Wo Moslems lernen, beten und baden

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Islam. Neben Moscheen und Gebetsräumen steht Österreichs Muslimen noch weitere Infrastruktur zur Verfügung.

WIEN. Die Diskussion rund um islamische Infrastruktur in Österreich drehte sich zuletzt vor allem um Neubauten von Moscheen, ob mit oder ohne Minarett. Neben den rund 200 Gebetsräumen des Landes gibt es weitere Einrichtungen speziell für Muslime.

Betreuung für den Nachwuchs: Kindergärten und HorteGleich mehrere Kindergärten wenden sich speziell an Muslime. Älteste derartige Einrichtung ist der Kindergarten Iman in Döbling, der Kindergruppen in Deutsch und Arabisch betreut. Beim Kindergarten Enke in Ottakring werden Türkisch, Albanisch, Bosnisch und Deutsch als Umgangssprachen angeführt, für Frauen und Mädchen gibt es zusätzliche Deutschkurse.

Islamische Schulen – mit und ohne ÖffentlichkeitsrechtIn Wien gibt es mehrere Volksschulen mit Öffentlichkeitsrecht, etwa die Österreichisch-Ägyptische Privatschule oder die Privatvolksschule Al-Andalus. Zudem steht mit dem Islamischen Realgymnasium eine Möglichkeit zur Verfügung, den Schulweg von der Unterstufe bis zur Matura zu machen. All diese Schulen unterrichten nach österreichischem Lehrplan und in deutscher Sprache. Ein Wechsel in eine öffentliche Schule ist jederzeit möglich, alle Zeugnisse werden anerkannt. Islamischer Religionsunterricht wird im selben Ausmaß wie an öffentlichen Schulen abgehalten. Aber auch Nicht-Muslime dürfen sich hier einschreiben – was allerdings so gut wie nie vorkommt. Daneben gibt es die libysche und die saudische Schule, die beide kein Öffentlichkeitsrecht haben.

Musliminnen baden gerne alleine – das wird nicht überall gern gesehenBeim Baden bleiben muslimische Frauen gerne unter sich – ohne Männer. Während der Öffnungszeiten von Bädern ist das allerdings kaum machbar. Im oberösterreichischen Ried im Innkreis versuchte ein Verein, einen eigenen Abend für Musliminnen nach Badeschluss abzuhalten. Doch nach massivem öffentlichem Druck stellte das Bad das Angebot wieder ein. In Wien wird ein derartiges Angebot im Jörgerbad von muslimischen Frauen einmal pro Monat gerne angenommen – Bademeisterin inklusive. Das Amalienbad bietet außerdem alle zwei Wochen ein Frauenschwimmen an, das auch für nicht moslemische Frauen offen ist.

Bundesheer: Ein Gebetsraum, aber noch kein ImamMit 1000 bis 1100 Grundwehrdienern stellen Muslime bei den Grundwehrdienern die drittgrößte Religionsgruppe – ein Anteil von rund drei Prozent. Den Rekruten steht in der Wiener Maria-Theresien-Kaserne seit 2004 ein eigener Gebetsraum zur Verfügung. Zudem laufen zwischen Bundesheer und der Glaubensgemeinschaft Gespräche über einen eigenen Imam für die muslimischen Soldaten. Konkrete Pläne, so heißt es aus dem Verteidigungsministerium, gebe es allerdings nicht.

Unendliche Geschichte: Islamische Friedhöfe in Wien, Graz und BregenzSchon Ende der Achtzigerjahre liefen die ersten Verhandlungen zwischen der Islamischen Glaubensgemeinschaft und der Stadt Wien über einen Friedhof für Muslime an. 2001 wurden Pläne für die 3,4Hektar große Fläche präsentiert, die für 3000 Grabstellen vorgesehen ist. Die Eröffnung war für Herbst 2003 geplant. Archäologische Grabungen, die Insolvenz der Baufirma und Geldprobleme sorgten für Verzögerungen. Und 2006 wurde auf den Rohbau der Aufbahrungshalle auch noch ein Brandanschlag verübt. Laut Glaubensgemeinschaftspräsident Anas Schakfeh sind die Hauptarbeiten mittlerweile allerdings abgeschlossen, die offizielle Eröffnung soll nun im Frühjahr 2008 erfolgen. Dann soll auch in Bregenz ein islamischer Friedhof fertiggestellt sein, in Graz läuft noch die Suche nach einem geeigneten Areal.

www.derislam.at("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2007)

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