Weihnachten im Einsatz: Wie Österreichs Soldaten feiern

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Knapp 800 Soldaten feiern Weihnachten im Einsatzraum. Viele versuchen, sich mit Arbeit abzulenken.

Nach vier Landeversuchen und einem Zwischenstopp in Podgorica, Montenegro, gaben die Piloten der Hercules C-130 auf: Zu gefährlich wäre die Landung in Priština gewesen. Nebel versperrte ihnen die Sicht. Die Militärmaschine kehrte nach Wien zurück – zusammen mit einer Ladung Speck, Brot und Bier für die Soldaten. Und nicht zuletzt auch mit Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) sowie Generalstabschef Othmar Commenda.

Die beiden wollten den österreichischen Soldaten im Kosovo einen Weihnachtsbesuch abstatten. Doch aus der Feier wurde nichts – zumindest nicht für Klug und Commenda. Die 390 Soldaten versammelten sich trotzdem in einem großen Zelt im Camp Film City. Schließlich hatten andere Nationen ihren Dienst übernommen. Und das kommt bei Auslandseinsätzen nicht oft vor.

Unbeschwertes Feiern ist im Krisengebiet nicht wirklich möglich. Schließlich kann jederzeit ein Notfall eintreten, das haben die Soldaten im Hinterkopf. Aber auch aus einem anderen Grund kommt oft keine Weihnachtsstimmung auf: Schließlich feiert man fern der Heimat. Und damit auch fern der Familie und der Freunde. „Es ist eine melancholische Zeit“, erzählt Claus Amon, jetziger Kommandant der Auslandseinsatzbasis, wenn er sich an die Jahre als Bataillonskommandant am Golan erinnert. „Man versucht sich um jene Kameraden zu kümmern, die angeschlagen sind.“ Und mit Traditionen wird auch nicht ganz gebrochen: Christbäume werden in jedes Kontingent geliefert, am Abend gibt es etwas „typisch Österreichisches“. Viele Soldaten arbeiten aber auch einfach am Heiligen Abend: „Dann denkt man nicht so viel nach.“

Allerdings habe die Zeit im Camp auch Vorteile, meint Amon: „Es ist nicht so hektisch, man hat keinen Stress mit den Geschenken.“ So gesehen seien es sehr besinnliche Feiertage.

Aber Amon kennt auch ganz andere Weihnachten: Im Jahr 1992 war er als militärischer Beobachter in Kambodscha aktiv. Ein österreichisches Kontingent gab es dort nicht, die wenigen heimischen Soldaten waren im gesamten Land verstreut. Also feierte Amon mit seinen internationalen Kollegen. „Die Neuseeländer haben sich um das Essen gekümmert“, sagt er. Traditionell im österreichischen Sinne war das Festmahl nicht: „Es gab vietnamesisches Hängebauchschwein. Da merkt man, man feiert in einer Hemisphäre, in der Weihnachten überhaupt keine Bedeutung hat.“ Nachsatz: „Aber es hat geschmeckt.“

Videotelefonieren am Heiligen Abend

Dass es nicht immer ganz einfach ist, weiß auch Markus Kohlweg. Er ist der Kommandant der österreichischen Soldaten im Kosovo. Dort wird der Dienst am Heiligen Abend zwar reduziert, fällt aber nicht komplett aus. Für jene, die Zeit haben, gibt es eine kleine gemeinsame Feier. „Es wird natürlich auch an diesem Tag besonders viel Kontakt zur Familie gesucht. Umso wichtiger ist es, dass die Soldaten via Skype mit den Verwandten videotelefonieren können.“ Und ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk aus der Heimat gab es auch: einen Tischfußballtisch vom Verteidigungsministerium. Zumindest der hat es nämlich rechtzeitig zu den Soldaten nach Priština geschafft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2013)

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