Pop

Austragungsort: Feilschen um den Song Contest

EUROVISION SONG CONTEST 2015: STADTHALLE GRAZ
EUROVISION SONG CONTEST 2015: STADTHALLE GRAZ(c) APA (ERWIN SCHERIAU)
  • Drucken

St. Marx ist als möglicher Austragungsort für den Song Contest im Mai 2015 aus dem Rennen. Graz und Innsbruck sollen dem ORF hohe Summen für den Zuschlag geboten haben. Eine Entscheidung soll Ende Juli oder Anfang August fallen.

Wien. Da waren es nur noch drei. Der Eurovision Song Contest (ESC) wird im nächsten Jahr definitiv nicht in St. Marx stattfinden. Die Idee, den ESC in einer temporären Mehrzweckhalle im Wiener Stadtteil neben der ehemaligen Rinderhalle auszurichten, ist definitiv vom Tisch. „Neu Marx war bei den weiterführenden Gesprächen kein Thema und ist somit für den ORF auch nicht mehr im Rennen", hieß es dazu am Donnerstag aus dem ORF.

Damit sind noch drei Bewerber um die Austragung von Europas größtem Musik-Wettbewerb am 23. Mai 2015  im Rennen: Wien mit der Stadthalle, Innsbruck mit der Olympiahalle sowie die Grazer Stadthalle. Für welche Stadt sich die ORF-Führung entscheidet, soll spätestens Anfang August bekannt gegeben werden. Für die Kandidaten geht es um viel: Der Werbewert ist bei 180 Millionen Zusehern weltweit  - so viele sahen beim diesjährigen ESC insgesamt bei den beiden Halbfinale und dem Finale zu - unbezahlbar, der wirtschaftliche Nutzen enorm.

Genau deswegen sind die Städte durchaus bereit, sich den Zuschlag einiges kosten zu lassen. Offiziell wird um die Summen, die dem ORF geboten wurden, nicht gesprochen. Glaubt man den Gerüchten, soll Graz bereit sein, fünf bis zehn Millionen Euro zu zahlen. Tirol, wo sich angeblich auch Hotellerie und Gastronomie finanziell beteiligen, soll zehn Millionen geboten haben. Bestätigen will die Zahlen mit Verweis auf das vereinbarte Stillschweigen niemand. Die Stadt Wien schweigt auch, Bürgermeister Michael Häupl hat allerdings kürzlich in einem Interview davon gesprochen, dass Wien „nicht mitsteigern" werde.

Innenansicht der Olympiaworld in Innsbruck
Innenansicht der Olympiaworld in Innsbruck(c) APA (BARBARA GINDL)

Die Innsbrucker Bürgermeistern Christine Oppitz-Plörer glaubt aber nicht, „dass dieser Wettbewerb über das Geld zu gewinnen ist", wie sie im „Presse"-Gespräch sagt. Vielmehr ginge es darum, dass sich der ORF darauf verlassen könne, dass die Stadt und ihre wichtigsten Organisationen den Song Contest professionell und reibungslos abwickeln können. „Sorglos-Paket" nennt Oppitz-Plörrer das - und ist überzeugt, dass Innsbruck genau ein solches biete.

In der Vorwoche hat eine ORF-Delegation um Generaldirektor Alexander Wrabetz die drei Kandidaten-Städte besucht. Innsbruck, wo auch die Tourismusverbände von Land und Stadt eingebunden sind, war dem Vernehmen nach bestens vorbereitet. „Wir haben", sagt die Bürgermeisterin, „ein sehr weit gediehenes Konzept präsentiert". Rund um die Olympiahalle, die mit 12.000 Besuchern deutlich weniger als Graz (16.200) und Wien (16.000) fasst, gebe es zudem genügend freie Flächen, um die Menschenmassen zu bewältigen. Vor der Halle würde auch ein Pressezentrum errichtet. Der Flughafen, der in der Wintersaison an starken Tagen 15.000 Passagiere pro Tag abwickelt, sei für eine derartige Großveranstaltung ebenso vorbereitet wie die Hotellerie. Die erforderlichen 10.000 Betten könne man problemlos bereitstellen.

Auch Graz sieht sich dank der Erfahrungen mit der Austragung von „Wetten, dass..." und „Musikantenstadl" und einer vergleichsweise neuen Halle bestens qualifiziert. Innsbruck und Graz werben beide mit „einem Song Contest der kurzen Wege".

Wiener Stadthalle
Wiener Stadthalle(c) APA (HANS KLAUS TECHT)

Wien gibt sich da vergleichsweise zurückhaltend. Dass St.Marx aus dem Spiel ist, hat die Stadt nicht sehr überrascht. „Unsere Priorität war immer die Stadthalle", heißt es aus dem Büro von Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ). St. Marx  habe man als Alternative ins Spiel gebracht, falls die Stadthalle als Austragungsort für den ORF nicht in Frage gekommen wäre. Anders als in Innsbruck und Graz sind Hotellerie und Gastronomie in Wien bisher nicht eingebunden gewesen. Josef Bitzinger, Spartenobmann der Wiener Touristiker, hat aber „ein wahnsinniges Interesse daran, dass wir den Song Contest nach Wien bekommen". „Mitbieten" solle und müsse Wien aber nicht, findet er. „Wien ist der einzig logische Austragungsort. Keine andere Stadt hat unsere Infrastruktur."

In Graz und Innsbruck sieht man das freilich anders. Wer auch immer den Zuschlag bekommt, sagt Innsbrucks Bürgermeisterin, müsse sich extrem anstrengen, denn: „Es gibt keine Generalprobe."  (mpm/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.