Anton Gruber: "2014 bekommen wir Hochwasserschutz"

(c) Herbert Pfarrhofer
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Anton Gruber, Bürgermeister von Marbach/Donau, schaut auf das Jahrhunderthochwasser im Juni zurück.

Ihre Gemeinde Marbach war unter jenen, die am schwersten vom Donauhochwasser Anfang Juni betroffen waren. Steht inzwischen eine Schadenssumme fest?

Anton Gruber: Wir haben einen Gesamtschaden von ca. 10,5 Millionen Euro aufgenommen.

Sie haben während des Hochwassers den Vorwurf erhoben, man hätte Marbach „absaufen lassen“, weil es beim Bau von Schutzmaßnahmen hinten gereiht war. Hat sich diese Einschätzung geändert?

Es hat sich insofern gebessert, als die Politik erkannt hat, dass ein Hochwasserschutz in Marbach wichtig ist. Ministerin Doris Bures hat sich gemeinsam mit Bundeskanzler Werner Faymann und (Landes-SPÖ-Chef) Matthias Stadler bei mir gemeldet und versprochen, sich dafür einzusetzen, dass Marbach jetzt vorgezogen wird. Wir haben dann relativ kurzfristig die Zusage bekommen, dass die Fördermittel für 2014 reserviert sind.

Das Land Niederösterreich hat ja argumentiert, dass Marbach weit hinten gereiht war, weil die Gemeinde lange kein Projekt eingereicht hätte.

Das war eindeutig ein Irrtum, der auf einem Missverständnis beruht haben muss. Wir haben schon 2004 den Entschluss gefasst, dass wir einen Hochwasserschutz brauchen, sämtliche Unterlagen sind dem Land übermittelt worden. Ich glaube, dass im Zuge dieser ganzen Katastrophe einige Details übersehen wurden.

Gibt es inzwischen ein gutes Einvernehmen zwischen Gemeinde und Land?

Gleich nach der Hochwasserkatastrophe hat es rasch ein sehr vernünftiges Gespräch mit Landesrat Stephan Pernkopf gegeben, bei dem wir die ganze Problematik besprochen haben. Dort hat er uns seine volle Unterstützung für das neue Projekt zugesagt, es gibt eine gute Gesprächsbasis.

Das neue Projekt ist demnach fix für das kommende Jahr?

Es hat jetzt eine vom Landwirtschaftsministerium geführte Wasserrechtsverhandlung gegeben, die sehr positiv verlaufen ist. Wir rechnen damit, dass wir Ende Jänner den positiven Bescheid bekommen. Wir haben die Gemeinderatsbeschlüsse nachgeholt, die beim Land nicht vorgefunden wurden, und die notwendigen Kredite ausgeschrieben – es fehlt nur mehr die Genehmigung des Landes, dass wir den Kredit aufnehmen dürfen, dann können wir sofort beginnen.

Was werden die Schutzmaßnahmen die Gemeinde kosten?

Die Gemeinde hat nach den jetzigen Plänen Gesamtkosten von 4,1 Millionen Euro.

Und insgesamt?

Die Bauten gegen das Donauhochwasser werden auf ungefähr 25 Millionen Euro geschätzt; dazu kommen Sicherungsmaßnahmen im Hinterland mit sechs bis sieben Millionen. Land und Bund zahlen mit.

Wenn man Ihnen zuhört, merkt man, wie viele Behörden beim Hochwasserschutz eine Rolle spielen: Gemeinde, Land, zwei Ministerien... Ist das sinnvoll?

Aufgrund der rechtlichen Lage ist die Wildbachverbauung zuständig, die dem Landwirtschaftsministerium untersteht. Zudem ist das Land Niederösterreich Förderstelle, das Infrastrukturministerium ebenfalls. Wenn es nur einen Fördertopf gäbe, ginge es wesentlich schneller und einfacher – da würde die Verwaltungsvereinfachung, von der immer gesprochen wird, sinnvoll sein.

Bei einigen oberösterreichischen Gemeinden im Hochwassergebiet wurde diskutiert, ob es nicht sinnvoller wäre, einfach abzusiedeln. In Marbach auch?

Nein, das ist in unserem Bereich unmöglich. Wir müssten einen historischen Ortskern absiedeln, der seit Hunderten von Jahren besteht.

Hat sich nach dem Hochwasser jemand entschieden wegzuziehen?

Nein, niemand. Es haben alle – wie es immer war – renoviert, manche sind noch immer dabei. Aber es hat kein einziger Marbacher sich entschieden wegzuziehen. Ausnahme war der Möbelhändler Lutz, der das Hochwasser als Ausrede genommen hat, seine Filiale hier zu schließen.

Hat das Krisenmanagement während des Hochwassers gut funktioniert?

Ja, das hat ausgezeichnet funktioniert. Besonders hervorheben muss man die ausgezeichneten Prognosen des Pegelstands, die wir bekommen haben. 2002 hatten wir einen Schaden von 18 Millionen Euro, heuer sind es fast acht weniger – weil wir mit den Prognosen die Leute früher warnen und überzeugen konnten, ihre Häuser auszuräumen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2013)

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