Wien Landstraße: Dreikampf um „Markthalle neu“

(c) Clemens Fabry
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Seit Jahren ist die Wiedereröffnung der alten Landstraßer Markthalle angekündigt. Nun gibt es drei interessierte Investoren. Eine Entscheidung soll noch im Mai fallen.

Wien. Es ist ein lange geplantes Comeback. Und eines, das schon mehrfach verschoben wurde: jenes der Landstraßer Markthalle, die 2008 eher überraschend und unter Protest von Standlern und tausenden Anrainern geschlossen wurde.

Nun, sechs Jahre und mindestens drei geplante und letztlich wieder abgesagte Eröffnungen später, gibt es die angedachte kleinere – und modernere – Variante der alten Markthalle beim Bahnhof Wien-Mitte (siehe Grafik) immer noch nicht. Eine Entscheidung über die Zukunft soll nun im Mai fallen.

Wie der Koordinator der neuen Markthalle, Franz Zinggl, sagt, gebe es drei interessierte Investoren. Zinggl hofft auf eine Einigung mit einem der Interessenten in den nächsten Tagen. „Die Verhandlungen ziehen sich,“ sagt Zinggl. „Viel Zeit bleibt nicht mehr.“ Denn will man wie geplant im Herbst eröffnen, müssten die Bauarbeiten spätestens im Juni beginnen. Sonst droht eine weitere Verzögerung – oder überhaupt ein Ende der Markthallen-Pläne für Wien-Mitte: Denn dass die BAI (Bauträger Austria Immobilien Gmbh) als Projektverantwortliche für den Umbau von Wien-Mitte sowie des dortigen Einkaufszentrums „The Mall“, rund 1200 Quadratmeter seit Jahren als Marktgebiet reserviert hält, ist keine Selbstverständlichkeit. Vertraglich verpflichtet ist die BAI dazu nicht.

Kommt nun aber einer der Investoren zum Zug, würde er das Marktgebiet von der BAI mieten und die erforderlichen Bauarbeiten – sämtliche Roharbeiten von Boden über Belüftung bis Elektrik sind noch ausständig – finanzieren. Die Marktstände zwischen 17 und 150 Quadratmetern würde der Investor dann an Standbetreiber vermieten. 13 Standler seien laut Koordinator Zinggl interessiert, drei waren schon in der alten Markthalle tätig.

Der neue Standort hätte jedenfalls „Marktcharakter“, sagt Zinggl. Die Stände würden – wie in der alten Halle – mit Zwischenwänden voneinander getrennt. Sonst soll optisch möglichst wenig an die alte Markthalle – die 1979 eröffnet wurde – erinnern, die in den Jahren vor ihrem Aus schwer sanierungsbedürftig und wenig einladend war. Auch den alten Namen „Landstraßer Markthalle“ will man nicht mehr verwenden. Das Angebot reiche von Obst und Gemüse über Fisch und Fleisch bis Brot.

Der ÖVP Landstraße geht das alles zu langsam. Sie wirft Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ), der schon 2009 eine Wiedereröffnung der Markthalle versprochen hat, fehlendes Engagement vor. „Die Standler werden sich nicht leisten können, ewig zuzuschauen und zu warten,“ sagt ÖVP-Klubchef Georg Keri. Er befürchtet, dass nach mehreren abgesagten Eröffnungen wieder nichts aus der Markthalle neu wird. Zuletzt waren im November 2013 die Verhandlungen zwischen BAI und einem Investor kurz vor dem Abschluss geplatzt.

Privat geführter Markt

Die Stadt Wien ist übrigens nicht involviert: Der Markt wäre rein privat betrieben, was im dritten Bezirk durchaus goutiert wird: Die Stadt hatte das Aus der Markthalle mit deren unleistbarem Sanierungsbedarf argumentiert. Tatsächlich, so der Vorwurf damals, habe die Stadt die Halle verkommen lassen, bis sie nicht mehr zu sanieren war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2014)

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