Ein Jahr Skandal: Pferdefleisch ist beliebter als vorher

Pferd statt Rind nicht nur in Döner-Spießen
Pferd statt Rind nicht nur in Döner-SpießenAPA
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In Österreich sind nun auch Haftstrafen für falsche Kennzeichnung möglich, Pferdefleisch ist allerdings heute beliebter als vor dem Skandal.

Ein Jahr ist es her, dass in Europa ein riesiger Lebensmittelskandal aufflog, der als Pferdefleischskandal Schlagzeilen machte. Eine unerwartete Folge davon: Das Image von Pferdefleisch dürfte durch den Skandal nicht gelitten haben. Laut Carolin Krejci, Leiterin der Abteilung Lebensmittelrecht, -sicherheit und -qualität im Gesundheitsministerium, wurde die Neugier auf Pferdefleisch geweckt. So hatten Pferdefleischhauer direkt nach dem Skandal einen starken Zulauf, der immer noch anhält. Allerdings hat der Fleischskandal auch rechtliche Folgen, nämlich zum Teil deutlich verschärfte Regeln.

Begonnen hatte alles in Irland und Großbritannien, wo in Hamburgern Pferdefleisch statt Rindfleisch entdeckt wurde. Der Fleischskandal weitete sich ab Februar 2013 zu einem europäischen Problem aus. In Österreich hat der Skandal dafür gesorgt, dass es neben Geld- auch Haftstrafen für Fleisch-Betrüger gibt. EU-weite Verordnungen zur Lebensmittelkennzeichnung sollen eine weitere Irreführung der Kunden verhindern.

Höhere Mindeststrafen

Wenn in Produkten "nicht das drinnen ist, was drauf steht", drohen den Schuldigen in Österreich mittlerweile saftige Strafen bis hin zum Freiheitsentzug, sagt Christoph Ertl, Sprecher des Gesundheitsministeriums. Zudem wurden auf Initiative von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) höhere Mindeststrafen eingeführt und die Verwaltungsstrafen allgemein nach oben geschraubt. 300 Euro werden jetzt bereits fällig, wenn Feinkost-Mitarbeiterinnen in Supermärkten zum wiederholten Mal keine Häubchen tragen. 700 Euro beträgt nach der Novelle im Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz die Mindeststrafe, falls Fleisch vorsätzlich falsch gekennzeichnet wurde.

Gütesiegel lösen das Problem nicht

Falsch gekennzeichnet waren in Österreich vor einem Jahr unter anderem Tiefkühl-Tortelloni, Kebabspieße oder diverse Würstelarten. Diese Produkte enthielten Pferdefleisch statt dem versprochenen Rindfleisch. Nach dem Bekanntwerden der Fälle wurde in der Politik der Ruf nach Gütesiegeln laut. Aber "diese Probleme lösen sich auch mit einem Gütesiegel nicht. Es wird immer schwarze Schafe geben, die betrügen, wenn es um Geld geht", sagte Carolin Krejci, Leiterin der Abteilung Lebensmittelrecht, -sicherheit und -qualität im Gesundheitsministerium, im Gespräch mit der Austria Presse Agentur.

Auch die EU unternahm Anstrengungen, um einen solchen Lebensmittelskandal kein zweites Mal zu erleben. Ab 1. April 2015 muss neben der bereits bestehenden verpflichtenden Kennzeichnung der Herkunft von Rindfleisch auch die Herkunft von Schweine-, Schaf-, Ziegen- und Geflügelfleisch gekennzeichnet werden. Dazu erließ die EU-Kommission im Dezember 2013 eine Durchführungsvorschrift.

Überforderte Konsumenten

Diese Vorschrift gilt vorerst allerdings nur für unverarbeitetes Fleisch. Für die während des Skandals viel zitierte Tiefkühl-Lasagne wäre eine umfassende Kennzeichnung aller Inhaltsstoffe laut Krejci unmöglich. "Stellen Sie sich vor, da hat man den Teig mit Eiern und Mehl, dann noch die vielen Kräuter, das Fleisch, das überfordert den Konsumenten", zeigte die Mitarbeiterin des Gesundheitsministeriums die Probleme auf.

Die Lebensmittelkonzerne argumentieren oft gegen eine detailliertere Zurückverfolgung von Fleisch und führen den höheren Preis für die Konsumenten ins Treffen. Die Kosten für den Käufer wären enorm, hieß es da oft in der Vergangenheit. Eine französische Verbraucherorganisation widerlegte diese Aussagen jedoch in einer aktuellen Untersuchung, teilte Birgit Beck, Projektleiterin Ernährung beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), auf Anfrage mit. Der Preis für eine Tiefkühl-Lasagne, die um 2,26 Euro in der Tiefkühltruhe zu finden ist, würde sich durch Angaben zur Herkunft des Fleischs zum Beispiel lediglich um 1,51 Cent erhöhen. Bei einer Konserve Ravioli um 0,92 Euro kämen 0,61 Cent dazu, zitierte Beck Angaben der Verbraucherorganisation Que Choisir.

Keine Gesundheitsgefährdung von Konsumenten

Bei den untersuchten Proben in Österreich bestand aber nie eine Gesundheitsgefährdung für den Konsumenten, betonte Werner Windhager von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Es handelte sich vielmehr um eine "Irreführung des Konsumenten". Hierzulande werde auch ein Jahr nach dem Skandal "auf hohem Niveau weiter untersucht", so Windhager.

(APA)

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