Pflegeskandal: Schwere Vorwürfe gegen Heim für behinderte Kinder

Ex-Mitarbeiter: Schwere Mängel in Behinderten-Wohngemeinschaft.

WIEN (g.b.). Nach dem Bekanntwerden von schweren Pflege-Missständen in einer Wiener Behinderteneinrichtung ist jetzt die Gemeinde Wien aktiv geworden. Die Magistratsabteilung 11 überprüft seit Anfang der Woche die Vorwürfe, die acht ehemalige Mitarbeiter gegen das evangelische Diakoniewerk in der Steinergasse in Hernals erhoben hatten. Bei den ersten Inspektionen seien keine baulichen Mängel, festgestellt worden, sagt MA11-Sprecherin Daniela Attwood. Auch die Warmwasserversorgung, die kurzfristig defekt war, funktioniere wieder.

Die Überprüfung der anderen Vorwürfe dauert noch einige Tage, da man auch mit allen Kritikern Gespräche führen wolle. Die Ex-Mitarbeiter haben in einem Schreiben, das sie an die MA11 und an den „Kurier“ schickten, bemängelt, dass aufgrund von Personalmangel pädagogisch geschulte Behindertenbetreuer zu medizinischen Eingriffen gezwungen waren (z.B. Schleim aus der Lunge saugen). Weiters: Betreuer hätten die Kinder um ein Uhr früh wecken müssen, weil sie sonst mit dem Anziehen nicht fertig würden.

Der Rektor des Diakoniewerkes, Gerhard Gäbler, zu dem die Einrichtung in Hernals zählt, betont, dass er um rasche Klärung bemüht sei. Er kann sich aber nicht vorstellen, dass die Missstände in der geschilderten Form stattgefunden haben. In der Steinergasse leben in drei betreuten Wohngemeinschaften 20 Kinder, die schwerst behindert sind und einen hohen Pflegebedarf haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2007)

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