Klimtvilla: Abriss gestoppt

(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Hietzing. Umbaupläne durch Belvedere sind vom Tisch. Nebengebäude wird Behindertenwerkstatt, das Atelier öffentlich zugänglich.

Wien. Wende im Streit um die Erhaltung der sogenannten Klimtvilla in Hietzing: Das Belvedere zieht seine Pläne zurück.

Ursprünglich wollte das Belvedere das Atelier aus der nachträglich darüber gebauten Villa „herausschälen“ um es, wie es auf der Homepage der Galerie hieß, in den „historischen Zustand zurückzuversetzen“. Jetzt hat das Belvedere, das dieses Areal im Juni 2007 übernahm, den Plan fallen gelassen und sich zurückgezogen, wie die „Presse“ aus dem Wirtschaftsministerium erfährt. „Das Projekt von Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco hat sich als nicht realisierbar herausgestellt“, heißt es.

Nachfolgeprojekt in Arbeit

Konkret ist das Vorhaben am Widerstand von Bundesdenkmalamt und Burghauptmannschaft gescheitert. Beide stellten sich gegen einen Abriss der 1923 errichteten Villa im sogenannten „Rosenkavalier-Barock“, das nach Ende der Donaumonarchie die k.u.k.-Zeit verklärte. Dabei laufe man nämlich Gefahr, das von Klimt zwischen 1911 und 1919 genutzte Atelier zu beschädigen. Außerdem gebe es nur ein schlechtes Foto des Ateliers. Auf dieser Basis sei keine Rekonstruktion möglich. Und jetzt? Die Villa hätte schon lange eine Restaurierung nötig. Derzeit ist das Areal unzugänglich, die Villa geschlossen. Ein Nachfolgeprojekt sei bereits in Arbeit, erklärt Wolfgang Beer von der Burghauptmannschaft – sie verwaltet im Auftrag des Wirtschaftsministeriums die bundeseigenen Immobilien. In einem der Nebengebäude der Klimtvilla, einer in den 1950ern erbauten ehemaligen Schule, soll eine Behindertenwerkstatt eingerichtet werden. Welcher Verein sie betreiben wird, will Beer vorerst nicht bekannt geben.

Fix sei jedenfalls, dass die Villa für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll. „Wir wünschen uns mehr als ein Herzeigen des Ateliers. Eventuell wird eine Klimt-Bibliothek errichtet oder es werden dort Seminare zum Thema veranstaltet.“ Außerdem benötige die Behindertenwerkstatt auch Räume für die Administration, die könne man in der Villa einrichten.

Denkmalschutz so gut wie sicher

Wird die Villa also auch bei diesem Szenario verändert? Das Denkmalamt hat weder das Atelier noch die Villa oder das gesamte Areal für schutzwürdig erklärt. Denn als Bundeseigentum unterliegt das Areal automatisch dem Denkmalschutz. Wegen einer Gesetzesänderung läuft dieser Ende 2009 aus.

Beer beruhigt: Das Grundstück stehe noch nicht unter Schutz weil man sich „Ellenbogenfreiheit“ für Umbauarbeiten am Areal erhalten wolle. Dabei gehe es neben behindertengerechten Umbauten an Nebengebäuden (die alte Schule, ein Schulwarthäuschen und ein Schuppen) um eine „sanfte“ Rückführung“ der Villa. So soll ihr Walmdach (mit vier geneigten Dachflächen) wieder durch ein Flachdach wie beim ursprünglichen Bau aus den 1920ern ersetzt werden und der Garten wieder so aussehen, wie er auf unzähligen Klimt-Bildern gezeigt wird. Die Kosten trägt die Burghauptmannschaft. Danach, so Beer, sei es zu 99 Prozent sicher, dass das Areal unter Denkmalschutz gestellt wird.

ZUR SACHE

Gustav Klimt hat von 1911 bis 1918 in Hietzing gearbeitet. 1923 wurde die Villa von Felix Klein über das Atelier „gestülpt“, dieses wurde 1998 vom Verein Gedenkstätte Klimt wieder entdeckt.

Im Sommer 2007 übernahm das Belvedere das Areal, wollte das Atelier aus der Villa „herausschälen“. Nach Protest von Bundesdenkmalamt und Burghauptmannschaftwurde das Projekt nun zurückgezogen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2008)

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