Nach Prügelattacke: Wiener Politiker Natschläger gestorben

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Der 64-jährige Bezirkspolitiker Gottfried Natschläger erlag in der Nacht auf Samstag seinen schweren Verletzungen. Natschläger war am 23. April von Jugendlichen attackiert worden.

Der 64-jährige VP-Bezirkspolitiker Gottfried Natschläger aus Wien-Währing ist tot. Er war am 23. April von Jugendlichen attackiert worden und ist in der Nacht auf Samstag seinen schweren Verletzungen erlegen. Die Meldung des ORF-Radios Wien wurde von der Polizei bestätigt.

Täter: "Waren halt nicht gut drauf"

Am 23. April war der Politiker abends in seinem Heimatbezirk auf offener Straße mit einem Faustschlag niedergestreckt worden und so unglücklich gestürzt, dass er ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt. Die beiden Jugendlichen stellten sich zwei Tage später der Polizei, da sie auf einem Überwachungsvideo gut zu erkennen waren. Ein besonderes Motiv für ihre Tat konnten die Burschen bei den Einvernahmen nicht angeben. "Sie waren halt nicht gut drauf", berichtete damals Michael Mimra, Leiter der Kriminaldirektion 1 (KD 1).

Die beiden angetrunkenen 20-Jährigen hatten zuvor in der Linie 41 randaliert und Passagiere attackiert. Der Fahrer verwies sie bei der Station Kutschkergasse daraufhin des Zuges. Nachdem sie "aggressive Handlungen" gegen die Straßenbahn gesetzt hatten, liefen sie die Währinger Straße stadtauswärts.

Täter gingen nach Tat etwas trinken

Vor einem Kaffeegeschäft trafen die beiden auf ihr Opfer. Im Vorbeilaufen soll der mutmaßliche Haupttäter, ein 20-jähriger Wiener, dem Politiker einen Schlag ins Gesicht versetzt haben, worauf dieser offenbar das Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf gegen die Gehsteigkante prallte. Die jungen Männer liefen einfach weiter und gingen in ein Lokal etwas trinken.

Die Polizei war den Burschen in der Folge bereits auf der Spur. Wegen der veröffentlichten Überwachungsbilder stellten sich die beiden aber vorher selbst. Der 20-Jährige wurde in das landesgerichtliche Gefangenenhaus überstellt. Er wurde damals wegen schwerer Körperverletzung, sein gleichaltriger Begleiter aus Niederösterreich auf freiem Fuß angezeigt.

Bürgermeister Häupl "tief betroffen" 

Erschüttert vom Ableben des Währinger VP-Bezirkspolitikers zeigte sich am Samstag der Wiener SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl in einer Aussendung. Es falle besonders schwer, die richtigen Worte der Trauer und des Trostes für die Hinterbliebenen zu finden, wenn jemand wie in diesem tragischen Fall zufälliges Opfer sinnloser Gewalt geworden ist, sagte der Wiener SPÖ-Chef.

"Tief betroffen" vom Tod Natschlägers nach der Attacke zweier Jugendlicher waren auch der Wiener SP-Klubchef Christian Oxonitsch und der Chef der SPÖ-Währing Fritz Strobl. Sie würdigten den Verstorbenen als "engagierten, beliebten Bezirkspolitiker". Er werde dem Bezirk und den Menschen fehlen.

ÖVP: "Null Toleranz gegenüber jugendlichen Gewalttätern"

"Unsere Gesinnungsgemeinschaft verliert einen überzeugten christlich-sozialen Politiker, dessen ganzes Engagement seinen Mitmenschen galt", würdigten der Wiener ÖVP-Landesparteichef Johannes Hahn und Klubobmann Matthias Tschirf in einer Aussendung den Verstorbenen. Seitens der Währinger ÖVP zeigten sich Parteiobmann Johannes Prochaska und Bezirksvorsteher Karl Homole "tief erschüttert". Natschläger sei als exzellenter Fachmann in Finanzfragen "eigentlich die Seele des Bezirksbudgets" gewesen.

ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon würdigte Natschläger als "angesehenen und verdienten Politiker". Er plädierte - wie auch ÖVP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer - für "null Toleranz gegenüber jugendlichen Gewalttätern": "Wir müssen einschreiten, wir müssen hinschauen und dürfen nicht die Augen davor verschließen", meinte Missethon und erinnerte an seinen jüngsten Besuch in einem deutschen "Box-Camp".

"Aus Tod nicht politisches Kapital schlagen" 

Betroffen zeigte sich auch die Klubobfrau der Wiener Grünen Maria Vassilakou. Die ÖVP verliere einen engagierten Kollegen und Bezirkspolitiker, der sicherlich eine Lücke hinterlassen werde. Vassilakou warnte in einer Aussendung davor, "aus dem Tod Natschlägers nun politisches Kapital schlagen zu wollen".

Er halte nichts davon, Jugendliche in "Box-Camps" zu stecken, in der Hoffnung, dass danach alles gut sein, erklärte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Aber es müsse überlegt werden, ob die "derzeitig liberale Strafjustiz" für Jugendliche der richtige Weg sei. Im Fall Natschläger forderte er die "volle Härte der Justiz". Den Tätern müsse klar gemacht werden, dass es keinerlei Toleranz bei derart widerwärtigen Gewalttaten gebe, meinte Strache - der in einer Aussendung auch sein "tief empfundenes Beileid" ausdrückte.

"Zur falschen Zeit am falschen Ort"

"Natschläger war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und hat dies mit seinem Leben bezahlt", meinte BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz. Jetzt sei die Justiz gefordert, "ein deutliches Zeichen zu setzen und ein Exempel zu statuieren, um zu zeigen, dass Gewaltverbrecher in Österreich keine Toleranz zu erwarten haben". (APA)

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