Nach Geburt ausgesetzt: Suche nach der Mutter

POLIZEIBILD: NEUGEBORENES VON SPAZIERGAeNGERIN GEFUNDEN
POLIZEIBILD: NEUGEBORENES VON SPAZIERGAeNGERIN GEFUNDENAPA/POLIZEI
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Nach dem „Fund“ eines neugeborenen, gesunden Buben in Wien-Hietzing, hofft die Polizei nun, dass sich die Mutter meldet.

Wien. Ein Findelkind auf offener Straße – das habe es in Wien seit Jahren nicht mehr gegeben, heißt es aus dem Jugendamt. Seit Donnerstag, 12.45 Uhr, hat sich die Situation geändert. Ein neugeborenes Baby wurde auf einer Grünfläche in Wien-Hietzing gefunden. „Ein hübscher Bub“, meint Polizeisprecherin Adina Mircioane – und fügt an: „Wir wollen nicht, dass die Mutter als Kriminelle hingestellt wird, wir wollen, dass sich die Frau meldet, sie braucht keine Angst zu haben.“

Das Baby lag in einem Kinderwagenaufsatz. Sein körperlicher Zustand ist sehr gut. Die Nabelschnur ist ordentlich durchtrennt worden. Bei seiner Auffindung trug das Kind ein blaues Oberteil, eine Windel und weiße Socken. Es war mit einer Decke zugedeckt und schlief, als es von einer Frau gefunden wurde, die gerade mit ihrem Hund spazieren ging. „Das Baby macht einen sehr gepflegten Eindruck“, so die Polizei weiter.

Unmittelbar nach dem „Fund“, Ecke Wientalstraße/Lilienberggasse, wurde der Bub ins Wilhelminenspital gebracht. Klar scheint: Wer das Baby ablegte, wollte, dass es gefunden wird: Es war – entgegen kolportierten Meldungen – nicht in einem Gebüsch versteckt, sondern gut sichtbar platziert. Hinweise auf die Mutter gab es am Freitag vorerst keine. Nur so viel: Es dürfte sich wohl – ausgehend davon, dass das Kind hellhäutig ist – um eine Mitteleuropäerin handeln. Das Landeskriminalamt Wien ersucht um Hinweise an jede Polizeidienststelle oder an das Landeskriminalamt, Außenstelle Süd, Telefonnummer: +43/(0)1/31310-57800. „Vielleicht hat ja jemand bei der Entbindung geholfen oder kann Angaben über die Geburt machen“, ergänzt die Polizeisprecherin.

Der letzte größer medial berichtete Fall eines Findelkindes ereignete sich in Oberösterreich: Im Oktober 2012 wurde vor einer Arztpraxis in Leonding (Bezirk Linz-Land) ein leicht unterkühltes, neugeborenes Mädchen von einem Botenfahrer gefunden. Linzer Krankenschwestern gaben dem Mädchen, dessen Nabelschnur mit einer Wäscheklammer abgedrückt war, den Namen Nikola – das Kind kam später zu Pflegeeltern.

Diese Entwicklung könnte dem nun in Wien gefundenen Kind auch bevorstehen. Auf Dauer könnte der Bub dann von Adoptiveltern aufgenommen werden.

Generell wird von Behörden immer wieder auf die Möglichkeit hingewiesen, ein Kind in einer sogenannten Babyklappe zu deponieren. In Wien gibt es eine solche im Wilhelminenspital. Ein Kind wurde im Vorjahr dort abgegeben. 2012 waren es zwei Kinder, 2011 ebenfalls zwei. Je eines dieser beiden Babys wurde von den leiblichen Eltern später abgeholt.

Wird Staatsanwalt aktiv?

Wenn Mütter Kinder im Freien ablegen, riskieren sie eine Verfolgung wegen Aussetzung (§82 Strafgesetzbuch), da sie das Leben des Kindes gefährden. Bis zu fünf Jahre Haft drohen (im Todesfall bis zu zehn Jahre). Bei einer Babyklappe ist hingegen nicht von einer Gefährdung auszugehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2014)

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