw. Verhandlungen kein Ergebnis erzielen will.

"Heimreisezertifikat"
Schönfärbende Bezeichnung des Innenministeriums für ein Dokument, das Voraussetzung für die Abschiebung von Asylsuchenden ist und eigentlich "Abschiebedokument" heißen müsste. Wird von österreichischen Behörden jenen Asylsuchenden ausgestellt, die keine gültigen Reisedokumente besitzen, um sie danach abzuschieben.

"inländerfreundlich"
Verhüllender Begriff, der im Kontext des Nationalratswahlkampfs 2013 von einer wahlwerbenden Partei verwendet wurde und tatsächlich "ausländerfeindlich" meint.

"lecker"
Lehnwort aus dem Deutschländischen Deutsch, das vielen Österreichern "sauer aufstößt" und damit nicht mehr als "gut schmeckend" empfunden wird.

"Reformpartnerschaft"
Bezeichnung für die Tätigkeit der Vertreter der steirischen Regierungsparteien, wobei Uneinigkeit sowohl über den Inhalt, als auch die Form der "Reformen" besteht.

"Türnotbetätigung"
Technospeak, das den "Notfallhebel" für die Türen der Wiener U-Bahnen meint.

Kandidatenwörter für das Jugendwort 2013

"chüün"
Alias "chillen", österreichisch ausgesprochen.

"Duckface"
Gesichtsausdruck hauptsächlich von weiblichen Internetnutzern auf Profilbildern, wobei die Lippen wie bei einem Kussmund zusammengepresst und Wangen eingezogen werden, um selbstironisch und sexy zu wirken.

"Komasutra"
Kombination aus "Koma" und "Kamasutra": Oft das Ergebnis von ausgiebigen flüssigen Wochenendaktivitäten.

"Oeda"
Alias "Alter", österreichisch ausgesprochen – multifunktionales Wort, das als universelle Anrede und in vielen anderen Funktionen Anwendung findet.

"ranzig"
Alles, was nicht ok ist, ist "ranzig".

"whatsappen"
Wichtige Tätigkeit des sozialen Austausches mit Hilfe des Internet-Netzwerks "Whatsapp", das unter Jugendlichen das SMS weitgehend verdrängt hat.

"YOLO"
Abkürzung für "YOU ONLY LIVE ONCE" – Wichtiges Lebensmotto der Internetgeneration.

(APA)

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