"Schwarzfahrtickets": 24 ehemalige Kontrolleure vor Gericht

(c) Clemens Fabry / Die Presse
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In Graz sollen ehemalige Fahrscheinkontrolleure Freunde und Verwandte von Mitarbeitern verschont haben. Der Prozess wurde nach den Plädoyers vertagt.

Der Prozess gegen 24 ehemalige Kontrolleure der Graz Linien nach Auffliegen eines "Schwarzfahrticket"-Systems hat am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht begonnen: Die Angeklagten müssen sich wegen Untreue mit einem Schaden von mehr als 110.000 Euro verantworten. Für diese Höhe soll der Drahtzieher geradestehen, die übrigen Beschuldigten jeweils für Teilbeträge.

Von den ursprünglich 24 Angeklagten erschienen zum Prozessstart am Donnerstag 13 Frauen und zehn Männer. Ein Verfahren wurde bereits eingestellt. Die Verhandlung wurde nach den Eröffnungsplädoyers vertagt und soll an zumindest acht weiteren Terminen fortgesetzt werden.

"Milchmädchen-Rechnung", "Kollektivschuld"

Die Verteidiger stießen sich in ihren Plädoyers vor allem an der Schadenshöhe und sprachen von "Milchmädchen-Rechnung" und von "Kollektivschuld". Sechs der Beschuldigten erklärten sich teilweise schuldig und sagten, es tue ihnen leid. Aber die meisten wollten nichts mit dem "System" zu tun gehabt haben, ebenso der mutmaßliche Drahtzieher.

Anschließend erklärte Richterin Angelika Hacker den weiteren "Fahrplan" für den Prozess: Am Montag, 12. Mai, geht es mit der Befragung der einzelnen Angeklagten weiter. Nach mehreren Verhandlungstagen sollen ab 21. Mai Zeugen gehört werden, darunter Holding Graz-Chef Wolfgang Malik sowie Vorstandsdirektorin Barbara Muhr. Als letzter Verhandlungstag ist der 28. Mai angepeilt, das kann sich jedoch noch im Laufe der Prozesses ändern.

Fahrscheine mit Dienstnummern versehen

Laut Anklage soll der Hauptangeklagte zwischen 2009 und September 2011 dem Großteil der Kontrolleure einer privaten Sicherheitsfirma sein Schwarzfahr-System näher gebracht haben: Dabei wurden ungültige Fahrscheine mit den Dienstnummern der Mitarbeiter versehen und an Freunde und Familienangehörige weitergegeben. Bei Fahrscheinüberprüfungen - egal durch welche Kollegen - wurden diese "Schwarzfahrer" verschont.

Nachdem das System aufgeflogen war, wurden die beschuldigten Mitarbeiter entlassen. Der mutmaßliche Drahtzieher bestritt bisher die Vorwürfe, die anderen Angeklagten sind teilweise geständig. Die Sicherheitsfirma hat den Schaden, welcher der Holding Graz als Betreiber der öffentlichen Verkehrsmittel entstanden war, beglichen.

(APA)

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