Neuer Männerorden-Chef will Frauen als Priesterinnen

Christian Haidinger
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Christian Haidinger, der neue Chef der Männerorden, hält das Zölibat für nicht länger haltbar und sieht den Umgang mit Geschiedenen für "eine kleine Katastrophe".

Wien. „Das frage ich mich auch." Das ist die spontane Reaktion des Altenburger Abts Christian Haidinger am Dienstag auf die Frage im Gespräch mit der „Presse", weshalb er sich im 70. Lebensjahr ein neues, zusätzliches Amt antue. Und dann: „Man kann nicht nein sagen bei einem solchen Ruf."

Das neue Amt: Haidinger, in der „Presse" am Montag als Favorit genannt, wurde von den männlichen Äbten und Ordensoberen zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Er ortet Reformbedarf für die katholische Kirche insgesamt. Haidinger: „Wir müssen lernen, auf die Nöte der Menschen zu sehen, sie ernst zu nehmen und in ihrer Sprache zu antworten."

Zölibat: "nicht mehr zu halten"

Was das konkret für Geschiedene bedeutet, die staatlich neu heiraten? Der Abt: „Es ist eine kleine Katastrophe, wie man mit wieder verheiratet Geschiedenen umgeht." Die Kirche müsse tun, was Johannes XXIII. schon gefordert habe: Die Zeichen der Zeit sehen. Die Orden seien da Vorreiter.

Zum „heißen Eisen" Zölibat - also der Verpflichtung vor der Priesterweihe zur Ehelosigkeit - sagt Haidinger: „Ich weiß nicht, was da ein heißes Eisen sein soll. Ich lebe seit 50 Jahren zölibatär im Kloster und habe so manche Krise durchgemacht. Aber dass nur ein zölibatär lebender Mann Priester werden kann, ist nicht mehr zu halten. Ich bin für ehrliche und offene Lösungen in der Kirche und kann mir nicht vorstellen, dass eine Abschaffung nicht kommt."

Für Priesterinnen

Und der Vorsitzende der Superiorenkonferenz geht sogar noch einen Schritt weiter - jedenfalls einen Schritt weiter als Franziskus: „Ich hoffe sehr und bin überzeugt, dass es Priesterinnen geben wird, auch wenn ich es nicht beeinflussen kann." Ungefähr zur selben Stunde hat der Papst am Dienstag ein umfangreiches Apostolisches Schreiben veröffentlichen lassen, in dem er sich deutlich für Reformen aber genauso deutlich gegen Priesterinnen ausspricht (siehe Seite 8).
Nachwuchssorgen der Orden seien evident. Hochs und Tiefs bei den Berufungen habe es im Verlauf der Jahrhunderte aber immer gegeben. [ Foto: Ordensgemeinschaften/Katrin Bruder ]

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