Sommer auf der Alm: Bunte Wiesen, schroffe Berge

THEMENBILD: WETTER
THEMENBILD: WETTERAPA/BARBARA GINDL
  • Drucken

Für unsere Urlaubsserie bereiste die "Presse am Sonntag" Österreichs schönste Almen – und wagte dabei auch einen lohnenden Abstecher nach Südtirol.

Sie ist bekannt aus unzähligen Heimatfilmen: die Alm. Viele Klischees sind mit ihr verbunden, unter anderem jenes, dass es ebendort „koa Sünd'“ gibt.

Abseits der Klischees sind Almen vor allem eines: ruhig, idyllisch und schön. Manchmal sogar atemberaubend schön.

„Die Presse am Sonntag“ hat im Rahmen der Sommerserie ihre ganz subjektiven Favoriten bereist. Das Urteil ist immer dasselbe: Empfehlenswert!

Toralm: Highlands ohne Humtata

Keine Ausschank, kein Humtata, keine karierten Vorhänge: Rund um die Toralm muhen Kühe, drinnen wird Käse gemacht. Hat der Wanderer Glück, kann er ein Stückerl erstehen, das er am besten ein paar Meter höher am Torsee inmitten von Heidelbeerstauden verjausnet. Den Kalorienschub braucht er, denn der Weg von Jochberg (Kelchalm) oder Hinterglemm (Lindlingalm) hinauf zum Tor, zur Alm und zum See dauert Stunden. Fantastische Ruhe herrscht hier oben – die Gegend durfte nämlich einer der wenigen weißen Flecken im riesigen Skizirkus bleiben. Grüne Flecken hingegen lassen sich in dem baumlosen Gelände in allen nur erdenklichen Schattierungen studieren. Und wenn Hochnebelschwaden um die Grasgipfel der Kitzbüheler Alpen ziehen, dann sieht die Toralm nicht nach Tirol aus, sondern nach schottischen Highlands. MAD

Wolayer Alm: Vom Paläozoikum aufwärts

Unglaubliche Gesteinsformationen bauen sich vor der oberen Wolayer Alm auf – in kaum einem Gebirge der Welt liegen Schichten und Fossilien so frei wie in den Karnischen Alpen. Es ist zu hoffen, dass die Unesco das Gebiet zum Welterbe erklärt, Geopark ist es bereits, sodass man quasi das Paläozoikum aufwärts wandert. Über die Alm schließlich langt man bei einem traumhaften See an, an dessen Uferkante die Wolayersee-Hütte steht. Vor Kurzem ist die traditionelle Einkehr um einen Holzzubau erweitert worden, einen modernen Gastraum und um kleine Zimmer – der Bedarf, hier zu übernachten, wächst, führt doch der Karnische Höhenweg vorbei. Ein guter Platz mit prächtiger Optik, um eine Kärntner Brettljause (oder merende carinziana sul legno, schließlich liegt das Wolayer-Gebiet an der Grenze zu Friaul) einzuschneiden. MAD

Seiser Alm: Weil sie immer noch schön ist

Meinen letzten Sommer in Südtirol verbrachte ich als Hotel-Aushilfskraft inmitten einer Filmkulisse, die sich auf 57 Quadratkilometern in den Dolomiten erstreckt: Auf der Seiser Alm spielen nicht nur weichgezeichnete Musikvideos der Kastelruther Spatzen, auch der legendäre Luis Trenker drehte dort – und in den 1960ern tanzten Roman Polanskis Vampire auf der Alm. Aus dem Osten kamen 2004 auch viele meiner Kollegen: Tschechen servierten Speckknödel, die von Ungarn gekocht wurden. Fluchen konnte ich bald in beiden Sprachen, denn geflucht wurde viel: über kleinliche Deutsche, schrille Italiener und Titel-vernarrte Österreicher. Am Ende tranken wir dann doch alle gemeinsam Jägermeister in der Touristendisco. Und so richtig geärgert hat mich damals ohnehin nur das, was Wikipedia als „touristisch intensiv erschlossen“ beschreibt: zu viele Skilifte, zu protzige Appartementhäuser.

