Habsburg, Thron & Altar: Nostalgie und Schaulust

Nach der Feier seines 95. Geburtstages im November nun wieder im Stephansdom: Otto von Habsburg-Lothringen.
Nach der Feier seines 95. Geburtstages im November nun wieder im Stephansdom: Otto von Habsburg-Lothringen.APA (Herbert Pfarrhofer)
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Der Abschied von Kaisersohn Carl-Ludwig wäre eines Erzherzogs würdig. Nuntius Edmond Farhat begrüßte Otto Habsburg mit "Eure Kaiserliche und Königliche Hoheit".

WIEN (hws). Wie wird das erst beim Tod Ottos von Habsburg? Die Verabschiedung von seinem jüngeren Bruder Carl-Ludwig, der im 90. Lebensjahr verstorben ist, glich am Samstag einem wahren Staatsbegräbnis – ohne Staat. Die Politiker Alois Mock und Herbert Schambeck von der ÖVP waren die einzigen Funktionäre des offiziellen Österreich, die den Weg in den überfüllten Stephansdom fanden und dann den Sarg bis zur Kapuzinergruft begleiteten.

Das Requiem leitete der Apostolische Nuntius Edmond Farhat, assistiert vom Salzburger Weihbischof Andreas Laun und dem Abt Gregor Henkel-Donnersmarck. In seiner Predigt wandte sich Nuntius Farhat (er ist auch Doyen des Diplomatischen Corps in Wien) an die Trauerfamilie, an ihrer Spitze „Eure Kaiserliche und Königliche Hoheit Erzherzog Otto von Österreich“. Habsburg, Thron & Altar: Diese Symbiose funktioniert auch heute noch nach Jahrhunderten. Der Sarg auf dem Katafalk bedeckt mit der schwarz-gelben Kaiserfahne, auf der das Goldene Vlies prangt, Veteranen in nachempfundenen k.u.k.-Monturen, königlich-ungarische Feldzeichen, Ordensritter, Sternkreuzdamen, sehr viele Jungaristokraten – schon im korrekten Cut für das abendliche Familientreffen im Liechtensteinschen Palais in der Bankgasse.

„Tantum ergo sacramentum / Veneremur cernui, / Et antiquum documentum / novo cedat ritui“ – Habsburger, Liechtensteiner, Luxemburger, Auerspergs, Hohenbergs – sie benötigen keine schriftliche Unterlage, wenn es um diesen Gesang geht. Die Melodie ist sowieso in den Genen gespeichert: Joseph Haydns Kaiserhymne.

Carl-Ludwig, Industrieller in Brüssel, war zwar „nur“ das fünfte Kind des letzten österreichischen Kaiserpaares, aber der Abschied war eines Erzherzogs und kaiserlichen Prinzen würdig. In den ersten Bankreihen die Witwe Yolande (geborene Prinzessin de Lingne), der älteste Sohn Carl-Christian mit seiner Gemahlin Marie-Astrid vom Luxemburg, ihr Bruder, der regierende Großherzog, daneben Fürst Hans Adam II, von Liechtenstein, für Tschechien Außenminister Karl Fürst Schwarzenberg.

Nach dem feierlichen Auszug aus dem Dom ertönt die „Pummerin“, und der Trauerkondukt bewegt sich durch die Kärntner Straße zum Neuen Markt bis zu den Pforten der Kapuzinerkirche, wo die Mönche mit Kerzen warten. Hunderte Schaulustige haben sich dieses Nostalgie-Spektakel nicht entgehen lassen. Ein junger Passant telefoniert mit Freunden: „Da sind tausende Menschen! Wahrscheinlich ist das das Begräbnis vom Julius Meinl!“

PRINZEN ohne Reich

Gesegnetes Alter: Von den sieben Kindern Zitas und Karls I. sind noch drei am Leben: Otto (95 und langjähriger Chef des Hauses), Felix (91), Rudolf (88).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2008)

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