Anschlag auf Wiener Moschee: Wer steckt hinter "Neues Europa"?

Osmanli-Moschee
Osmanli-Moschee(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Ein Arzt gestand den Anschlag auf die Wiener Osmanli-Moschee. Er spricht von einer Organisation "Neues Europa" im Hintergrund. Die Polizei sucht nun Mittäter oder Mitwisser.

Was oder wer steckt hinter der Organisation "Neues Europa"? Diese Frage beschäftigt derzeit die Ermittler, nachdem ein 44-jähriger Arzt aus Ebergassing den Sprengstoffanschlag auf die Osmanli-Moschee in Wien-Hernals vom 15. November 2005 gestanden hat. Bei den Einvernahmen beruft sich der Arzt auf die Organisation "Neues Europa". Die Ermittler prüfen nun, ob der Mann tatsächlich Mitstreiter hatte oder ein Einzeltäter war.Das Geständnis ist den Behörden bereits seit dem 3. Februar bekannt. Um die Erhebungen nicht zu gefährden, zeigte sich die Staatsanwaltschaft Wien auch am Donnerstag wortkarg. Die Sache sei "zu sensibel, um damit vorzeitig an die Öffentlichkeit zu gehen", war Behördensprecher Gerhard Jarosch zu keinen konkreten Auskünften bereit. Er ersuchte um Verständnis, da vorzeitige Verlautbarungen die Arbeit des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) behindern könnten.

Wegen versuchten Mords in Haft

Der Arzt war am 29. Jänner im Landesgericht Korneuburg wegen versuchten Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden: Er hatte im vergangenen Sommer in seiner Wohnhaus-Anlage in Ebergassing einen damals 17-Jährigen mit einer Pistole niedergeschossen, weil er sich von dem Jugendlichen ausländischer Abstammung und dessen Begleitern bedroht fühlte. Der Bursch ist seither querschnittgelähmt.

ÖVP-Justizsprecher als Verteidiger

Was während des Schwurprozesses den Anschein eines fatalen Nachbarschaftsstreits hatte, dürfte im Licht der jüngsten Entwicklungen in Wahrheit ausländerfeindliche Hintergründe gehabt haben. Dies räumte auch ÖVP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer ein, im Zivilberuf Rechtsanwalt in Retz, der den Arzt im Rahmen einer Verfahrenshilfe vor den Geschworenen verteidigt hatte.

Er habe von der offenbar ausländerfeindlichen Einstellung seines ehemaligen Mandanten "nichts gewusst", meinte Donnerbauer am Donnerstag: "Auf mich hat der Mann einen sehr unscheinbaren Eindruck gemacht."

Das Urteil wurde am 1. Februar rechtskräftig, da sowohl der Arzt als auch die Staatsanwaltschaft die verhängte Strafe akzeptiert hatten. Damit war Donnerbauers Mandat erloschen. Er hat seither zu dem 44-Jährigen keinen Kontakt mehr gehabt.

Lebensbeichte vor Selbstmordversuch

Kurz nach der Verhandlung hatte der Arzt in seiner Zelle in Korneuburg einen Selbstmordversuch verübt. Am 3. Februar knapp nach 4.00 Uhr bemerkte ein Mithäftling, dass sich der 44-Jährige die Plusadern aufgeschnitten hatte. Der Mann schlug Alarm, um 4.10 Uhr erreichten die Justizwache und ein Arzt die Zelle. Der Lebensmüde wurde ins Spital gebracht und konnte gerettet werden.

Danach wurde der Abschiedsbrief des Arztes mit der mehrseitigen "Lebensbeichte" gefunden. Die Ermittler hielten den Fund bis Mittwoch geheim. Der Arzt wird derzeit in einem psychiatrischen Krankenhaus in Niederösterreich stationär behandelt. Er soll nach wie vor suizidgefährdet sein.

Bei dem Anschlag auf die Osmanli-Moschee in Wien Hernals entstand ein beträchtlicher Sachschaden, verletzt wurde dabei niemand.

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