Graz: Bürgermeister will Handy-Verbot in Öffis

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Siegfried Nagl ist genervt von lauten Klingeltönen und unfreiwillig belauschten Privat-Gesprächen. Das Verbot soll keine Bevormundung sein - man müsse die Menschen vor sich selber schützen, meint Nagl.

In Grazer Öffis könnte bald ein Handy-Verbot herrschen: Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) will in Bus und Bim nicht länger von Klingeltönen und lauten Telefonaten belästigt werden, berichtet die "Kleine Zeitung".

Damit er künftig seine Reise mit den Öffis wieder genießen kann, fordert Nagl jetzt ein Verbot für die Nutzung mobiler Telefone in Bus und Bim. "In Linz soll es ja auch eines geben. Ich will auch in den Fahrzeugen der Grazer Verkehrsbetriebe ein Handy-Verbot durchsetzten", sagt er gegenüber der "Kleinen Zeitung". Als Eigentümer und designierter Aufsichtsratspräsident der Stadtwerke dürfte das kein Problem sein.

Natürlich soll das keine Bevormundung sein, meint Nagl. Man müsse die Menschen eben vor sich selbst schützen. Vergangene Woche hatte eine Stadtwerke -Sprecherin gegenüber der "Kleinen Zeitung" ein Verbot noch ausgeschlossen.

Nagl-Sprecher Thomas Rajakovics bestätigte die Aussagen des Bürgermeisters. "Es sind keine extra Kontrollen und Strafen geplant, es soll nur mittels Pickerl - wie jene, die das Eisessen untersagen - klar gemacht werden, dass telefonieren unerwünscht ist", so Rajakovics, der diese Maßnahmen als "Trägerrakete" für weitergehende Lärmschutz- und Maßnahmen zur Hebung der Lebensqualität sieht.

Sorgen um "jüngeres Publikum"

Die Rückmeldungen seien tendenziell positiv, wenn auch altersmäßig unterschiedlich, so Rajakovics. Gerade um das jüngere Publikum macht sich auch Stadtwerke-Sprecherin Katharina Hofmann-Sewera Sorgen: "Wir haben bisher nicht nichts gemacht, aber eher auf Bewusstseinsbildung gesetzt. Es gibt ja verschiedene Störfaktoren, die individuell unterschiedlich drastisch gesehen werden. Außerdem betreiben auch wir Marketing mit dem Handy und Handynutzer sind auch unsere Zielgruppe."

Dass man sich dem Begehren der Schwarz-grünen Regierung, die gerade dabei ist, auf das kommunale Unternehmen insgesamt stärker unter die Fittiche zu nehmen, nicht verschließen wird können, räumt aber auch Hofmann-Sewera ein: "Wir werden nach Prüfung versuchen, den Wunsch des Eigentümers umzusetzen". Eher skeptisch sind Fahrgastvertreter, die fürchten, dass so ein Asset, das für die Öffi-Nutzung spricht, wegfällt.

(APA/Red.)

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