Mariazell: Bürgeralpe ist insolvent

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Das Familienausflugsgebiet über dem Wallfahrtsort ist nach einem schneearmen Winter überschuldet. Es soll aber bestehen bleiben.

Mariazell. Rund 100.000 Menschen besuchen jährlich die Mariazeller Bürgeralpe, einen familientauglichen Ausflugsberg oberhalb des Wallfahrtsortes an der steirisch-niederösterreichischen Grenze. Nicht genug offenbar, um damit wirtschaftlich erfolgreich zu sein: Am Dienstag ist über die Mariazeller Schwebebahnen-GmbH das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

Dem Betreiber der erst 2002 sanierten Gondelbahn sowie vier weiterer Lifte hätten die klimatischen Verhältnisse das Genick gebrochen, sagt Bürgermeister Josef Kuss (ÖVP): „Wir hatten da zuletzt viel Pech.“ Einige schwierige Saisonen – den Großteil der Besucher verzeichnet die Bürgeralpe im Winter – hätten in dem extrem warmen und schneearmen heurigen Winter gegipfelt. Das hatte – trotz neuer Beschneiungsanlagen – massive Umsatzeinbußen zur Folge, die in Kombination mit der „niedrigen Eigenkapitalausstattung“ (Kuss) zur Insolvenz geführt hätten.

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Land darf nicht retten

Das Verfahren, in dem 1,9 Millionen Euro an Aktiva fast sieben Millionen an Gläubigerforderungen gegenüberstehen, ist beim Landesgericht Leoben anhängig, beim Großteil der rund hundert Schuldner soll es sich um kleinere Bankinstitute handeln. Als Sanierungsplan ist eine Quote von 20 Prozent vorgeschlagen, bis September ist der Fortbetrieb dank einer Übergangsförderung des Landes Steiermark gesichert.

Dass die Steiermark drei Viertel der Anteile an der Seilbahn hält (weitere 14 Prozent liegen bei den Gemeinden Mariazell und Mitterbach), dürfte der Gesellschaft mit zum Verhängnis geworden sein. Ein privater Eigentümer hätte die schlechten Saisonen – in den vergangenen Jahren hätte man im operativen Bereich immer „solide gewirtschaftet“, erklärt der Bürgermeister – mit eigenem Geld überbrücken können. Der öffentlichen Hand ist das aber wegen des EU-Wettbewerbsrechts nicht erlaubt, daher die Insolvenz nach der schlechten Bilanz in den Semesterferien – normalerweise dem wichtigsten Umsatzbringer für das Skigebiet.

Zu Ende soll die Geschichte der Bürgeralm – die Seilbahn, eröffnet 1924, zählt zu den ältesten Österreichs – mit der Insolvenz aber nicht sein. Sowohl die Gemeinde Mariazell als auch der steirische Tourismusreferent Hermann Schützenhöfer haben Gespräche über eine Fortführung des Ski- und Wandergebietes angekündigt. Damit dürfen auch die 31 Mitarbeiter der Schwebebahn-GmbH hoffen: Der Fortbetrieb solle sich „in der selben Dimension“ wie bisher bewegen, sagt der Bürgermeister zur „Presse“. Gespräche seien im Laufen, „das Signal ist: es geht weiter.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2014)

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