Bessere Luft? Salzburg testet Tempo 80

Salzburg testet Tempo 80
Salzburg testet Tempo 80(c) APA (MARKUS LEODOLTER)
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Auf der Autobahn rund um die Stadt Salzburg gilt auf rund zehn Kilometern zum Schutz der Anrainer bald nur mehr Tempo 80. Eine umstrittene Maßnahme, die zunächst für drei Monate gelten und dann evaluiert werden soll.

Salzburg. Es geht um rund eineinhalb Minuten Fahrzeit, aber die bergen einigen Sprengstoff: Kein anderes Projekt der neuen Salzburger Landesregierung regt derzeit so auf wie die geplante Tempobeschränkung auf der Westautobahn zwischen Salzburg Nord und dem Knoten Walserberg. Voraussichtlich ab Februar dürfen Autofahrer auf rund zehn Kilometern nur mehr mit maximal 80 Stundenkilometern unterwegs sein. Bisher galt eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern.

Als die für Umwelt zuständige Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Rössler (Grüne) im Herbst ankündigte, dass sie für eine bessere Luftqualität Tempo 80 verordnen werde, wehte ihr ein Sturm der Entrüstung entgegen. Sie erhielt aber auch Zustimmung von Menschen, denen Geschwindigkeit weniger wichtig ist als die Luftqualität.

Experten errechneten, dass bei 80 statt 100 Stundenkilometern der Ausstoß an Stickstoffoxidemissionen bei Pkw um 15 Prozent sinkt. Bei leichten Nutzfahrzeugen liegt der Rückgang sogar bei 28 Prozent. Das entspricht auf das Jahr gerechnet einer Komplettsperre der Autobahn für rund einen Monat, argumentiert Othmar Glaeser von der Umweltabteilung des Landes Salzburg. Zudem bringe Tempo 80 weniger Lärm und mehr Sicherheit.

Es führe kein Weg an Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität vorbei, sagt Rössler und verweist auf die jahrelangen Grenzwertüberschreitungen. Pro Tag fahren im Durchschnitt 90.000 Fahrzeuge auf dem Abschnitt. Im Jahr 2000 waren es nur 65.000. Salzburg drohe ein EU-Vertragsverletzungsverfahren, sollte sich die Luftqualität nicht bessern. Für Rössler ist Tempo 80 – immerhin geht es derzeit nur um einen dreimonatigen Probebetrieb, um die tatsächlichen Effekte evaluieren zu können – das gelindeste Mittel. Die Alternative wären Fahrverbote, meint die Grün-Politikerin.

Abstrafung bei der Wahl droht

Rückendeckung erhält sie bisher von ihren Koalitionspartnern ÖVP und Team Stronach. Und das, obwohl die Maßnahme voraussichtlich genau in der heißen Phase des Gemeinderatswahlkampfs in Kraft treten wird. Die Gefahr, dass die drei Regierungsparteien dafür abgestraft werden, ist nicht unerheblich. Für die Stadt-ÖVP hat der Rechtsanwalt Peter Harlander das Thema aufgegriffen. Mit seiner Online-Initiative „Gegen den Stau“ mobilisiert er massiv gegen Tempo 80. Der Kandidat für die Gemeinderatswahlen, der auf Platz sieben der VP-Liste antritt, will am 7. Jänner ein neues Verkehrskonzept vorstellen – ohne Tempolimit.

Um die Luftqualität zu verbessern, will Rössler aber nicht nur bei der Geschwindigkeit auf der Autobahn ansetzen. Tempo 80 ist Teil eines Maßnahmenpakets. Dazu gehören auch die Förderung von Erdgas- und Hybridfahrzeugen, der Ausbau der Fernwärmeversorgung und die Förderung von Solaranlagen und öffentlichem Verkehr. Geht alles nach Plan, wird die Verordnung Anfang Februar in Kraft treten. Vorerst für drei Monate.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2014)

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