Kaufmann: Die Rote, die Mariahilf grüner machen will

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bezirkschefin Renate Kaufmann eckte wegen ihres Engagements für die Mariahilfer Straße bei der SPÖ an.

Wien. Als Renate Kaufmann am Samstag in der „Presse“ exklusiv verkündete, dass sie als Vorsteherin des sechsten Bezirks abtreten will, liefen die Telefone heiß. Unter den Reaktionen aus der Politik ist besonders jene von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou hervorzuheben. In einer Aussendung bedankt sich die grüne Politikerin „für die gute Zusammenarbeit beim Projekt Mariahilfer Straße“.

Kein Wunder, denn Kaufmann hat sich zuletzt mit geradezu missionarischem Eifer für die Fußgängerzone eingesetzt. Die 1955 geborene Kaufmann war zuerst Lehrerin, ehe sie 1993 hauptberufliche SPÖ-Politikerin in Mariahilf wurde. Sie war maßgeblich daran beteiligt, dass die Sozialdemokraten 2001 der ÖVP den Posten des Bezirksvorstehers abjagen konnten – mithilfe von vielen grünen Themen. Kaufmann wurde Bezirkschefin und kündigte schon damals eine grüne Linie im Bezirk an. Das besondere Engagement der linksliberalen Roten mit leichten Weltverbesserungsambitionen galt auch sozialen Randgruppen in ihrem Bezirk. Und von Anbeginn an verfolgte sie die Idee einer Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße. Dafür eckte sie gern an – auch bei den Freunden der Rathaus-SPÖ, auch bei Bürgermeister Häupl. Bei der Frage der Querungen, die sie ablehnte, war Kaufmann manchmal kompromissloser als die Grünen. Sie scheute sich auch nicht, sich mit anderen SP-Bezirksvorstehern anzulegen, etwa dem Kollegen aus dem Vierten.

Innerhalb der Partei wurde Kaufmann als „egozentrische Einzelkämpferin“ bezeichnet – und als verkappte Grüne. Kein Wunder, dass unter den Reaktionen auf ihre Rücktrittsankündigung zwar die SPÖ in ihrem Bezirk „Genossin Renate“ für den Einsatz für die Bürger dankte. Von der Rathaus-SPÖ dagegen kam – vorerst zumindest – nichts. 2011 wurde bei ihr Krebs diagnostiziert und während der Chemo, so erzählt sie, kam die Idee, ein Buch mit Anekdoten aus dem Bezirksleben zu schreiben. Erst vor Kurzem wurde es publiziert.

Dass die Abstimmung mit 53,2Prozent für eine Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße ausgegangen ist, hat ihr den Rücktritt erleichtert. Wenngleich es ihr sicher lieber gewesen wäre, wenn auch die Frage der Querungen in ihrem Sinn ausgegangen wäre. Doch da urteilte die Mehrheit (55,9 Prozent dafür) anders als die Bezirkschefin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2014)

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