Erster Platz Wiens nach einem Muslim benannt

Die Presse (Fabry)
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Der Muhammad Asad-Platz soll eine Hinweis auf Wiens muslimische Tradition sein. Namensgeber ist ein zum Islam konvertierter Jude aus Wien.

wien. Ab dem Frühjahr wird es in Wien den ersten nach einem Muslim benannten Platz geben. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Kulturkommission im Rathaus vor einigen Tagen. Demnach wird der Platz vor dem Haupteingang der UNO-City (hinter der U-Bahnstation) den Namen Muhammad-Asad-Platz erhalten. SP-Gemeinderat Omar Al-Rawi, Hauptbetreiber der Namensgebung, bestätigt dies gegenüber der „Presse“: „Es soll ein deutliches Zeichen für Wiens Vielfalt sein und dass die Stadt schon immer ein starkes muslimisches Leben gehabt hat.“

Der Namensgeber ist ein in den zwanziger Jahren zum Islam konvertierter Jude aus Wien, der später ein bedeutender Schriftsteller des Islam wurde. Asad (mit früherem Namen Leopold Weiss) wurde auch deshalb gewählt, weil er als europäischer Intellektueller in der islamischen Welt als früher „Wegbereiter für einen Dialog zwischen der islamischen und westlichen Welt“ gilt.

Die FPÖ hat in der Kommission gegen diesen Vorschlag gestimmt. „Die Benennung ist eine Provokation“, sagt Kultursprecher Harald Stefan. In Zeiten wo das Problem des Islamismus immer mehr wachse, sei dieser Schritt unsensibel.

Debatte um Herzl-Platz

Straßen- bzw. Platznamen mit religiös-politischem Hintergrund lösen in Wien immer wieder Emotionen aus. So hat die Umbenennung eines Teiles der Gartenbau-Promenade in Theodor-Herzl-Platz vor drei Jahren für Aufregung gesorgt. Proteste gab es damals von der FPÖ, der Arabischen Liga und Palästinensern und einer antizionistischen jüdischen Splittergruppe.

Eröffnet wird der Platz mit einem Festakt im Frühjahr. Teilnehmen sollen daran auch Botschafter muslimischer Staaten.

ZUR PERSON

Muhammad Asad wurde im Jahr 1900 als Leopold Weiss in Lemberg, damals österreichisch-ungarische Monarchie, geboren. Sein Großvater war orthodoxer Rabbiner. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zog er mit seiner Familie nach Wien, studierte an der Uni, arbeitete im aufkeimenden Filmbusiness (mit F.W. Murnau) und wurde schließlich Journalist mit Schwerpunkt Nahost.

Die Beschäftigung mit der Region und der Religion führten dazu, dass er zum Islam konvertierte und sich Muhammad Asad nannte. Nach seiner ersten Pilgerfahrt nach Mekka (1927) blieb er in Saudiarabien und wurde Vertrauter des Königs. Später half er bei der Staatswerdung Pakistans und wurde UN-Gesandter des Landes in New York. 1992 starb er in Spanien. Der Film über sein Leben (The Lion's Journey) wird 2008 im ORF gezeigt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2007)

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