Windräder nur auf zwei Prozent der Landesfläche erlaubt

(c) Clemens Fabry
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Niederösterreich hat 85 Zonen für den Windkraftausbau ausgewiesen – nur zwei Prozent der Landesfläche. Außerhalb davon dürfen keine Windräder mehr gebaut werden.

St.Pölten. Die Liebe zur sauberen Windenergie währt bei vielen Bürgern genau so lange, bis vor dem eigenen Fenster ein hundert Meter hohes Windkraftwerk entstehen soll – Dutzende Bürgerinitiativen gegen Windparks in der ganzen Republik zeugen von den Hürden, die diesem Teil der „Wende“ zur erneuerbaren Energie bevorstehen.

Dass der Plan des Landes Niederösterreich, bis 2015 seinen gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Quellen decken zu können, aus diesem Grund nicht gänzlich reibungsfrei ablaufen würde, hat Erwin Prölls mit absoluter Mehrheit regierende Landes-ÖVP schon Ende April festgestellt (nur wenige Wochen später sollte übrigens Prölls Heimatgemeinde Ziersdorf knapp gegen einen dort geplanten Windpark stimmen): „Die Schlagschatten der Windräder dürfen nicht den Blick auf unsere schöne Naturlandschaft trüben“, gab Pröll die neue, der Windkraft gegenüber skeptischere Linie des Landes vor – der Landtag folgte prompt und verhängte einen Widmungsstopp, seit dem keine neuen Anlagen mehr bewilligt worden sind.

Windgürtel rund um Wien

Seit damals hat das Land gemeinsam mit NGOs aus Natur- und Landschaftsschutz – etwa dem Umweltdachverband und BirdLife Austria – sowie dem Tourismus ein neues Raumordnungsprogramm ausgearbeitet, das Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) gestern, Montag, präsentiert hat.

Nur noch zwei Prozent der Landesfläche können demnach für die Errichtung von Windkraftwerken gewidmet werden (siehe Grafik). Im überwiegenden Teil des Landes wird dem Bau von Windkraftanlagen – und einem signifikanten Körberlgeld für die Standortgemeinden, das dabei fällig wird – damit ein Riegel vorgeschoben.

Wirklich konzentriert wird der Ausbau der Windkraft im größten Bundesland damit nur noch im Nord- und Südosten von Wien, auf dem Marchfeld und im Wiener Becken vorangetrieben, ein weiterer Streifen von Windkraftzonen findet sich im mittleren Waldviertel.

Das heißt aber noch lange nicht, dass in allen 85 ausgewählten Zonen tatsächlich Windkraftwerke entstehen werden: Ob der Betrieb von Anlagen in den ausgewiesenen Zonen wirtschaftlich sinnvoll ist – also ob dort überhaupt genug Wind geht – sei in das Raumordnungsprogramm nicht eingeflossen, heißt es aus Pernkopfs Büro. Und auch, wenn in einer Zone der Bau eines Windrades beantragt wird, muss dieses wie bisher die nötigen (UVP-)Bewilligungsverfahren durchlaufen. Würde eine Gemeinde außerhalb des Zonenplans ein Grundstück für Windräder widmen wollen, würde das Land das zurückweisen.

All das gilt nur für neue Windkraftprojekte: Die mit Jahresende rund 450 bestehenden Windkraftwerke bleiben unberührt, auch 300 Projekte, deren Bewilligungsverfahren bereits laufen, können teilweise weiter verfolgt werden.

Energiefahrplan in Gefahr?

Und die ehrgeizigen Ziele, das sich das Land selbst in puncto erneuerbarer Energie gesetzt hat? Die bleiben weiter aufrecht, sagt Pernkopf: „Wer Nein zu Atomkraft und Schiefergas sagt, der muss Ja zu allen Formen der Erneuerbaren sagen.“

Genau dieses Ja wackelt mit dem Raumordnungsprogramm aber in den Augen der Lobbyorganisation IG Windkraft: Ob die langfristigen Ziele des niederösterreichischen Energiefahrplans mit den neuen, drastischen Einschränkungen erreichbar sind, bezweifelt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft – und rechnet vor: Die bestehenden 450 Windkraftanlagen in Niederösterreich liefern eine Leistung von rund 800 Megawatt. Der Energiefahrplan sehe für 2020 den Ausbau auf 1900, 2030 auf 3200 Megawatt vor. Ob das erreichbar ist, sei fraglich, sagt Moidl.

Erst Anfang Dezember hat das Burgenland Niederösterreich bei der Stromproduktion aus Windkraft auf den österreichweit zweiten Platz verwiesen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2013)

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