Salzburg soll Notunterkunft für Bettler erhalten

Archivbild: Eine Bettlerin in Salzburg
Archivbild: Eine Bettlerin in SalzburgAPA/BARBARA GINDL
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Die Betreuung für 40 bis 50 Notreisende soll von Stadt, Land und Caritas finanziert werden. Verbote hat der "Runde Tisch Betteln" vorerst nicht zur Folge.

Der in der Stadt Salzburg heuer ins Leben gerufene "Runde Tisch Betteln" hat vorerst keine neuen ordnungspolitischen Maßnahmen wie etwa ein sektorales Bettelverbot in Teilen der Altstadt zur Folge. Dafür soll es eine ganzjährige Notunterkunft für 40 bis 50 Armutsreisende samt Basisversorgung geben, die von Stadt, Land und Caritas gemeinsam getragen wird, hieß es am Montag.

Für Anja Hagenauer (SPÖ), die für Sozialfragen zuständige Vizebürgermeisterin, ist klar, dass mit sozialarbeiterischen Maßnahmen auch regulierend eingegriffen werden kann. Denn die Befürchtung, dass ein dauerhaftes Notquartier Bettler geradezu nach Salzburg ziehe, wurde zuletzt mehrfach geäußert. "Eine Beschränkung muss es geben. Es leben ja auch nicht alle Einheimischen in einer Unterkunft."

Kosten? "Weit weg von den kolportierten Summen"

Die Caritas wird schon in den nächsten Tagen ein Konzept für den Betrieb einer solchen Unterkunft vorlegen, dann sollte auch abschätzbar sein, wie hoch die Kosten für die Träger ungefähr sein werden. "Wir sind weit weg von den kolportierten Summen", sagte Hagenauer - zuletzt tauchte in Medien der Betrag von einer Million Euro auf. Die Caritas sei bekannt, dass sie vieles durch Ehrenamtliche erledige, und außerdem "bin ich eine Sparmeisterin", so die Vizebürgermeisterin. Der Knackpunkt ist für sie aber ein anderer: ein geeignetes Gebäude zu finden. Denn die "Arche Süd", wo zurzeit Bettlerinnen maximal 14 Tage lang notversorgt werden, sei definitiv zu klein.

In Summe listete der sozialpolitische Arbeitskreis des Runden Tisches zehn Maßnahmen auf, die nach Priorität gereiht wurden, von denen aber etliche in einer geeigneten Unterkunft gleich mit erfolgen können. Empfohlen wurden unter anderem eine Basisversorgung mit Lebensmitteln, eine aufsuchende Sozialarbeit und Beratung über die Rechtslage, eine mobile Gesundheitsversorgung oder ein eigener Bettelbeauftragter im Magistrat.

Im ordnungspolitischen Arbeitskreis wurden unterschiedliche Maßnahmen, etwa ein sektorales Verbot, rechtlich bewertet, für die Umsetzung sind aber unterschiedliche Gebietskörperschaften zuständig. Konkrete Forderungen gibt es aber nicht: "Die Verwaltung kann das Land nicht einfach auffordern", so Magistratsdirektor Martin Floss. Für die Schaffung von Verbotszonen besteht zwar die rechtliche Möglichkeit, allerdings ist ein solcher Antrag im Gemeinderat bereits abgeblitzt. "Wenn es neue Vorschläge gibt, können wir gerne wieder diskutieren, aber nicht mehr über den gleichen Antrag", sagte Hagenauer.

FPÖ: "Vor Bettel-Lobby in die Knie gegangen"

Und genau deswegen ist für ÖVP-Vizebürgermeister Harry Preuner - zuständig für die öffentliche Ordnung - der Runde Tisch auch gescheitert. "Durch ein Bettelverbot in bestimmten Bereichen wäre es sofort möglich, die mit dem Betteln einhergehenden Belästigungen zu unterbinden. Es ist davon auszugehen, dass dadurch auch eine Reduzierung der in Salzburg bettelnden Personen erreicht werden könnte."

Und für FPÖ-Klubobmann Andreas Schöppl ist die Politik heute "vor der Bettel-Lobby in die Knie gegangen". "Die dringend notwendigen gesetzlichen Maßnahmen wurden von der Mehrheit der Teilnehmer verworfen. Die rechtliche Situation soll unverändert bleiben, also auch weiterhin dem Bettelunwesen kein Riegel vorgeschoben werden. Andererseits wurden zehn Punkte präsentiert, um den Bettlern ihren Aufenthalt in Salzburg möglichst leicht und angenehm zu gestalten", so der Freiheitliche in einer Aussendung.

(APA)

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