Salzburg: Staatsanwalt ermittelt wegen "Masern-Partys"

(c) APA (Barbara Gindl)
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Die Staatsanwaltschaft Salzburg ermittelt gegen Unbekannt: Die Krankheit könnte bei "Masern-Partys" fahrlässig verbreitet worden sein. Die Zahl der Infizierten ist auf 176 gestiegen.

Während das Land Salzburg 23 neue Masern-Fälle meldet und die Zahl der Infizierten auf 176 gestiegen ist, ermittelt die Staatsanwaltschaft (STA) Salzburg gegen Unbekannt wegen "fahrlässiger Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten" (Paragraf 179 StGB). Das Landeskriminalamt versuche nun festzustellen, wo der Ausgangspunkt der Epidemie ist und ob jemand "zu spät, falsch oder gar nicht reagiert hat", sagte der stellvertretende Sprecher der STA Salzburg, Marcus Neher, am Donnerstag. Das Delikt ist mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder mit bis zu 360 Tagessätzen bedroht.

Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) reagierte auf Gerüchte von "Masern-Partys": Ein oder mehrere kranke Kinder werden mit gesunden in einen Raum gesetzt, damit sie an Masern erkranken und künftig immun dagegen sind. "Das bewusste Herbeiführen einer Infektion - noch dazu bei Kindern - ist schwerst verantwortungslos und auf das schärfste zu verurteilen." Die STA solle möglichst rasch die Verdachtsmomente prüfen.

Da Masern unter das Epidemiegesetz fallen, seien sie anzeigepflichtig, so Neher. Die Krankheit sei aber erst seit 2001 melde- bzw. anzeigepflichtig. Das Landeskriminalamt versuche nun zu ermitteln, von wo die Masern-Epidemie ihren Ausgang genommen hat und ob alles unternommen worden sei, was im Epidemiegesetz verlangt wird. Als Ausgangspunkt der Krankheit gilt eine Waldorfschule in der Stadt Salzburg.

Masern-Patienten auf Weg der Besserung

Bis Donnerstag waren in Salzburg 176 Fälle bekannt. In Oberösterreich gibt es vier Masern-Fälle, auch aus Bayern wurden Masern-Infizierte gemeldet. Die fünf Menschen im Alter von 16 bis 30 Jahren, die mit einer schweren Form von Masern ins Landeskrankenhaus Salzburg eingeliefert wurden, befinden sich inzwischen auf dem Weg der Besserung. Drei der Patienten konnten bereits entlassen werden. Das gab das LKH am Freitag bekannt.

Der 21-jährigen Frau, die an einer Masern-bedingten Lungenentzündung leidet, geht es ebenfalls besser. Sie wird auf der Infektiologie isoliert behandelt. Weitere Aufnahmen von Patienten habe es vorläufig nicht gegeben, hieß es am Donnerstagvormittag.

Das Krankenhaus treffe weiterhin alle Maßnahmen, damit keine anderen Patienten oder das Pflegepersonal angesteckt werden, wurde im LKH betont. An die Bevölkerung wird appelliert, bei Symptomen wie Fieber und Hautausschlägen sich vor einem Arzt- oder Spitalsbesuch telefonisch zu melden. In diesem Fall werden die Kranken in gesonderte Räume geleitet, damit sie andere Patienten nicht anstecken.

Salzburg überprüft Impfstatus

Um die Epidemie einzudämmen, haben die Salzburger Gesundheits- und Schulbehörden ein Maßnahmenpaket beschlossen. Diese sieht unter anderem vor, den Impfstatus aller Schüler und Kindergartenkinder im Land zu erheben. Zugleich soll auch der Impfstatus des Lehr- und sonstigen Personals erhoben werden. Allen Personen, bei denen kein Schutz vor einer Masern-Erkrankung besteht, wird dringend eine Impfung angeraten. Zuständig für die Erhebung sind die Schul- bzw. Betriebsärzte. Grundsätzlich wird an die Stadtbevölkerung der dringende Appell gerichtet, ihren Impfstatus - insbesondere bei Personen unter 40 Jahren und Kindern - zu überprüfen, um eine Weiterverbreitung der Epidemie zu vermeiden.

(APA)

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