Schärfere Gangart gegen junge Alkohol-Trinker

Büro Schaunig
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Niederösterreich beschließt ein Verbot von Alkoholbesitz für Jugendliche unter 16 Jahren. In Kärnten sollen bunte Bänder bei Veranstaltungen das Alter von Personen anzeigen.

ST. PÖLTEN/KLAGENFURT(red./bene).Mit Gesetzen und Aktionen versuchen die Bundesländer Niederösterreich und Kärnten gegen jugendliche „Koma“-Trinker vorzugehen.

Durch die gestern, Donnerstag, im Landtag in Niederösterreich beschlossene Änderung des Jugendgesetzes werden nun nicht nur Konsum und die Abgabe, sondern auch der Besitz von Alkohol für Jugendliche unter 16 verboten. Damit soll der Exekutive eine Handhabe gegeben werden, um bei Verstößen effektiv einschreiten zu können. Es gehe um ein „klares Signal gegen das Komatrinken und von Alkoholexzessen junger Menschen“, hieß es im Vorfeld der Sitzung.

Die SPÖ unterstützt diesen VP-Vorstoß, fordert aber auch, dass die Polizei nur im Bedarfsfall mehr Kompetenzen erhält. Man müsse sowohl Jugend als auch Gastronomie an ihre Verantwortung erinnern. Die Grünen werden das Gesetz zwar unterstützen, halten den Alleingang Niederösterreichs beim Jugendschutzgesetz aber für kontraproduktiv und fordern, dass eine bundesweite Regelung abgewartet wird. Laut FPÖ scheitere es am Vollzug dieses Gesetzes.

In Kärnten wiederum herrscht Einigkeit darüber, dass gegen jugendliche Kampftrinker etwas unternommen werden muss. Konkrete Maßnahmen gab es aber bisher kaum. Jetzt hat man in Kärnten unter dem Motto „Zeit zum Anbandeln“ eine Aktion zum alkoholfreien Feiern gestartet. Mit einem bunten Armband kann der Jugendliche zu erkennen geben, welcher Altersgruppe er angehört.

„Anbandeln“ unter Jugendlichen

Für Veranstalter und Wirte, die das Jugendschutzgesetz einhalten müssen, ist es nicht immer einfach, das Alter von Besuchern und Gästen einzuschätzen. Das soll ihnen künftig durch die bunten Bänder erleichtert werden. Das rote Band bedeutet: Ich bin noch nicht 16 und darf keinen Alkohol trinken. Die Buchstaben „No Ko“ stehen für keinen Alkohol. Jugendliche zwischen 16 und 18 tragen gelbe Bänder mit der Aufschrift „OK statt KO“, das bedeutet: Ich dürfte zwar Getränke mit geringem Alkohol-Gehalt trinken, bin aber Vorbild und trinke nur Alkoholfreies.

Für über 18-Jährige schließlich gibt es grüne Bänder, die eigentlich freien Zugriff zum Alkohol signalisieren. Sie haben das Schlagwort „Rauschfrei“, das heißt für den Träger: Ich dürfte zwar trinken, was ich will, bin aber Vorbild für andere und trinke trotzdem keinen Alkohol.

Landesjugendreferentin Gaby Schaunig (SP): „Es steht natürlich allen Jugendlichen frei, sich herunterzustufen. Mein Ziel ist es, dass es unter den Jugendliche als cool gilt, ein rotes Band zu tragen“. Die bunten Bänder können von Veranstaltern, Wirten aber auch von den Jugendlichen selbst unter der Nummer 0664/6202270 oder im Internet unter www.jugend.ktv.gv.at bestellt werden. Die Landesjugend-Referentin sieht in der Aktion eine begleitende Maßnahme zum Gesamtproblem Alkohol. Die Kärntner „Arge J“, die sich das Wohlergehen der Jugendlichen zum Ziel gesetzt hat, ist am „Anbandeln“ beteiligt. Sprecherin Iris Binder ist überzeugt: „Je mehr Veranstalter an dieser Aktion mitmachen, desto weniger Jugendliche werden Alkohol trinken.“

Vereinbarung in Vorarlberg

In Vorarlberg unterzeichneten am Mittwoch Politiker, Vereine und Gastronomiebetriebe aus zehn Gemeinden im Walgau eine Vereinbarung. Sie sieht vor, dass bei Veranstaltungen auf öffentlichen Plätzen kein harter Alkohol mehr ausgeschenkt wird. Auch Alkopops sind verboten. Jugendliche über 16 Jahre erhalten nur nach einer Alterskontrolle Alkohol ausgeschenkt. Die Veranstalter verpflichten sich darüber hinaus, preisgünstig alkoholfreie Getränke anzubieten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2007)

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