Im Gailtal und im Lesachtal bleibt die Situation bei Lawinenwarnstufe "5" weiterhin kritisch. Soldaten des Bundesheeres sind im Einsatz, um Bahnhöfe und Dächer freizuschaufeln.
Es schneit weiter stark: Besonders in Osttirol und Oberkärnten sind bis Sonntag nochmals 20 bis 50 Zentimeter Neuschnee zu erwarten, in den Karnischen Alpen wird es knapp ein Meter werden. Die 48-Stunden-Neuschneemengen entsprachen einem 75-bis 100-jährlichen Ereignis.
Die Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) verspricht bis zum Montag Entspannung: "Am Samstag und in der Nacht auf Sonntag schneit es in Osttirol und Oberkärnten zum Teil noch stark, die Schneefallgrenze sinkt wieder bis in die Täler. Im Bereich Galtail und Oberes Drautal kommen bis Sonntagabend 20 bis 40 Zentimeter Schnee dazu, im Lesachtal 40 bis 50 Zentimeter", sagte Paul Rainer von der ZAMG in Klagenfurt am Samstag. "Am Sonntagnachmittag wird der Schneefall schon langsam schwächer und hört im Laufe des Montags größtenteils überhaupt auf."
Gefahr durch kritische Schneelasten auf Gebäuden
Der zum Teil nasse und somit schwere Schnee kann weiterhin Bäume zum Umstürzen bringen und für Probleme auf Straßen, Bahnlinien und Stromleitungen sorgen. Auf Gebäuden sind Probleme durch kritische Schneelasten möglich. Und die Lawinengefahr bleibt durch den Neuschnee und die extremen Schneeverfrachtungen groß bis sehr groß, warnte die ZAMG.
Gewarnt wird auch vor Glatteis auf den Straßen.
Samstag früh lagen in Kötschach 150 Zentimeter Schnee, in Dellach im Drautal 143, in Lienz 110, in Mallnitz 102 und in Döllach 100 Zentimer. In Villach war die Schneehöhe zu diesem Zeitpunkt 65 Zentimeter, in Klagenfurt am Flughafen 20 Zentimeter.
Schon am Freitag hatte der starke Schneefall zwei Menschen das Leben gekostet und das öffentliche Leben praktisch zum Erliegen gebracht.
Soldaten des Bundesheeres im Einsatz
Am Samstag haben auch die ersten Soldaten des Bundesheeres ihre Arbeit aufgenommen. In Villach schaufelten 76 Soldaten des Pionierbataillons 1 den Verschiebebahnhof frei. In Spittal befreiten 20 Pioniere Dächer von der Schneelast. Für Sonntag war der Einsatz von 80 Pionieren in Hermagor und insgesamt 40 in Soldaten Spittal geplant, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums zur APA.
Im Dauereinsatz waren auch die Monteure des Energieversorgers Kelag. Am Samstag Vormittag waren durch auf Leitungen gestürzte Bäume rund 3000 Haushalte ohne Strom, am späten Nachmittag konnte man aber Entwarnung geben, die Versorgung funktionierte wieder.
In Osttirol waren unter anderem das Defereggental, Prägraten, das Villgratental und Untertilliach von der Außenwelt abgeschnitten. In allen betroffenen Gemeinden wurde eine Einsatzleitung eingerichtet und die lokalen Lawinenkommissionen beurteilten die Lage an Ort und Stelle laufend. Die Lawinengefahr wurde von den Experten des Landes weiterhin als groß, also Stufe "4" der fünfteiligen Skala eingestuft. In den Abendstunden könnte sich die Lage nach neuerlichen Schneefällen aber noch einmal verschärfen und Stufe "5" ausgerufen werden, hieß es.
Bahnverkehr zusammengebrochen
Nach dem Zusammenbruch des Bahnverkehrs am Freitag nahm die ÖBB am Samstag nach und nach Streckenabschnitte wieder in Betrieb. Zwischen Klagenfurt und Villach verkehrten die Züge weitgehend normal. Nach den Streckenabschnitten Villach - Spittal und Spittal - Lienz wurde am Nachmittag auch das Teilstück Villach - Jesenice (Slowenien) provisorisch eröffnet. Die Tauernstrecke samt Tauernschleuse sowie die Fahrtrichtung Italien bleiben weiterhin gesperrt.
Am späten Nachmittag wurde auch die Straße in das Skigebiet Nassfeld geöffnet. "Diese Öffnung gilt nur auf Widerruf, solange keinen stärkeren Schneefälle einsetzten", sagte Katastrophenreferent LH Peter Kaiser (SPÖ). Damit war vorerst die An- und Abreise von zahlreichen Urlaubern möglich, die am Nassfeld bzw. im Tal festgesessen waren.
(APA/Red.)