Heute denke ich manchmal an eine Szene aus Felix Mitterers genialem Filmmehrteiler „Die Piefke-Saga“, in der ein Journalist aus Wien einen Freund in Tirol besucht. Während dieser auf einer Wanderung überall nur Verschandelung sieht, sagt der Wiener: „Es ist immer noch sehr schön hier.“ Vielleicht muss man ein paar Jahre weg sein, um das zu verstehen. Denn heute gibt es Momente, da rauben mir die bunten Wiesen, die sternenklaren Nächte und die schroffen Berge, da raubt mir ihre Schönheit beinahe den Atem. SK

Hinter den Skiliften und auf der Loserspitze

Mitten in Altaussee und leicht zu verpassen zweigt die Straße ab, die zum Fuß des Loser führt. Dort, im Schatten des Losers, hinter den Skiliften, laden im Sommer viele Wanderwege zum Erkunden ein. Ein kleines Juwel ist jener zur Blaa Alm, wo ein liebevoll gestaltetes Lokal mit einem großen Spielplatz für Kleine lockt. Kulinarisch wird mit traditionell steirischer Küche aufgewartet, reservieren braucht man nicht. Obwohl das Haus zu jeder Jahreszeit gefüllt wirkt, finden die herzlichen Kellnerinnen immer noch einen Platz. Wie überall in Aussee begegnet einem ein gemischtes Publikum. Perfekt ausgestattete Wanderer, ein paar Turnschuhtouristen, aber auch Einheimische. Nicht selten trifft man auf die von Einheimischen liebevoll getauften „Wienerseer“. Diese zeichnen sich dadurch aus, indem sie in ein perfektes G'wand, wie Dirndlkleid und Lederhose auch genannt werden, gekleidet sind. Wer sich in die Höhe wagt, dem sei der Loser Geotrail ans Herz gelegt. Er schlängelt sich, nicht besonders anspruchsvoll, den Karstgebieten entlang, an Höhlen und einem See vorbei. Als Abschluss bietet sich der Einkehrschwung bei der Loserhütte an, wo es nicht nur phänomenale Kässpätzle sondern auch eine traumhafte Aussicht über Aussee und den Altausseersee gibt. JTK

tiPPS

Wolayer Alm & SeeEinkehr am See: www.wolayerseehuette-lesachtal.at
Geologieinfo für unterwegs: www.geopark-karnische-alpen.at

Toralm & -see.Einkehren am Weg: Von Jochberger Seite in der Kelchalm und der Oberkaseralm. Von der Hinterglem-mer Seite in der Lindlingalm und Saalalm.

Seiser Almwww.seiseralm.it Pflicht: Einmal auf den Schlern. Kür: Nicht über den Touristensteig (nomen est omen), sondern über Völs auf dem längeren – aber wunderschönen – Knüppelweg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

THEMENBILD:  STEIERMARK-WAHL / LAeNDERPORTRAeT / DACHSTEIN
Wien

Sommersport: Steile Wände, schnelles Wasser

Lieber klettern oder Kajak fahren? Lieber Schneeberg oder Salza? Oder beides? Die Sommerfrische-Serie ist diesmal eine konditionelle Herausforderung.
Oesterreich - Burgenland - Eisenstadt - Fussgeherzone
Wien

Ein Sommer aus Beton: Rein in die Stadt!

Neun gute Gründe, nicht aufs Land zu fahren: Die Sommerfrische-Serie zeigt diesmal die hitzefesten Seiten der Landeshauptstädte und verrät, wo man abends am besten gemeinsam trinkt.
FEATURE 150 JAHRE SEMMERINGBAHN
Österreich

Nostalgie-Sommer: Die Wiederentdeckung der Langsamkeit

Semmering, Mariazell, Ischl und Goldegg: Wo man im besten Sinne altmodisch Urlaub macht, zeigt der Teil Nostalgie der Sommerfrische-Serie.
Traunstein am Traunsee
Reise

Urlaub in Österreich: Eine kleine Vermessung der Sommerfrische

Wer macht Urlaub in Österreich? Und wie verbringen die Österreicher ihre Ferien? Was treibt uns immer wieder an dieselben Orte? Von typischen Österreich-Urlaubern und den schönsten Seen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.