Sommerzeit: Tag der "verlorenen" Stunde

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Symbolbild(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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In der Nacht auf Sonntag wurden die Uhren um eine Stunde vorgestellt - ein Gewinn vor allem für Freunde der Abendsonne. Die erwartete Energieeinsparung durch die Einführung der Sommerzeit ist allerdings ein Mythos.

An heutigen Sonntag hat die Sommerzeit begonnen. Um 2 Uhr wurden die Uhren auf 3 Uhr gestellt, es geht also eine Stunde "verloren", die dann aber am 26. Oktober "zurückgezahlt" wird.

Bemerkbar macht sich die Zeitumstellung am Sonntag vor allem durch eine Extra-Stunde Abendsonne: Ist die Sonne am Samstag (29. März) noch um 18:20 Uhr untergegangen, verschiebt sich der Sonnenuntergang durch die Zeitumstellung am Sonntag auf 19:22 Uhr. Der Aufgang der Sonne "springt" hingegen von 05:40 Uhr auf 06:37 Uhr.

Einführung wegen Ölkrise

Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen, Haushalte und Schulen gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang.

Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte. Diese beiden Länder führten die Sommerzeit auch erst 1980 ein.

Zwei erfolglose Versuche

Allerdings gab es in der Alpenrepublik bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter - erfolgloser - Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen. Seit 1996 dauert sie in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union jeweils vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im Oktober.

Den letzten "Ausstieg" aus der aktuellen Sommerzeitregelung gab es übrigens vor drei Jahren: Am 27. März 2011 stellte Russland zum letzten Mal im Gleichschritt mit dem Westen die Uhrzeiger eine Stunde nach vor. Seither hat man die Uhren nicht mehr auf die Winterzeit zurückgestellt.

Kritik an Sommerzeit

Kritiker der Sommerzeit fordern immer wieder die Abschaffung der Zeitumstellung. Hauptargument ist das Ausbleiben der erhofften Energieeinsparung: Das Energieinstitut an der Linzer Johannes Kepler Universität kam in einer Studie im vergangenen Oktober zu dem Ergebnis, dass die Energieeinsparung nur minimale Effekte bringt. Zwar werde weniger Strom verbraucht, aber auf der anderen Seite steige durch das veränderte Freizeitverhalten der Menschen der Treibstoffbedarf sowie der Energieverbrauch fürs Heizen bzw. Kühlen.

Ein weiteres Gegenargument sind die negativen Auswirkungen auf den Biorythmus, denn die Umstellung bringt die innere Uhr durcheinander. Viele Menschen leiden bei jeder Uhrumstellung an Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Schlafstörungen. Der "Mini-Jetlag", der durch die Sommer- bzw. Winterzeit verursacht wird, geht außerdem mit Gereiztheit und Konzentrationsschwierigkeiten einher.

Bayerns Wirtschaftsministerin startet Kampagne

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hat vergangene Woche Stimmung gegen die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit gemacht -  mit einer Online-Petition will sie die Umstellung stoppen.

Es nerve sie, jedes halbe Jahr die Uhr vor- oder nachzustellen, sagte sie vergangenen Donnerstag in München. Der Wirtschaft entstünden durch die Umstellung von Schicht- oder Fahrplänen unnötige Kosten. Nutztiere kämen mit dem sich verändernden Rhythmus schlecht zurecht. Der erhoffte Effekt der Energieeinsparung blieb ebenfalls aus. "Deshalb plädiere ich dafür, dass man auf die Zeitumstellung verzichtet", sagte die CSU-Politikerin, die sich in Bayern um die Energiewende kümmern soll.

Nun soll sich die Europäische Union nach Aigners Vorstellungen damit befassen. Sie vertraut dabei allerdings nicht auf das übliche Prozedere. Es sei eine Internet-Petition denkbar, zur Not würde ihr CSU-Bezirksverband Oberbayern eine entsprechende Initiative anschieben.

(APA/Red.)

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