Spritze verwechselt: Patient in Graz auf Intensivstation

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Einem Leukämie-Patienten wurde eine falsche Spritze injiziert. Der Mann liegt seitdem auf der Intensivstation.

Eine "unfassbare" Verwechslung zweier Spritzen bei der Behandlung eines Blutkrebs-Patienten hat das LKH Graz am Mittwoch bestätigt: "Ein Medikament, das für die intravenöse Verabreichung vorgesehen war, wurde ins Rückenmark injiziert", sagte der ärztliche Direktor Gernot Brunner. Passiert war der Fehler bei einer ambulanten Behandlung eines Grazer Unternehmers in der Vorwoche.

Dem Patienten, der sich aufgrund seiner Leukämieerkrankung einer ambulanten Chemotherapie unterzieht, sollten zwei Substanzen injiziert werden: Eine in die Armvene und eine ins Rückenmark. Eine Ärztin soll dem Patienten jedoch die Spritze für die Vene fälschlicherweise ins Rückenmark verabreicht haben. Brunner bestätigte, dass die Spritze keine Kennung hatte. Die Verwechslung sei unmittelbar nach der Verabreichung erkannt worden, "als die weitere Spritze für die intravenöse Injektion nicht da war", schilderte der ärztliche Direktor. Der Patient werde seither intensivmedizinisch behandelt.

Staatsanwaltschaft hat Verfahren eingeleitet

"Wir wissen noch nicht, wo der Fehler seinen Ausgang nahm. Wir arbeiten nach wie vor an der lückenlosen Aufklärung", sagte Brunner. Jedenfalls seien zur Aufklärung sofort alle Schritte eingeleitet worden und eine Meldung an die Staatsanwaltschaft vorbereitet. Bei der Anklagebehörde warte man allerdings nicht auf das Eintreffen der Selbstanzeige. "Wir haben aufgrund der Presseberichte von Amts wegen ein Verfahren eingeleitet", erklärte Hansjörg Bacher von der Staatsanwaltschaft Graz. Nun muss die Polizei den Sachverhalt erheben, außerdem wird vermutlich ein Gutachter bestellt werden.

"Aus noch nicht ganz klaren Gründen ist das Unfassbare geschehen. Wir waren immer der Meinung, dass unsere Sicherheitsvorkehrungen ausreichend sind", meinte Franz Fazekas, Vorstand der Uniklinik für Neurologie, dessen Mitarbeiterin die Spritze in den Rückenmarkraum des Patienten injiziert hatte. Medikamente für die Chemotherapie würden am LKH Graz zentral aufbereitet, damit die adäquate Hygiene gewährleistet ist. Die Medikamente werden dann von einem Mediziner und einer Pflegekraft geholt und überprüft. Bisher sei nicht nachvollziehbar, warum die betreffende Spritze keine Kennung hatte und dennoch verabreicht wurde.

Spital zieht erste Konsequenzen

Das an der falschen Stelle injizierte Medikament könne schwere Nebenwirkungen verursachen, die Gehirn und Rückenmark schädigen. Mittels Spülungen müsse versucht werden, das Medikament wieder aus dem Rückenmark herauszubekommen. Die Chemotherapie, wie sie an dem Unternehmer angewandt wurde, werde in Graz seit vielen Jahren an rund 30 Patienten jährlich praktiziert. Nie sei eine Komplikation eingetreten. Erste Konsequenz des nun bekannt gewordenen Fehlers: Das zu verabreichende Medikament muss in Zukunft von zwei Ärzten auf seine Richtigkeit geprüft werden, so Brunner.

(Red./APA)

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