Busunfall in Oberösterreich: Ermittlungen gegen Lkw-Fahrer

APA/MANFRED FESL
  • Drucken

Der Lkw-Fahrer, der den Busunfall mit einem Toten und 18 Verletzten verusacht haben dürfte, soll durch sein Handy abgelenkt gewesen sein.

Nach dem schweren Zusammenstoß eines Lkw mit einem Bus am Freitag in Schwand im Innkreis (Bezirk Braunau) laufen die Erhebungen gegen den Unfalllenker auf Hochtouren. Bei dem Unglück kam ein Kind ums Leben, 18 wurden teils schwer verletzt. 

Die Einleitung eines Verfahrens wegen fahrlässiger Tötung gegen den Kroaten sei "wahrscheinlich", hieß es am Sonntag aus der Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis am Sonntag. "Ich kenne den Akt noch nicht im Detail, aber es sieht nach einem normalen Verfahren wegen fahrlässiger Tötung aus", sagte Sprecher Alois Ebner.

"Besonders gefährliche Verhältnisse" (§ 81) sah der Sprecher der Rieder Anklagebehörde demnach nicht gegeben, auch wenn der 48-jährige Lkw-Fahrer zum Unfallzeitpunkt mit seinem Handy hantiert haben dürfte. Gegen den Mann würde auch während der Ermittlungen "sicher nicht" die Untersuchungshaft verhängt werden.

Bub aus künstlichem Tiefschlaf geweckt

Ein zwölfjähriger Bub, der sich bei dem Unfall schwer verletzte, wurde mittlerweile aus dem künstlichen Tiefschlaf geweckt und liegt am heutigen Montag bereits auf der Normalstation. Die Ärzte erwarten keine bleibenden Schäden, wie Oberarzt Udo Berger vom Salzburger Unfallkrankenhaus mitteilte. Der Schüler hat bei dem Unfall einen Schädelbruch erlitten. Er wurde am Freitag in künstlichen Tiefschlaf versetzt, am Samstag wurde die Aufwachphase eingeleitet. Nach einem weiteren Tag auf der Intensivstation kam das Kind auf die Normalstation, wo seine Mutter bei ihm ist.

Zwei weitere Kinder liegen noch im Krankenhaus: Die Ärzte gaben sich am Montag aber äußerst wortkarg, was den Zustand der Kinder anlangt. Ein 13-Jähriger, der im Linzer Allgemeinen Krankenhaus behandelt wird, ist außer Lebensgefahr und befindet sich nicht im künstlichen Tiefschlaf. Weitere Details wollten die Mediziner am Montag nicht veröffentlichen. Dem Vernehmen nach kämpfen die Ärzte allerdings um den Erhalt eines Beines. Eine 14-Jährige liegt mit einem Polytrauma im AKH Salzburg. Das Spital verhängte eine Nachrichtensperre. Ein Zwölfjähriger verlor bereits am Wochenende trotz aller Bemühungen am Samstag den Kampf mit dem Tod.

Lkw und Schulbus kollidierten

Bei der sogenannten Bäckerkreuzung waren der mit 19 Kindern besetzte Schulbus und der Lkw am Freitag gegen 13 Uhr zusammengestoßen. Laut Polizei dürfte unmittelbar zuvor das Handy des 48-jährigen Lkw-Fahrers eläutet haben. Er blickte auf das Display und übersah so den Bus. Ein Großaufgebot an Rettungskräften wurde alarmiert. Hubschrauber flogen die Schüler in die umliegenden Spitäler. 

Ein Aufschrei ging durch die Politik, als bekannt wurde, dass der kroatische Lkw-Lenker durch sein Handy abgelenkt wurde. Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) versprach "strenge Regeln und Kontrollen". Der Verkehrsclub Österreich (CVÖ) forderte, nach schweren Unfällen die Handys der Lenker zu beschlagnahmen, um zu sehen, ob sie während der Fahrt benutzt worden sind. Der oberösterreichische Verkehrsreferent LH-Stv. Reinhold Entholzer (SPÖ) hatte diesen VCÖ-Vorschlag begrüßt. Diese Maßnahme ist in Österreich zwar möglich ("Die Presse" berichtete vergangene Woche).

Bild von der Unfallstelle
Bild von der UnfallstelleAPA/MANFRED FESL

Erster Schultag mit psychologischer Begleitung

Im Zeichen der Trauer ist der erste Schultag nach dem Busunfall am Montag in der Hauptschule Neukirchen an der Enknach gestanden. Psychologen arbeiteten mit den betroffenen Klassen das Geschehen auf - teils in Gruppen, teils einzeln, sagte der Braunauer Bezirksschulinspektor Johann Zillner.

"Es herrscht Trauer, aber die Stimmung ist sehr ruhig und gefasst", beschrieb Zillner die Atmosphäre am Montag. Die Kinder aus der kleinen Gemeinde Schwand besuchen überwiegend in Neukirchen den Unterricht. Laut dem Bezirksschulinspektor sind drei Klassen besonders betroffen. Am Vormittag wurde in der Schule eine Trauerecke eingerichtet, die die Kinder selbst gestalteten und wo sie persönliche Texte oder Bilder zum Gedenken an ihren verstorbenen zwölfjährigen Kollegen anbringen konnten.

Die Lehrer waren im Vorfeld von Spezialisten auf die Situation vorbereitet worden, so Zillner. Mit Ausnahme der Schwerverletzten erschienen die meisten Kinder, die in dem verunglückten Bus gesessen waren, am Montag bereits wieder zum Unterricht. Bei manchen bestehe Angst, wieder in den Schulbus zu steigen, auch das ist Thema in den Gesprächen. Es ist wohl damit zu rechnen, dass sich in den kommenden Tagen etliche mit dem Auto abholen lassen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Schulbus-Unfall in OÖ: Zwölfjähriger gestorben
Österreich

Schulbus-Unfall in OÖ: Zwölfjähriger gestorben

Der Bub erlag nach dem Unfall in Schwand im Innkreis im Krankenhaus seinen Verletzungen. Der Zustand eines weiteren Zwölfjährigen ist kritisch.
Österreich

Oberösterreich: Zehn Kinder bei Busunfall schwer verletzt

In Schwand im Innkreis ist ein Schulbus mit einem Lastwagen kollidiert. Insgesamt wurden 20 Personen verletzt, die Hälfte davon schwer.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.