Donau-City: Ein Stadtteil strebt zum Himmel

(c) DiePresse (Clemens Fabry)
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Bald Baubeginn für das Super-hochhaus, das mit 220 Metern nicht nur ein architektonisches Signal für das moderne Wien werden soll, sondern auch Europas höchste Wohnungen beherbergen wird – aber auch mit Windproblemen kämpft.

WIEN. Als Ende der 70er Jahre die Wiener UNO-City in Betrieb ging, galt das Gebäude jenseits der Donau als mutige architektonische Leistung. Mittlerweile ist die Hochburg der internationalen Diplomatie verdeckt von zahlreichen Hochhäusern, die zwischen Wagramer Straße, Donauinsel und Donaupark entstanden sind, ein Gebiet, das nunmehr als „Donau City“ (DC) bezeichnet wird. In den nächsten Jahren wird die Skyline durch die Errichtung zwei weiterer Wolkenkratzer noch spektakulärer.

Noch heuer soll Baubeginn für den 220 Meter hohen „Perrault-Turm“ sein, der zweite, mit 160 Metern etwas niedrigere Turm soll in zwei Jahren errichtet werden, erzählt Thomas Jakoubek, Vorstand der WED (Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum AG), die für die Entwicklung der Donau City zuständig ist.

Serie von Entwürfen

Die neuen Super-Türme haben eine lange Geschichte. Schon 1993 gab es die ersten Konzepte, die aber zehn Jahre später wieder verworfen wurden. Dann setzte sich der französische Stararchitekt Dominique Perrault, der unter anderem die Nationalbibliothek in Paris entworfen hatte, bei einem Wettbewerb durch. „Bis zum endgültigen Plan gab es 120 Entwürfe“, sagt Jakoubek.

Im unteren Teil des Turms wird ein Hotel einziehen, Gespräche mit Betreibern laufen derzeit; im Hauptteil entstehen Büros und ganz oben 40 Wohnungen, „die die höchsten Europas werden“, betont der WED-Chef. Im zweiten Turm sollen Wohnungen entstehen. Möglicherweise wird in einigen Jahren daneben an der Wagramer Straße noch ein drittes Hochhaus gebaut.

Die Kritik der Rathaus-Opposition, dass die WED durch die von der Stadt Wien genehmigte außergewöhnliche Höhe des Riesenturmes große Geschäfte mache, weist Jakoubek zurück. „Ab 160 Meter wird so ein Hochhaus ohnehin ökonomisch problematisch. Denn da werden Statik, Haustechnik etc. aufwendiger und damit teurer.“ Seiner Meinung nach soll der Perrault-Turm ein architektonisches Signal und ein Symbol für das moderne Wien sein.

Neben den viel diskutierten Mega-Türmen wird in der Donau-City auch sonst fleißig gebaut und geplant. Das Austria-Center (AC) bekommt ein riesiges neues Vordach, das aus Holz gemacht wird und wie eine Welle aussieht. Damit will das AC in einer Umgebung, die immer weiter in den Himmel wächst, auffallen. Schon kommende Woche soll das Vordach fertig sein.

Vor den Perrault-Türmen, Richtung Donauinsel hin, soll ein Meeres-Museum entstehen, das von Coop Himmelb(l)au geplant wird und wie eine kleine durchlöcherte Muschel aussehen wird. In dem 16 Meter hohen Gebäude soll das „Sea Life Centre“ über das Leben im Meer informieren.

Offen ist noch, wie der derzeit freie Platz, wo einst das Schuh-Ski-Gebäude stand, gestaltet wird. Möglicherweise entsteht dort ein aufwendiger Treppenabgang mit Restaurant-Boxen zur Copa Cagrana hinunter (siehe Bericht unten).

Ursprünglich war die Donauplatte, wie die Donaucity oft auch genannt wird, als Standort für Projekte für eine Wiener Weltausstellung (Expo) gedacht. Mit dem Nein der Wiener Bevölkerung zur Expo galt es das Gebiet anders zu entwickeln. Aus der Expo AG ging die WED hervor, eine private Gesellschaft, deren Gesellschafter Versicherungen und Banken sind.

„Wir sind noch sieben bis acht Jahre damit beschäftigt, die Donau-City fertig zu machen“, sagt Jakoubek. Derzeit würden rund 7500 Menschen hier wohnen und arbeiten, in acht Jahren doppelt so viel. Dann wird auch mehr Leben in den derzeit doch noch sehr ruhigen neuen Stadtteil einkehren.

Ein Punkt hat in den letzten Monaten für einige Aufregung gesorgt: Die Windverhältnisse auf der Platte. An einigen Stellen müssen Passanten gegen starke Böen ankämpfen. In einer von der WED beauftragen Experten-Studie wurde festgestellt, dass es in Wien mehrere Plätze mit besonderer Windlage gibt – darunter auch der Stephansplatz. Die Donau City ist besonders anfällig, weil schon das Donautal wie eine Düse für den Wind funktioniert. An den Hochhäusern entstehen zusätzliche Windeffekte. Bis zum Sommer sollen alle möglichen Maßnahmen zusammengefasst werden, wie man bei den bestehenden und auch kommenden Gebäuden derartige Effekte vermeidet.

FAKTEN

Rund um die UNO-City ist in den letzten Jahren die „Donau City“ entstanden mit mehreren Hochhäusern für Büros und Wohnungen. Noch heuer wird Baubeginn für einen weiteren Wolkenkratzer sein: Der Perrault-Turm soll 220 Meter hoch werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2007)

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