"E-Card-Tourismus": Gratis-Behandlung für Unversicherte

(c) APA (Barbara Gindl)
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Mit fremder Karte gratis zum Arzt: Ausländische Reiseunternehmen bieten Touristen Arztbesuche in Österreich an. Eine Kontrolle per Foto ist erst ab 2010 geplant.

Mit fremder E-Card gratis zum Arzt. "Immer wenn ich in den Bus einsteige, gibt es ein Angebot vom Reiseunternehmer: Wenn man will, kann man ein paar Tage nach Österreich fahren und sich behandeln lassen - E-Card ist kein Problem." So wurde am Montag eine slowakische Putzfrau im ORF-TV-Sendung "Konkret" zitiert. Demnach sei der "E-Card-Tourismus" in Österreich weit verbreitet. Patienten, die mit fremder E-Card zum Arzt kommen, erhalten eine Gratis-Behandlung.

Dass der Missbrauch regelmäßig stattfindet, bestätigte auch ein Wiener Zahnarzt. Er sagte im Konsumenten- und Servicemagazin: "Der Patient kommt zu mir und hat eine gültige E-Card. Wenn Geschlecht und Alter stimmen, wird er behandelt. Als Zahnarzt fällt mir ein Missbrauch nur dann auf, wenn der echte Karteninhaber schon Röntgenbilder bei mir gemacht hat. Dann kann ich ihn identifizieren." Eine andere Möglichkeit gibt es nicht: "Wenn die E-Card gültig ist, bekommt der falsche Patient die Behandlung gratis."

Hauptverband beruhigt

Beim Hauptverband der Sozialversicherungsträger sieht man "keinen Missbrauch bei der Verwendung von E-Cards", sagte Volker Schörghofer. Es seien derzeit 8,34 Millionen E-Cards aktiv, von denen jährlich rund 100.000 (knapp 1,4 Prozent) verloren gehen, 46.000 davon werden laut Schörghofer gestohlen. Einen "organisierten Diebstahl" könne er jedoch nicht erkennen. "Wenn nämlich jemand seine Karte verliert und das meldet, wird sie sofort gesperrt."

Mediziner, die Zweifel an der Übereinstimmung von Patient und E-Card hätten, müssten sich zusätzlich einen Ausweis vorlegen lassen. Alles andere käme einer Vertragsverletzung des Arztes gleich und könne, so Schörghofer, strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

E-Card mit Foto erst ab 2010

Ein Foto auf der E-Card ist in Österreich erst ab dem Jahr 2010 geplant. In anderen Ländern ist diese Art von Kontrolle bereits üblich. Schörghofer hielt dies nicht für die Ideallösung, die sämtliche Sicherheitslücken stopfen werde. "Außerdem ist das wahnsinnig teuer, man müsste Millionen Menschen fotografieren."

(APA/Red.)

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