Vergewaltigung oder "Rollenspiel"? Handwerker verurteilt

Ein Mann soll in Wien eine Frau vergewaltigt haben, bei der er zuvor Malerarbeiten erledigt hatte. Er wurde nun zu acht Jahren Haft verurteilt.

Bei seinem Prozess um eine mutmaßliche Vergewaltigung einer 47-Jährigen Frau ist der Angeklagte am Donnerstag am Wiener Landesgericht zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Der 31-Jährige erbat sich drei Tage Bedenkzeit, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig. Der Angeklagte versuchte bis zuletzt, die Tat als freiwilliges "Rollenspiel" darzustellen.

Der Beschäftigungslose hatte im September 2013 damit begonnen, die Wohnung der Frau auszumalen. Zu Halloween läutete er gegen 20 Uhr an ihrer Tür in Wien-Hietzing, wobei er sich laut Anklage zum Schein erkundigte, ob die Wände schon trocken seien. In der Wohnung soll er dann eine Gaspistole gezückt, der Frau die Waffe an den Hinterkopf gedrückt und diese gefesselt und geknebelt haben. Anschließend wurde das wehrlose Opfer laut Staatsanwaltschaft mehrfach vergewaltigt. Danach soll der Mann die 47-Jährige noch gezwungen haben, ihn zwei Mal zu einem nahe gelegenen Bankomaten zu begleiten, wobei sie mit ihrer Bankomat-Karte insgesamt mehr als 3000 Euro behob, die er sich aneignete.

Angeklagter beharrt auf "Vergewaltigungsfantasien"

Der Angeklagte wies die Anschuldigungen bereits am ersten Prozesstag Anfang April von sich. "Sie hat gesagt, sie hat Vergewaltigungsfantasien, hat sich aber noch nicht mit jemandem drüber getraut." Bei einem vorangegangenen Besuch am 26. Oktober, bei dem es schon zu sexuellen Handlungen gekommen sei, habe sie ihn gefragt, "ob ich mich dazu bereit erklären würde".

Am Tag nach dem Vorfall war die Frau Zeugen zufolge allerdings in einem Ausnahmezustand. "Sie war ein Häufchen Elend, hat gezittert und kaum etwas reden können", beschrieb die beste Freundin vor Gericht. Die 47-Jährige hatte sie per SMS kontaktiert, weil sie "nicht alleine sein konnte". Nach und nach habe sie schließlich über die Stunden zuvor berichtet. "Sie hat gesagt, mir ist das schlimmste passiert, was einer Frau passieren kann, ich wurde vergewaltigt", so die Freundin.

Gemeinsam kontaktierten die Frauen den befreundeten Hausarzt der 47-Jährigen und trafen diesen in seiner Praxis. "Ihr Zustand war völlig katastrophal, sie war in einem absoluten Ausnahmezustand", berichtete der Mediziner. Sie habe ihm erzählt, dass sie von dem Maler mit einem Messer bedroht und vergewaltigt worden ist. Anfangs weigerte sie sich allerdings zur Polizei zu gehen, da ihr der mutmaßliche Täter damit gedroht habe, "die Russenmafia zu schicken, die sie tot machen". Schließlich habe er die Frau aber soweit beruhigen können, dass sie ein Kommissariat aufsuchte und Anzeige erstattete.

Urteil: Vergewaltigung, schwerer Raub

Der Schöffensenat unter Vorsitz von Sonja Höpler-Salat schenkte der "Rollenspiel"-Version keinen Glauben und verurteilte den Mann wegen Vergewaltigung und schwerem Raub zu acht Jahren Haft. Dennoch blieb er bis zuletzt bei seiner Version: "Ich habe sie nicht vergewaltigt, ich habe sie nicht beraubt", betonte er - bevor er sich drei Tage Bedenkzeit erbat. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

(APA)

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