Bombenalarm in Wien: Anschlag-Versuch auf US-Botschaft

EPA (Herbert Pfarrhofer)
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Sprengstoff und Nägel waren in dem Rucksack, den ein Mann in der Pfluggasse fallen ließ. Er wurde festgenommen. Eine Explosion hätte enorme Sprengkraft gehabt.

WIEN. Ein spektakulärer Zwischenfall ereignete sich am frühen Montagnachmittag vor der Botschaft der Vereinigten Staaten in der Boltzmanngasse. Ein Mann hatte versucht, einen Rucksack mit Sprengstoff durch die Sicherheitsschleuse zu bringen. Als ihm dies nicht gelang, flüchtete er. Sofort wurde Großalarm ausgelöst. Der Täter kam nicht weit: Schon in der nahen Pfluggasse wurde er von der Polizei gestellt und festgenommen. Zuvor hatte er noch den Rucksack weggeschleudert. „Es handelt sich um einen gebürtigen Bosnier, Jahrgang 1965“, berichtete Doris Edelbacher vom Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) der „Presse“. Der Mann soll zuletzt in Niederösterreich gelebt haben. In dem roten Rucksack sollen sich laut Polizei Sprengstoff, Nägel und zwei Gegenstände befunden haben, „die einer Handgranate sehr ähnlich sehen“, erklärt Edelbacher. Auch ein Buch war im Rucksack verstaut. Es trägt den Titel „Namaz u Islamu“ und stellt eine Anleitung für das islamische Gebet dar. „Presse“-Recherchen ergaben, dass das Buch in Österreich herausgeben wurde. Täter machte wirren Eindruck

Aus dem nahen Bundeskriminalamt rückten sofort nach der Festnahme des 42-Jährigen Sprengstoffexperten an, die den Rucksack zwei Mal mit einem speziellen Gewehr beschossen. Dann wurde das Gepäck in einem Spezialwagen abtransportiert und in den Abendstunden genauer untersucht. Der Bereich rund um die US-Botschaft wurde weitgehend abgeriegelt, Feuerwehr und Rettung bezogen Stellung. Neben dem Entschärfungsdienst waren auch Beamte der Spurensicherung am Tatort. Durch den Polizeieinsatz mussten die Straßenbahnlinien 5 und 33 sowie die Busse der Linie 40 A umgeleitet werden. „Wenn der Sprengstoff explodiert wäre, hätte das zusammen mit den Nägeln im Rucksack eine verheerende Wirkung gehabt“, so Edelbacher. Zu dem mutmaßlichen Täter konnte die Polizei vorerst nur wenige Angaben machen. In den ersten Einvernahmen habe er einen verwirrten Eindruck gemacht, außerdem spreche der Mann nur gebrochen deutsch. Ein Bekennerschreiben gebe es nicht, erklärte Edelbacher. Über mögliche Hintermänner konnte sie vorerst keine Angaben machen. In den Abendstunden rückte dann ein Bus mit Polizeischülern an. Die angehenden Polizisten halfen den Experten in dem nach wie vor abgesperrten Bereich bei der Suche nach Objekten, die der 42-jährige weggeworfen haben könnte. US-Botschaft scharf bewacht

Der Gebäudekomplex in der Boltzmanngasse gilt als einer der am schärfsten bewachten Orte in der gesamten Republik – und das zum Leidwesen der zahlreichen Anwohner. Seit dem Jahr 1998, damals starben bei Bombenanschlägen auf US-Botschaften in Kenia und Tansania 257 Menschen – ist die Boltzmanngasse für Kraftfahrzeuge überhaupt gesperrt. Nur Fußgänger und Radfahrer kommen an dem schwer bewachten Gebäude vorbei. Gemeinsam mit dem LVT führt das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) regelmäßige Gefährdungsanalysen von Botschaftsgebäuden durch. Auf Grund der Ergebnisse wird dann entschieden, in welcher Form ein Schutz durch die Einsatzkräfte der Polizei gewährt wird. Über das Gefährdungspotenzial der US-Botschaft schweigt man sich im Innenministerium zwar aus, es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass die US-Botschaft – gemeinsam mit der israelischen – seit Jahren die Liste der besonders gefährdeten Objekte anführt. Die permanente Bewachung durch österreichische Polizisten ist den USA jedoch nicht genug. Weil das Botschaftsgelände exterritoriales Gebiet ist, beschäftigen die Vereinigten Staaten zusätzlich einen eigenen Sicherheitsdienst. Als jüngste Sicherheitsmaßnahme wurde im Frühling dieses Jahres ein drei Meter hoher Stahlzaun um das Gelände errichtet. „Lehnen Radikalismus ab“

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